29.04.2006 / Giftgasmilitaristen

Antwort von Werner Bundschuh auf Leserbrief von Oberst i. R. Hillek in den VN vom 29.04.2006

"Rechte Geschichtsrevisionisten" arbeiten mit Manipulationsmethoden: Komplexe Abläufe werden verfälscht und vereinfacht präsentiert, Einzelfakten isoliert, Störendes ausgeklammert usw. Die wissenschaftliche Geschichtsschreibung dient solchen "Pseudohistorikern" als "Steinbruch". Geschichtsklitterungen werden in scheinobjektiven, suggestiven Leserbriefen publiziert.

Musterbeispiel Oberst i.R. Wilhelm Hillek in "Giftgaseinsätze im Irak". Zunächst relativiert er die Giftgas-Verbrechen Saddam Husseins und gibt vor, die "ORFBerichterstattung nicht überprüfen zu können". Sich über die "Operation Anfal", die allein in Halabja ca. 5.000 Opfer gefordert hat, sachgemäß (mit Involvierung dt. Chemiefirmen) zu informieren, wäre durchaus möglich. Aber darum geht es gar nicht. Hilleks "einfache" Botschaft lautet: Briten haben als Kolonialmacht vorher Giftgas gegen die kurdische Zivilbevölkerung eingesetzt - und dieselben Briten haben deutsche Städte während des 2. Weltkrieges bombardiert. Den "logischen Schluss" daraus kann jede(r) selber ziehen!

Auf diese verquere Argumentation knapp einzugehen ist nicht einfach: Das internationale Giftgasverbot erfolgte am 17. Juni 1925 (nach 1. Einsatz 1915 bei Ypern in Belgien durch dt. Armee). Die faschistische italienische Armee setzte dennoch Giftgas ein: als Kolonialmacht in Libyen, 1935/36 in Abessinien - und das "Großdeutsche Reich"? Warum "schon wieder" die Wannseer-Konferenz, Auschwitz, Chelmno, Belzec, Sobibor, Treblinka, Majdanek  od. Mauthausen und Schloss Hartheim? Wenn wir darüber etwas erfahren wollen, weiß Offizier a.A. John Gudenus hinreichend Bescheid...

Revisionisten rechnen gerne zur Exkulpierung Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegeneinander auf. Und sie vergleichen "Äpfel mit Birnen", um ihre Botschaft - "alles ist Obst"- unter die Leute zu bringen. Differenziertes Denken liegt ihnen fern, und sie erhalten bei der Verbreitung ihrer Klischees - leider nicht nur "am Stammtisch" - oft Zustimmung.

Dr. Werner Bundschuh
Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft