Vorarlberger Nachrichten
Es ist mir unbegreiflich, dass die deutsche Wehrmacht,
Kameradschaftsverbände sowie das österreichischen Bundesheer nicht alle
zur Verfügung stehende Rechtsmittel einsetzen, damit das erbärmliche,
verachtende Wort "der deutsche Soldat war ein Mörder" nicht mehr
ausgesprochen werden darf. Wir, die treu des geleisteten Eides
aufgetragene Pflichten erfüllten, im Glauben, unsere Heimat zu
verteidigen, gekämpft haben, sind nun Mörder. Was müssen sich Mütter
und Söhne über ihre Ehemänner und Väter, die für die Verteidigung des
Vaterlandes (unter diesem Begriff wurden wir treulos von Hitler
missbraucht) ihr höchstes Gut, ihr Leben hingaben und nun Mörder sind,
denken?
Jene, die erlaubten, uns so zu nennen, sollten kriegsgeschichtliche
Bücher unserer damaligen Feinde lesen, wo immer wieder hingewiesen
wird, dass der deutsche Soldat der tapferste, fairste und
disziplinierteste Kämpfer war.
Ich war als Soldat in Polen, Norwegen, Murmansk und Frankreich, wo
ich am Ende des Kriegs in die erhoffte und erlösende
Kriegsgefangenschaft geriet. Ich habe treu meines Eides die soldatische
Pflicht erfüllt und ich sah keinen Soldaten, der gemordet hat.
Mit der Vernichtung der Juden hat die Kampftruppe nichts gemein -
dies wuss-ten wir nicht. Wir, die den Krieg erlebten, können immer
wieder nur bitten, dass die heranwachsenden Generationen die
Grausamkeit, die Brutalität des Kriegs nicht erleben müssen und dass es
uns allen gegönnt sei, in Frieden und Freiheit in unserem schönen
Österreich leben zu können.
ERNST RIGO, SULZ