29.12.2001 / Leserbrief: Als Abrechnung?

Vorarlberger Nachrichten


In seinem Artikel zur "Wehrmachtsausstellung" hat Harald Walser leider auf einige Angaben verzichtet, die in Linkskreisen nicht gefragt sind. Der Zigarettenfabrikant Reemtsma gab 1995 dem einstigen linken Revoluzzer Hannes Heer den Auftrag für diese Ausstellung. Sie musste im November 2000 wegen falscher Angaben zurückgezogen werden. Heer hatte in seinem linken Rundumschlag der Wehrmacht Verbrechen zugeschrieben, die von der Gegenseite verübt wurden. Die Ausstellung wurde überarbeitet, erhielt einen neuen Titel, angeblich durften nicht einmal zehn Prozent der alten Bilder hängen bleiben. Im "Spiegel" Nr. 48 heißt es dazu: Reemtsma weiß um die Schwäche der neuen Ausstellung. Sein Satz "Vieles, was damals rechtens war, ist aus heutiger Sicht legalisierte Barbarei" lässt sich auch umgekehrt lesen: Manche Barbarei war damals legal.

Wenn Harald Walser angesichts derartiger Gegebenheiten diese Ausstellung für so ungemein wichtig hält, genügt ihm offensichtlich als Wahrheitsbeweis, dass einige dumpfe Rechtsradikale dagegen demonstrierten. Das Geschichtsbild der Linken ist ebenfalls reparaturbedürftig geworden. Die harte Abrechnung der angeblichen Gutmenschen mit ihren Vorfahren wird immer fragwürdiger.

Die Vorarlberger Landesregierung war gut beraten, dafür nicht zwei Millionen hart erarbeiteter Steuerschillinge auszugeben. Vor allem, wenn angenommen werden kann, dass die überarbeitete Ausstellung abermals überarbeitet werden muss.

Adam Walser, Feldkirch

 

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