25.06.2009 - Umstrittenes Kriegerdenkmal ist entfernt

ORF Vorarlberg, 25.06.2009

 

Das umstrittene Kriegerdenkmal in Silbertal ist am Donnerstagmorgen entfernt worden. Nun wird ein neuer Erinnerungsplatz geschaffen. Hintergrund ist die Identifizierung des vermeintlichen Kriegsopfers Josef Vallaster als NS-Täter.

Vallaster als NS-Täter identifiziert

Vor zwei Jahren wurde Vallaster als NS-Täter und nicht als Kriegsopfer identifiziert. Er soll in der Euthanasieanstalt Hartheim und im Vernichtungslager Sobibor an Morden beteiligt gewesen sein. Dass Vallaster auf dem Denkmal in Silbertal zunächst zum Opfer erklärt worden war, hat mit seinem Tod im Verlauf des Häftlingsaufstandes in Sobibor zu tun.


Bagger kam einige Tage nach Beschluss

Als die Details zu Vallaster bekannt wurden, gründete die Gemeinde Silbertal eine Geschichtswerkstatt. Vor einigen Tagen hat die Gemeindevertretung entschieden, dass das alte Kriegerdenkmal fix weg soll. Gleich am Donnerstagmorgen kam der Bagger und transportierte das steinerne Denkmal von seinem Platz neben dem Friedhof.

Das umstrittene Denkmal wird entfernt.

 

Ort der Ruhe und der Bodennähe

Bürgermeister Willy Säly erläuterte daraufhin am Donnerstag die Gestaltung des neuen Denkmals. Zwar beginne die Detailplanung der Gestalter erst, doch die Eckpunkte habe die Geschichtswerkstatt bereits vorgegeben.

Fest steht laut Säly, dass es kein mächtiges Denkmal werden soll, sondern ein Platz der Bescheidenheit, der Bodennähe und der Ruhe. "Ein Platz, auf dem man auch gerne verweilt und sich gern hinsetzt", so Säly. Deshalb gehört eine Bank auf den Platz des neuen Denkmals, der ein kleiner Gedenkpark werden soll.

Das neue Denkmal soll ein "Ort der Bodenhaftung, mit klaren Bezügen zur Natur- und Kulturlandschaft des Gemeindegebietes und des Tales" werden.

Gestaltung mit heimischen Pflanzen

Steine, die wahrscheinlich im Boden eingelassen werden, dienen bei dem neuen Denkmal als Träger von Texten und Namen. Der Platz soll zur Gänze mit heimischen Pflanzen gestaltet werden. Dasselbe gilt auch für die Auswahl geeigneter Steine als Bodenplatten.

"Der Platz wird ein Ort mit Bodenhaftung, mit klaren Bezügen zur Natur- und Kulturlandschaft des Gemeindegebietes und des Tales", so Säly. Bei der Bepflanzung liegt der Schwerpunkt auf Kräutern und Heilpflanzen - "denn Erinnern kann zwar schmerzen, Erinnern kann aber auch lindern und heilen", so der Bürgermeister.

Auch Zwangsarbeiter werden genannt

Auf den Steinen des neuen Denkmals werden allgemeine Opfergruppen des Nationalsozialismus genannt. Konkret werden zusätzlich alle Namen der gefallenen und vermissten Silbertaler Soldaten beider Weltkriege und dazu weitere Opfern in Silbertal - vor allem Zwangsarbeiter - genannt.

An einem separaten Bereich des Platzes wird auch Josef Vallaster mit dem Vermerk erwähnt, dass er als SS-Unterscharführer in der Euthanasieanstalt Hartheim und im Vernichtungslager Sobibor war, in denen tausende Menschen zu Tode kamen.

Dreier-Team entwirft Gedenkpark

Laut Bürgermeister Säly wird nun ein eigenes Projekt-Team das Konzept für die Gestaltung des neuen Gedenkparks erstellen. Das Dreierteam wird von der Foto-Künstlerin Sarah Schlatter geleitet, deren Werke zuletzt in der Ausstellung "Gedächtnis-Orte in Vorarlberg" des Jüdischen Museums Hohenems zu sehen waren. Im November dieses Jahres soll der neue Platz zumindest im Rohzustand fertig sein.

Drohungen aus der rechten Szene

Die Aufarbeitung der Gemeinde-Geschichte löst nicht nur positive Reaktionen aus. Ein Mitarbeiter der Geschichtswerkstatt wird seit Tagen von Neonazis bedroht. Auf deutschen und österreichischen Hompages, die der Neonazi-Szene zugeordnet werden können, wird der Mitarbeiter diffamiert und bedroht. Das Opfer hat bereits Anzeige erstattet, da die Unbekannten mit "Überraschungsbesuchen" drohen.

Laut Sicherheitsdirektor Elmar Marent haben Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei Ermittlungen wegen gefährlicher Drohungen aufgenommen. Dieselben Extremisten haben zudem Gesinnungsgenossen im deutschsprachigen Raum dazu aufgerufen, für das bisherige Denkmal Demonstrationen zu organisieren.


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