Dornbirn (VN-ha) Anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums des
Bundesgymnasiums Dornbirn gibt es eine Anregung, die für Diskussionen
sorgen dürfte: Der Historiker Dr. Werner Bundschuh schlägt vor, die
Schule mit dem Namenszusatz "Hans-Elkan-Gymnasium" zu
versehen.
Mit einer Reihe von Veranstaltungen kultureller, sportlicher,
pädagogischer und auch historischer Art feiert die Dornbirner
Traditionsschule bis Jahresende Geburtstag. Gestern Abend stand ein
Vortrag über den ehemaligen jüdischen Lehrer Dr. Hans Elkan auf dem
Programm. Referent Dr. Werner Bundschuh, Lehrer an der Schule und
Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft, erinnerte dabei an den
Sohn des Kultusvorstehers der jüdischen Gemeinde in Hohenems, der von
1935 bis 1937 an der Schule unterrichtete. Während dieser Jahre sei er
immer wieder Zielscheibe antisemitischer Angriffe gewesen. 1944 wurde
er im KZ Theresienstadt ermordet.
Für Bundschuh Grund genug, im Jubiläumsjahr an Hans Elkan und die
"vergessene Schulgeschichte" zu erinnern und das jahrelange
"Totschweigen" zu beenden.
Diskussionen erwartet
Er schlägt deshalb vor, die Schule in "Hans-Elkan-Gymnasium"
umzubenennen. Bundschuh weiß, dass seine Anregung zu Diskussionen
führen wird: "Es wird notwendig sein, einen Meinungsbildungsprozess
einzuleiten. Das kann Monate oder Jahre dauern." Die Entscheidung liege
schlussendlich beim Schulgemeinschaftsausschuss. Positive Signale habe
er bereits von Elternvertretern erhalten. Bundschuh hofft nun, dass
sein Vorschlag auf fruchtbaren Boden fällt. Sollte sich die Mehrheit
dagegen aussprechen, werde er das zur Kenntnis nehmen.
Auch Direktor Mag. Wolfgang Klocker kann sich vorstellen, dass der
Vorstoß seines Kollegen Reaktionen hervorrufen wird. Im Lehrerkollegium
werde schon seit längerem darüber diskutiert. Klocker selbst sieht die
Anregung zur Namensänderung als Diskussionsvorschlag, "aber nicht
mehr".
Im Gegensatz zu Deutschland ist es in Österreich eher unüblich,
Schulen Namen bekannter Persönlichkeiten zu geben. Ausnahmen sind etwa
das Sir-Karl-Popper-Gymnasium und die Paul-Grüninger-Hauptschule in
Wien. Grüninger war jener Schweizer Polizeihauptmann, der an der Grenze
zu Vorarlberg 3000 Juden das Leben rettete, indem er ihnen illegal die
Einreise ermöglichte.
Es wird notwendig sein, einen Meinungsbildungsprozess
einzuleiten.
DR. WERNER BUNDSCHUH