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26.02.2003 / Erinnerung an ermordeten jüdischen Lehrer

Historiker schlägt vor, BG Dornbirn in "Hans-Elkan-Gymnasium" umzubenennen

Vorarlberger Nachrichten



Dornbirn (VN-ha) Anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums des Bundesgymnasiums Dornbirn gibt es eine Anregung, die für Diskussionen sorgen dürfte: Der Historiker Dr. Werner Bundschuh schlägt vor, die Schule mit dem Namenszusatz "Hans-Elkan-Gymnasium" zu versehen.

Mit einer Reihe von Veranstaltungen kultureller, sportlicher, pädagogischer und auch historischer Art feiert die Dornbirner Traditionsschule bis Jahresende Geburtstag. Gestern Abend stand ein Vortrag über den ehemaligen jüdischen Lehrer Dr. Hans Elkan auf dem Programm. Referent Dr. Werner Bundschuh, Lehrer an der Schule und Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft, erinnerte dabei an den Sohn des Kultusvorstehers der jüdischen Gemeinde in Hohenems, der von 1935 bis 1937 an der Schule unterrichtete. Während dieser Jahre sei er immer wieder Zielscheibe antisemitischer Angriffe gewesen. 1944 wurde er im KZ Theresienstadt ermordet.

Für Bundschuh Grund genug, im Jubiläumsjahr an Hans Elkan und die "vergessene Schulgeschichte" zu erinnern und das jahrelange "Totschweigen" zu beenden.

Diskussionen erwartet

Er schlägt deshalb vor, die Schule in "Hans-Elkan-Gymnasium" umzubenennen. Bundschuh weiß, dass seine Anregung zu Diskussionen führen wird: "Es wird notwendig sein, einen Meinungsbildungsprozess einzuleiten. Das kann Monate oder Jahre dauern." Die Entscheidung liege schlussendlich beim Schulgemeinschaftsausschuss. Positive Signale habe er bereits von Elternvertretern erhalten. Bundschuh hofft nun, dass sein Vorschlag auf fruchtbaren Boden fällt. Sollte sich die Mehrheit dagegen aussprechen, werde er das zur Kenntnis nehmen.

Auch Direktor Mag. Wolfgang Klocker kann sich vorstellen, dass der Vorstoß seines Kollegen Reaktionen hervorrufen wird. Im Lehrerkollegium werde schon seit längerem darüber diskutiert. Klocker selbst sieht die Anregung zur Namensänderung als Diskussionsvorschlag, "aber nicht mehr".

Im Gegensatz zu Deutschland ist es in Österreich eher unüblich, Schulen Namen bekannter Persönlichkeiten zu geben. Ausnahmen sind etwa das Sir-Karl-Popper-Gymnasium und die Paul-Grüninger-Hauptschule in Wien. Grüninger war jener Schweizer Polizeihauptmann, der an der Grenze zu Vorarlberg 3000 Juden das Leben rettete, indem er ihnen illegal die Einreise ermöglichte.

 

Es wird notwendig sein, einen Meinungsbildungsprozess einzuleiten.

DR. WERNER BUNDSCHUH

 

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