25.08.2009 / "Heimische" Ausfälle

Leserbrief von Werner Bundschuh zum Antisemitismus im FPÖ-Wahlkampf

Vorarlberger Nachrichten

 

In vielen "heimischen" Köpfen ist die Vorstellung vorhanden, dass die Landes-FPÖ in ihrem weltanschaulichen Fundament "liberaler" und "weltoffener" sei als die FPÖ-Bundespartei. Dies war für die ÖVP seit Jahrzehnten immer wieder ein Argument, die FPÖ an der Landesregierung zu beteiligen.

Im Jahre 2001 hat eine "Demokratische Initiative" eine Antisemitismuspetition an den Vorarlberger Landtag gerichtet, in der es heißt: "Für die Unterzeichnenden ist es undenkbar, Wahlkämpfe aus dem Codex demokratischer Verhaltensweisen auszunehmen. ... Das Spiel mit Antisemitismus erscheint uns als besonders gefährlich, weil hier die politische Immunabwehr gegenüber subtilem Rassismus immer wieder zu versagen droht. Politische Akteure, die dieses Spiel betreiben, scheinen sich dieser Wirkung sicher zu sein."

Diese Antisemitismuspetition könnte heute unverändert wieder überreicht werden.

Damals ging es um die mangelnde Reaktion der "heimischen" schwarz-blauen Landeskoalition auf die antisemitischen Ausfälle Jörg Haiders gegen Ariel Muzicant, den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde. Heute will FPÖ-Landesrat Egger mit der Diffamierung des Direktors des jüdischen Museums in Hohenems die niedrigsten Instinkte seines Wählerklientels ansprechen. Antisemitische, rassistische und ausländerfeindliche Sprüche sind grundsätzlich inhuman und menschenverachtend. Hoffentlich fühlen sich möglichst wenige in einer solchen geistigen Umgebung "heimisch" - und vielleicht zieht die ÖVP wirklich einen Schlussstrich unter diese Form "bürgerlicher" Politik!

Dr. Werner Bundschuh
Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft
Dornbirn

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