Werner Bundschuh: "Wir sind jung, die Welt ist offen..." Zur Geschichte der "Kinderfreunde" in Vorarlberg
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Wenige Monate, nachdem in Wien 1905 bürgerliche Honoratioren den Verein "Freie Schule" ins Leben gerufen hatten, machten auch in Dornbirn angesehene Bürger Front gegen die Bestrebungen der Klerikalen, das Reichsvolksschulgesetz zu durchlöchern. Dieses Gesetz sah die Trennung von Staat und Kirche vor und wurde im "schwarzen" Vorarlberg von den "Kasinern" besonders heftig bekämpft. Bürgerliche Liberale und die sich allmählich etablierenden Sozialdemokraten trafen sich damals in ihrem Bemühen, den Einfluß der katholischen Kirche auf die Schule und die Kindererziehung zurückzudrängen. Die Rahmenbedingungen, unter denen die sozialistischen Idealisten und Idealistinnen in einem von Christlichsozialen dominierten Land versuchten, ihre weltanschaulichen Ideen in die Praxis umzusetzen, waren äußerst schwierig. Denn nicht alle sozialistischen Parteimitglieder unterstützten die Kinderfreunde-Bewegung im gewünschten Ausmaß. Die Kinder- und Jugendarbeit innerhalb der Vorarlberger Partei wurde in der Ersten Republik von einzelnen unermüdlichen Kämpfern wie dem Eisenbahner Johann Mayer getragen. Die Auflösung der Kinderfreunde-Organisation durch das austrofaschistische Dollfuß-Regime im Jahre 1934 und die Verfolgung und Ermordung führender Repräsentanten der österreichischen Kinderfreunde während der NS-Gewaltherrschaft machte nach 1945 den Neuanfang schwer. Die Vorarlberger Ortsgruppen - vor allem in Bregenz, Dornbirn, Feldkirch, Bludenz, Hohenems, Rankweil und Nüziders konnten sich die Kinderfreunde etablieren - kamen gemeinsam auch in der Zweiten Republik nur auf rund dreihundert Mitglieder.
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