06.05.2025 – 8. Vorarlberger Zeitgeschichtetag
Begrüßung (Stefan Stachniß, MA) Einführung und Moderation (Mag. Christof Thöny)
Über die Grenze 2.0 - Neue Hörstationen an der Radroute Nr. 1 (Raphael Einetter, MA)
Im Sommer 2022 eröffnete das Jüdische Museum Hohenems das Hör-Radweg-Projekt „Über die Grenze“. 52 Fluchtgeschichten aus der Zeit zwischen 1938 und 1945 sind seither entlang der längsten Route im Vorarlberger Radwegenetz via QR-Codes abrufbar. Parallel dazu sind die Hörspiele auch via www.ueber-die-grenze.at zugänglich.
2025 kommt nun ein Dutzend weiterer Geschichten hinzu. Zukünftig beginnt die Radroute bereits in Lindau, umfasst einige neue Geschichten im Rheintal und bespielt endlich auch den Walgau. In Frastanz, Nenzing und Nüziders stehen dabei Deserteure und jüdische Flüchtlinge, die über teils abenteuerliche Wege die Flucht versuchten, im Fokus. Welche davon glückten und was aus den Personen wurde, darüber berichtet Raphael Einetter. Außerdem blickt er auf die Entstehungsgeschichte des mit Hanno Loewy zusammen entwickelten Projekts zurück.
Mythos "Stunde Null". Brüche, Kontinuitäten und Neuanfänge im Jahr 1945 (Dr. Severin Holzknecht)
Über viele Jahre wurden die letzten Kriegswochen im April und Mai 1945, in welche die Ka-pitulation der deutschen Streitkräfte, der Untergang „Großdeutschlands“ und die Wiederauf-erstehung der Republik Österreich (und des Landes Vorarlberg) fielen, als "Stunde Null" be-zeichnet. Es handelte sich tatsächlich um Wochen entscheidender Umbrüche, Veränderungen und Neuanfänge. Gleichzeitig lassen sich für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft jedoch auch zahlreiche Kontinuitäten nachweisen. Das Narrativ von der „Stunde Null“ hatte vor allem ide-ellen Wert und implizierte einen moralisch unbelasteten Neuanfang. Ein Mythos, der auch im Bereich der Vorarlberger Nachkriegsgeschichte erst dekonstruiert werden musste.
Der Montafoner Skisport in Krieg und Frieden mit einem besonderen Blick auf die französische Besatzungszeit (Dr. Andreas Brugger)
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der alpine Skisport in Vorarlberg immer populärer; so auch im Montafon. Der erste Teil dieses Vortrags zielt darauf ab, den Einfluss der beiden Weltkriege auf diese Entwicklung zu beleuchten. Im zweiten Teil wird dann die Bedeutung des Skisports als vereinender und zur Aussöhnung beitragender Faktor während der französischen Besatzungszeit herausgearbeitet. Die Franzosen und die Montafoner hatten im Laufe der Geschichte immer wieder Berührungspunkte, die im Überblick dargelegt werden. Der Fokus liegt dann vor allem auf der gemeinsamen Begeisterung für den Skisport. Dass daraus auch jahrzehntelange Freundschaften entstanden, konnte durch ein Zeitzeugengespräch belegt werden.
Kurze Pause
Bericht einer Zeitzeugin (Agnes Hirschi)
Agnes Hirschi, geboren kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in London, Kindheit in Budapest. Die Belagerung der ungarischen Hauptstadt hat sie als sechs Jahre altes Mädchen erlebt, die letzten zwei Monate des Krieges zusammen mit der Familie Lutz und dreissig Personen im Luftschutzkeller. Nach dem Krieg heiratete Carl Lutz ihre Mutter, so kam sie in die Schweiz, wo sie seit 1949 lebt. Bis zu ihrer Pensionierung war sie als Journalistin in Bern tätig.
Eine Veranstaltung von Geschichtsverein Region Bludenz und Stadtlabor Bludenz in Kooperation mit Bundesgymnasium Bludenz, Stadt Bludenz, Jüdisches Museum Hohenems, ERINNERN:AT, Johann-August-Malin-Gesellschaft, Museumsverein Klostertal, Montafoner Museen und dem vorarlberg museum.