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08.02.2008 / Kühnen-Gruß und Junge ÖVP

Brief an Landeshauptmann Dr. Herbert Sausgruber

 

Im Frühjahr 2007 tauchten Jugendbilder von FPÖ-Obmann Strache auf, die den Schluss nahe legten, er sei mit dem "Kühnen-Gruß" abgelichtet. Die darauf folgende peinliche Debatte und FPÖ-Verteidigungsstrategie ist noch in frischer Erinnerung: Strache habe damals bloß drei Bier bestellt...vom Anstreifen an den rechtsextremen Rand in unserer Gesellschaft könne keine Rede sein!

Das Foto, das auf der Homepage der jungen ÖVP zu sehen ist und das auf der Jahreshauptversammlung geschossen wurde, lässt allerdings an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Drei Jung-ÖVPler halten gut gelaunt drei gespreizte Finger in die Kamera: Sollten sie Bier bestellen - dann müsste der Landeshauptmann und ÖVP-Obmann über das Alkoholproblem bei seinem Nachwuchs nachdenken. Allerdings liegt ein viel schlimmerer Verdacht nahe: Seine Nachwuchsorganisation findet den "Kühnen-Gruß" lustig, originell - was auch immer. Provozieren diese Jungpolitiker bewusst, dann drücken sie damit eine rechtsextremes Grundhaltung aus. Wollen sie "nur lustig" sein, dann ist es eine politische Bankrotterklärung, die nach historischer Nachschulung verlangt.

Als Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft bin ich jedenfalls über dieses Foto zutiefst schockiert. "Wir sind die Jugend" - steht über diesem Jung-ÖVP-Foto. Wenn das wirklich "die Jugend" wäre, müssten wir Angst vor der Zukunft haben...

Zur Erinnerung: Der sogenannte "Kühnen-Gruß" ist eine Abwandlung des verbotenen Hitlergrußes. Michael Kühnen war in den Siebziger-/Achtzigerjahren in der BRD der Kopf der neonazistischen "Wehrsportgruppe Hoffmann" oder der "Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten" (ANS/NA) und der "Freien Kameradschaften", die sich an NS-Formationen wie der SA orientierten. 1983 wurden sie verboten. Der ursprüngliche "Widerstandsgruß"! (!) wurde 1992 in "Kühnen-Gruß" umbenannt. Da er dem Hitlergruß zum Verwechseln ähnlich ist, ist er in Deutschland verboten, in Österreich und der Schweiz allerdings nicht. Rechtsradikale in ganz Europa verwenden diesen Gruß.

Ich kenne die Verteidigungsstrategie: Jetzt wird es heißen, zum Kühnen-Gruß müsste die Hand völlig ausgestreckt sein, die Jugendlichen hätten die Hand doch abgewinkelt...

Die mangelnde historische Sensibilität, die dieses Jung-ÖVP-Foto ausstrahlt, ist erschreckend!

Werner Bundschuh
Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft