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08.11.2013 - "Dass wir in Bregenz waren, darüber haben wir geschwiegen…" ZwangsarbeiterInnen 1939–1945 im Raum Bregenz. Danach erhielt Maria Nesterenko in Rowenki eine Spende von Otto Sagmeister.

Bregenz, Theater KOSMOS, Freitag, 8. Nov. 2013, 19.30 Uhr. Mitwirkende: Werner Bundschuh, Margarethe Ruff, Heide Capovilla, Augustin Jagg, Gesangsgruppe „Russinka“. Der Bericht über den Vortrag animierte Otto Sagmeister zu einer Spende für die ehemalige Zwangsarbeiterin Maria Nesterenko in Rowenki (Ostukraine).

Zwangsarbeit wurde während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in fast allen Bereichen der heimischen Wirtschaft geleistet: in den zu Rüstungsbetrieben umfunktionierten Textilbetrieben, auf den Baustellen der Illwerke AG, in Gewerbebetrieben, in der Landwirtschaft, im Fremdenverkehr und auch in Haushalten. Erst im Jahre 2000 trat das Bundesgesetz über den „Fonds für freiwillige Leistungen der Republik Österreich an ehemalige Sklaven- und Zwangsarbeiter des nationalsozialistischen Regimes“ („Versöhnungsfonds-Gesetz“) in Kraft. Rund 135.000 ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wurden „entschädigt“. Circa 4.000 davon waren in Vorarlberg eingesetzt gewesen.

Seit den 1990er Jahren beschäftigen sich Margarethe Ruff und Werner Bundschuh mit dem Thema „Zwangsarbeit in Vorarlberg“. In der Ukraine suchten sie auch ehemalige Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen aus dem Raum Bregenz auf. Beide werden über ihre Erkenntnisse berichten (---> Standard, 23.12.2008).

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit von Pax Christi, Gedenkgruppe Bregenz, Theater KOSMOS, Renner-Institut, Grüne Bildungswerkstatt, Carl-Lampert-Forum, Ökumenisches Bildungswerk Bregenz, erinnern.at, J.-A.-Malin-Gesellschaft, Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie.

 

Der Bericht über den Vortrag animierte Otto Sagmeister zu einem Hilfsprojekt für Maria Nesterenko  in Rowenki (Ostukraine).

Aus dem Vortrag zu Maria Nesterenko:

"Auch  Maria Nesterenko war kaum 15 Jahre alt, als sie nach Bregenz in die Strumpffabrik Rohner kam. 'Man hat mir gesagt, dass ich zur Arbeit muss. Meine Schwester war krank und mich hat man genommen. Ich bin gefahren, ich hatte keine Wahl.' Auf die Frage, ob es ihr in Bregenz halbwegs gut ergangen sei, meinte sie: 'Es gab alles, es gab Schlechtes und Gutes. ...Im strengen Lager bin ich nicht gewesen. Man war nett zu uns, und wir erhielten sogar manchmal von den österreichischen Kollegen Essen. Ich kann nicht sagen, dass es schlecht war, aber zu manchen Zeiten hat man nur Brückwa bekommen..'

Wie alle Mädchen hatte Maria Heimweh: 'Nur einen einzigen Brief habe ich von zu Hause bekommen. Ich hatte Heimweh. Drei Jahre und drei Monate bin ich dort gewesen. Von 1942 bis 1945. 1945, als der Krieg zu Ende war, bin ich nach Hause gekommen. Das war im Juli oder im August. In ihrer Heimat erhielt die ehemaligen Ostarbeiterinnen zunächst keinen Pass. Von ihrem Zwangsaufenthalt in Vorarlberg sprachen sie nur, wenn es 'unbedingt nötig war.' Ihr Mann wusste von ihrem Aufenthalt in Bregenz.. Heute lebt – oder lebte - Maria Nesterenko allein in einem typischen Häuschen am Stadtrand von Rowenki. Maria Nesterenko besitzt eine ganze Schachtel voller Bilder aus ihrer Zeit in Vorarlberg. Sie holte die Schachtel hervor und erläuterte ausführlich jedes Bild, die Aufnahmen aus Bregenz, vom Bodensee. Die Spendengelder waren für sie überlebensnotwendig.'Wir zählen jede Kopeke, denn es ist für uns ganz schwer zu überleben.'

Die Frage, ob sie mit ihren Kindern über diese Zeit viel gesprochen habe, verneint sie: 'Wahrscheinlich haben sich die Kinder nicht dafür interessiert.“'Die Besucher aus Vorarlberg haben sich für ihre Geschichte interessiert, vor allem Margarethe Ruff, der ich nach dem Filmausschnitt das Wort übergebe. Der Filmausschnitt zeigt, wie wir eine ehemalige Zwangsarbeiterin in Rowenki aufsuchen..."

Otto Sagmeister, dessen Eltern 1955 die Konservenfabrik "Brigantia" in Lochau erwarben, ließ Maria Nesterenko, die 2008 von Margarethe Ruff und Werner Bundschuh in Rowenki besucht wurde, ein Geldgeschenk überreichen. Die "Schule Nr.5" in Rowenki erhielt von Otto Sagmeister eine großzügigen Spende für die Anschaffung von Unterrichtsmitteln.

Geschichte der Konservenfabrik "Briganzia" (Lochau): - link

Elenea Usakova besuchte 2008 mit ehemaligen ZwangsarbeiterInnen  Vorarlberg/Dornbirn - link und organisierte am 8.12.2008 zusammen mit Margarethe Ruff/Werner Bundschuh in Rowenki das "Fest der Versöhnung". - link Sie unterrichtet jetzt an dieser Schule und ermöglichte die Geschenküberbringung an Maria Nesterenko. Auch die Mutter der Direktorin war als Zwangsarbeiterin in Salzburg. Das Ereignis fand auch ein mediales Echo, u.a. es gab darüber einen Bericht im Lokalfernsehen.

Spendenübergabe an Maria Nesterenko durch Elena Ushakova (rechts).



Homepage der "Schule Nr. 5" (Rowenki/Ostukraine) mit dem Bericht über die Sprendenübergabe an Maria Nesterenko: - link

 

 

Spendenübergabe an Maria Nesterenko durch Elena Ushakova (rechts).

Spendenübergabe an Maria Nesterenko durch Elena Ushakova (rechts).