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22.06.2006 / Leserbrief: Stimmen aus dem Neandertal?

Vorarlberger Nachrichten


In den VN vom 20.6. bemüht Herr Giacomuzzi den Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson als wissenschaftlichen Kronzeugen für die Behauptung, es sei eine "subtile muslimische Kolonisierung der europäischen Städte" im Gange. Was sagte Ferguson wirklich? Er schrieb in der "New York Times" vom 4.4.2004, aufgrund der Bevölkerungsentwicklung werde eine junge moslemische junge Zuwanderergesellschaft "ein alterndes Europa kolonisieren". Denn die für Europa erforderliche Zuwanderung werde "sehr wahrscheinlich ... zu einem großen Teil" aus den moslemischen Nachbarländern kommen. Warum das so sein soll, erklärt er freilich nicht.

Ferguson sieht, recht flott und frei spekulierend, drei mögliche Ergebnisse dieses Prozesses: erstens tatsächlich die "schleichende Islamisierung einer dekadenten Christenheit" durch die wachsenden moslemischen Kolonien; zweitens eine "glückliche Verbindung" rasch sich säkularisierender Moslems der zweiten Generation mit ihren nachchristlichen Nachbarn; und drittens den politischen Aufstieg der von Ferguson so bezeichneten "Neandertaler-Rechten". Das seien wirtschaftliche Ignoranten und ausländerfeindliche Demagogen, die nicht wissen, wer bei dichtgemachten Grenzen für Pensionen und Gesundheitsdienste zahlen soll (englischer Text unter www.hooverdigest.org/043/ferguson2.html).

Als Beispiel für diese letzte Möglichkeit zitiert Ferguson Österreich. Herr Giacomuzzi kann sich jetzt aussuchen, ob er zu den von seinem Kronzeugen so genannten "Neandertaler- Rechten" zählen will.

Kurt Greussing
Dornbirn

 

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