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24.06.2008 / Ehemalige Zwangsarbeiter in Dornbirn

Dornbirn online - Die Stadt Dornbirn hat ehemalige Zwangsarbeiter, die während des Naziregimes nach Dornbirn verschleppt wurden, zu einem Besuch in die Stadt eingeladen.

 

Rovenki - Gruppenbild

Stadtarchiv Dornbirn


Besuch einer Delegation aus Rovenki/Ukraine vom 22. bis 26. Juni

Bürgermeister DI Wolfgang Rümmele konnte heute bei einem Empfang im Dornbirner Rathaus dem stellvertretenden Bürgermeister von Rovenki, Herrn Wolodymyr Glushchenko, eine Unterstützung in der Höhe von € 10.000,--, die der ukrainischen Stadt, aber auch den Zwangsarbeitern zugute kommen soll, überreichen. Vom Stadtarchiv wurden kürzlich, gemeinsam mit Dr. Margarethe Ruff und Dr. Werner Bundschuh, zwei Veranstaltungen organisiert, die der Aufarbeitung dieses Kapitels der Dornbirner Geschichte dienten.

Gerne hätte die Stadt dies im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung mit den ehemaligen Zwangsarbeitern gemacht. Diese sind jedoch leider gesundheitlich dazu nicht mehr in der Lage. Zwei Veranstaltungen wurden gemeinsam mit den Initiatoren des Besuchs, Dr. Margarethe Ruff und Dr. Werner Bundschuh bereits durchgeführt: ein sehr gut besuchter Abendvortrag und ein informatives Erzählcafé zum Thema "Zwangsarbeiter im 2. Weltkrieg". Das Besuchsprogramm sieht offizielle Begrüßungen der Delegation im Dornbirner Rathaus durch Bürgermeister DI Wolfgang Rümmele sowie die Begrüßung im Landhaus durch Landesrätin Dr. Greti Schmid vor. Ergänzend sind Führungen und Besichtigungen in Dornbirn, Bregenz und der Illwerke geplant. Die Betreuung während des Aufenthaltes erfolgt durch das Stadtarchiv sowie durch Dr. Ruff und Dr. Bundschuh.

Dornbirn möchte allen noch lebenden ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern die Wertschätzung der Stadt ausdrücken. Um auch den zurückgebliebenen ehemaligen Zwangsarbeitern diese Wertschätzung spürbar zu vermitteln, soll der Betrag von € 10.000,- sowohl auf jeden Einzelnen persönlich als auch auf ein kommunales Projekt (z. B. das Altersheim in Rowenki) aufgeteilt werden. Die Stadt Dornbirn wird gemeinsam mit Dr. Margarethe Ruff und Dr. Werner Bundschuh eine geeignete Form finden, wie dies vor Ort in der Ukraine organisiert werden kann.

Zwangsarbeiter in Dornbirn

Im Zweiten Weltkrieg, nach dem Überfall auf die Sowjetunion, holte sich der NS-Staat zunehmend Menschen aus den besetzten Gebieten, um sie im Deutschen Reich als Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in der Industrieproduktion und der Landwirtschaft arbeiten zu lassen. Gegen Kriegsende schließlich machten die Zwangsarbeiter mehr als ein Drittel der damals Beschäftigten aus. Nach Dornbirn kamen, soweit das aus den Unterlagen des städtischen Meldeamtes zu entnehmen ist, von 1942 bis 1945 über 600 sogenannte "Ostarabeiter ". Sie waren meist sehr jung, der überwiegende Teil weiblich. Gearbeitet haben sie in erster Linie bei den großen Dornbirner Textilunternehmen, daneben auch im Stadtspital, in Gärtnereien, bei kleinen Gewerbebetrieben, in Gasthäusern und bei Landwirten.

Stellvertretend für viele Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, konnte nun die Stadt Dornbirn im Rathaus eine kleine Delegation aus Rowenki empfangen. Mitgefahren ist auch Nina Makeieva, Jahrgang 1928, die gemeinsam mit Maria Chartschenko in Dornbirn bei Herrburger&Rhomberg gearbeitet hat. Bedingt durch Altersbeschwerden, musste der größte Teil der noch lebenden Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zu hause bleiben. Deshalb begrüßte Bürgermeister DI Wolfgang Rümmele den stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Rowenki, Wolodymyr Glushchenko als Stellvertreter all jener Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter hier, die nicht mitreisen konnten. Dies war für die Stadt Dornbirn umso wichtiger, als die Stadt allen noch lebenden ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern ihre Wertschätzung ausdrücken wollte. Um dies auch den zurückgebliebenen ehemaligen Zwangsarbeitern diese Wertschätzung spürbar zu vermitteln, übergab Bürgermeister Rümmele in Form eines symbolischen Schecks den Betrag von € 10.000,- , der je zur Hälfte sowohl auf jeden Einzelnen persönlich als auch auf ein kommunales Projekt, das Altersheim in Rowenki, aufzuteilen ist. Dr. Margarethe Ruff und Dr. Werner Bundschuh haben bereits zugesagt, dieses Geld vor Ort in der Ukraine zu übergeben.

 

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