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05.12.2001 / Leserbrief: Mörder- und Verbrecherbande

Wann & Wo


Wenn nun Präsident Bush gegen den Einmarsch der Nordallianz in die eroberten Städte Mazar-i-Sharif und Talkum ist, begründet er es mit der Befürchtung, die Nordallianz könnte aus Rache unter den Bewohnern dieser Städte ein Blutbad anrichten. Bush bedient sich also einer Mörder- und Verbrecherbande, um eine andere Verbrecherbande - die Taliban - zu vernichten.

Die Weltmacht USA mit ihrem - wie sie glaubt - gottgewollten Missionierungswahn bestimmt, wer die Guten und wer die Bösen sind auf dieser Welt. Noch vor zehn Jahren wahr die Sowjetunion das Reich des Bösen. Die Russen führten (führen) gegen Tschetschenien, dessen Bevölkerung nur für einen unabhängigen Staat kämpft, einen Vernichtungskrieg mit Mord und Folter. Die Stadt Grozny existiert praktisch nicht mehr.

Die USA, die UNO und auch Deutschland sahen damals in den Tschetschenen Freiheitskämpfer und protestierten gegen diesen Völkermord. Doch Recht und Unrecht bestimmt immer der Stärkere, und da kann es schon einmal vorkommen, dass Freiheitskämpfer über Nacht zu Terroristen mutieren oder auch umgekehrt. Man war zwar erstaunt und überrascht, als vor einiger Zeit Kanzler Schröder gegenüber Putin erklärte, dass angesichts der aktuellen Lage man den Konflikt in Tschetschenien "differenzierter" betrachten müsse. Es ist aber erklärbar angesichts seiner fast devoten Haltung gegenüber Amerika und seines unermüdlichen Wiederholung von uneingeschränkter Solidarität gegenüber diesem Land. Immer mehr gefällt sich Bush in der Rolle des Menschenrechtsverkünders und Vertreters der neuen Weltordnung. Dabei stört es ihn aber nicht, dass er mit Staaten paktiert, die die Menschenrechte ignorieren. Menschenverachtend sind nicht nur Terroranschläge, menschenverachtend ist es auch, wenn sich Herr Bush anmaßt, die Welt in "Schurkenstaaten" und solche, die amerikahörig sind, zu unterteilen.

Wir können uns doch noch erinnern, dass es in der Ideologie des Nationalsozialismus den slawischen Untermenscheb gegeben hat. Heute noch wird dieser unmenschliche Begriff der ehemaligen "Herrenmenschen" - siehe Wehrmachtsausstellung - dem Besucher veranschaulicht. Dass sich der "slawische Untermensch" in Bushs neuer Weltordnung abgewandelt als Vokabular für "Schurkenstaaten" wiederfindet, ist Ausdruck der Verlogenheit unserer viel gepriesenen Wertgemeinschaft und eine Geringschätzung dieser Menschen.

WALTER FITZ, LUSTENAU

"Was ist eigentlich ein "Schurkenstaat" Herr Bush?"

 

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