Markus Barnay: Pro Vorarlberg. Eine regionalistische Initiative

Beiträge zu Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs, Band 3. Bregenz, Fink's Verlag 1983, 108 Seiten (vergriffen)

 

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Vorarlberger Landesbibliothek

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Im Juni 1980 fand in Vorarlberg eine Volksabstimmung statt, bei der rund 70% der Teilnehmer "mehr Rechte für das Land" verlangten. Diese Volksabstimmung ging auf die Initiative einer Gruppe zurück, die sich "Pro Vorarlberg" nannte und von lokalen Honoratioren gesteuert war. Die vorliegende Arbeit untersucht die Ideologie und die Darstellungsformen dieser Gruppe, die sich in der Öffentlichkeit als regionalistische Bewegung präsentierte, und versucht zu erklären, welche Faktoren zu dem Volksabstimmungsergebnis führten.

Dabei wird deutlich, dass sich mit dem Kampf regionalistischer Bewegungen gegen die Macht nationalstaatlicher Zentren keineswegs auch das Verlangen nach demokratischeren Verhältnissen in der Region selbst zu verbinden braucht, sondern dass er der Erhaltung der Macht einer lokalen Oligarchie und der Stabilisierung ihrer Herrschaft dienen kann.

 

Inhalt

1. Einleitung 7
2. Zeitungs- oder Bürgerinitiative?
Die Entstehung von "Pro Vorarlberg"
10
3. Mehr Rechte für wen?
Begründung und Zielsetzung des Sonderstatuts
20
4. Die Argumentationslinien von "Pro Vorarlberg" 33
5. Reaktionen auf "Pro Vorarlberg" 40
6. Der Initiative neue Kleider: - Vom Sonderstatut zur "staatsrechtlichen Frage" 45
7. Berauscht von harz'gem Tannenduft ...
Die Volksabstimmung und ihre Folgen
59
8. Das "Vorarlberg-Bewusstsein": Traditionsbildung und Ethno-Nationalismus 66
9. Der hilflose Antizentralismus - Tabuisierung regionaler Herrschaftsverhältnisse 82
10. Zusammenfassung: Regionalismus als Herrschaftsmittel 89
Anmerkungen 94
Literatur 102
Personenregister 108

 

Leseprobe

»War "Pro Vorarlberg" tatsächlich eine autonome Bewegung aus der Bevölkerung, die gegen die zentralisierten Machtapparate auf Landes- und Bundesebene ankämpfte, oder nur eine von regionalen Honoratioren gesteuerte Initiative, die sich zum Zwecke der Machterhaltung und -erweiterung mit den Regierenden des Landes verbündete und die Bevölkerung per Volksabstimmung den Kampf um "mehr Rechte für das Land" in allgemeiner Form gutheißen ließ? Gelang es der Initiative "Pro Vorarlberg", jene regionalistischen Tendenzen aufzunehmen, die einen Abbau aller bestehenden Machtapparate und die Erweiterung der Mitspracherechte der Bevölkerung zum Ziel haben, oder steht sie in der Tradition jenes österreichischen Föderalismus, der die staatliche Macht nur dezentralisieren, nicht aber verringern will und somit seit jeher in erster Linie den Interessen der regionalen Eliten dienlich war?«