Arbeiterbewegung in Vorarlberg: Bilddokumentation der Ausstellung
Alle Photos: © Nikolaus Walter, Feldkirch
Eröffnung der Ausstellung am 7. Juli 1984: Vorstellung des Projekts durch Kurt Greussing.
Verleger Walter Fink bei der Präsentation des Buches "Im Prinzip: Hoffnung. Arbeiterbewegung in Vorarlberg 1870-1946".
Einblick in den Ausstellungsbereich Vorarlberger Arbeiterbewegung in der Ersten Republik; im Fahnenensemble (Mittelgrund oben) unter anderen die Fahne des Arbeiterfortbildungsvereins Bludenz von 1900.
Bauarbeiter und Eisenbahner waren – neben den Beschäftigten der Textilindustrie – die wichtigsten Berufsgruppen in der modernen Arbeiterschaft des Landes. Der Bau der Arlbergbahn ab 1880 war der Auftakt zu einer Reihe von Großprojekten, die zahlreiche Zuwanderer ins Land brachten. Die Teilung der Arbeiterschaft in eine einheimische und eine zugewanderte wurde auch durch die Existenz eines zahlenmäßig etwa gleich starken christlichen und sozialdemokratischen Flügels der Arbeiterbewegung reflektiert.
Blick in die Produktionshalle der Seidenspinnerei J. G. Ulmer, Dornbirn, um 1890. Die Arbeiterinnen waren überwiegend italienischer Herkunft (Trentino). Eine besondere Gefahrenquelle im Arbeitsprozeß bildeten die vom zentralen Dampfmotor ausgehenden Transmissionswellen und -riemen.
Bei den ersten allgemeinen (Männer-)Wahlen zum Reichsrat 1907 konnte die Sozialdemokratische Partei in den Gemeinden Rieden-Vorkloster, Hard, Nüziders und Bludenz beachtliche Erfolge erzielen. Die Textilindustriestadt Dornbirn blieb eine Domäne der Christlichsozialen – hier, wo im Gegensatz zu anderen Orten nur wenige zugewanderte Arbeiterinnen und Arbeiter in der Textilproduktion beschäftigt waren, hatte die christliche Arbeiterbewegung Vorarlbergs ihr Zentrum.
Sozialdemokratische Arbeiterkulturbewegung in Vorarlberg – Kinderfreunde und Naturfreunde. Die "neue Körperlichkeit" war den Konservativen im Land ein ständiger Stein das Anstoßes. So forderte das christlichsoziale "Vorarlberger Volksblatt" 1921 das Einschreiten der Bergwacht gegen die "in allen Abstufungen auftretende Nacktkultur".
Die christliche Arbeiterbewegung Vorarlbergs hatte ihren Rückhalt in den (einheimischen) Textilarbeiterinnen und in den Heimstickern. Das von Landeshauptmann Adolf Rhomberg gestiftete Altarbild der Dornbirner Kapuzinerkirche (1894) – Bild Mitte – bringt das Programm der katholischen Soziallehre zum Ausdruck: die Versöhnung der Klassen durch das Zusammenwirken von Kirche und Staat. Die Rankweiler Liebfrauenkirche (Mitte links) wurde ab 1929 zum Mittelpunkt einer eigenen christlichen 1.-Mai-Tradition.
Sozialdemokratische 1.-Mai-Feiern sind in Vorarlberg seit 1890 belegt. Sie waren, was Teilnehmerzahl und politisch-agitatorische Inhalte angeht, stets ein Spiegel der realen Stärke der sozialdemokratischen Bewegung. Gegen Ende der Ersten Republik reichte es nur noch in Städten wie Bludenz oder Bregenz zu eindrucksvollen Umzügen. In den Dörfern wurde die Schwäche der Sozialdemokratie deutlich sichtbar (Bild Mitte oben: Nüziderser Sozialdemokraten auf dem Weg nach Bludenz am 1. Mai 1932).
Februar 1934: In Vorarlberg kam es aufgrund der Schwäche des sozialdemokratischen Schutzbundes, im Gegensatz zu anderen österreichischen Industriezentren, zu keinen bewaffneten Auseinandersetzungen. Zahlreiche Sozialdemokraten und Kommunisten wurden aber in "Schutzhaft" genommen und später politisch verfolgt.
Das austrofaschistische Regime im erfolglosen Kampf gegen den Nationalsozialismus: Die Militarisierung des öffentlichen Lebens und die Übernahme autoritärer Symbole (links: Appell der "Jungen Front" in Bregenz) konnten das Vordringen der durch Vorarlberger Großindustrielle unterstützten Nationalsozialisten nicht verhindern.
Militarisierung der Arbeit und Zwangsarbeit waren die zentralen Merkmale der Organisation der Arbeitswelt im NS-System. Zwangsarbeiter wurden ab dem Winter 1939/40 besonders auf den Hochgebirgsbaustellen der Vorarlberger Illwerke, in der Textilindustrie und in der Landwirtschaft eingesetzt. Im Bild links und rechts: polnische Kriegsgefangene bei der Ankunft in Partenen, Zwangsarbeiter unter militärischer Bewachung auf den Baustellen Silvretta-See und Rodund; in der Mitte die Ukrainerin Nadya Rewenko, Zwangsarbeiterin bei den Textilwerken F. M. Hämmerle.
Mindestens 42 Vorarlberger Arbeiterinnen und Arbeiter kamen während der NS-Zeit in Gefängnissen oder Konzentrationslagern um. Die meisten sind in der Vorarlberger Zeitgeschichtsschreibung unerwähnt geblieben (links: Tafel der Opfer). Das "Arbeitserziehungslager" Reichenau bei Innsbruck war ursprünglich zur "Korrektur" von Zwangsarbeitern eingerichtet, bald befanden sich dort aber auch einheimische Arbeiter, die sich dem ständig steigenden Arbeitsdruck widersetzten (Bild rechts).
Ein- und Ausgangssituation der Ausstellung. Links: Sektion Arbeiterschaft und Industrialisierung im 19. Jahrhundert; rechts: Teilaspekt der Sektion Vorarlberger Arbeiterbewegung im Neuanfang 1945/46.
ORF-Bericht zur Ausstellung aus 1984 (Österreich-Bild):
tvthek.orf.at/profile/Archiv/7648449/Arbeiterbewegung-in-Vorarlberg/10939528