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27.06.2001 / Vau Heute: Jüdischer Friedhof Hohenems - Ist der ORF-Wettergott antisemitisch?

Vau Heute


Der Hohenemser Stadtrat Bernhard Amann weist den Versuch des Hohenemser Bürgermeisters, 18 umgeworfene Grabsteine auf dem Jüdischen Friedhof Hohenems widrigen Wetter- und Bodenverhältnissen zuzuordnen, als einen ungeschickten und untauglichen Versuch von Hohenems Schaden abzuwenden, zurück. "Der Versuch den Antisemitismus auf einen ominösen Wettergott abzuschieben ist nicht nur ungeschickt sondern auch für Hohenems nicht notwendig" sagt Bernhard Amann, der einen latenten Antisemitsmus nicht ausschliesslich in Hohenems wahrnehmen will sondern in Versäumnissen der Landespolitik sieht, die sich Hohenems nicht allein schultern muß.

Heftig kritisiert er in diesem Zusammenhang den ORF, der über diese Versäumnisse, latente antisemitische und völkische Vorarlberger Politikbestandteile nicht berichtet aber die ungeschickten Äusserungen des Hohenemser Bürgermeisters über alle Maße aufbläht. Gerade die erst kürzlich abgehaltene Reinwascherklärung  des Vorarlberger Landtages zum Antisemitismus mußte für den Hohenemser Bürgermeister geradezu Modell für seinen Bewältigungsversuch gewesen sein.

Tatsache ist, dass die Vorarlberger FPÖ eine antisemitische Parole in ihrem Programm hat und dafür ohne Widerspruch des Landes das Landeswappen verwenden darf und keine im Landtag vertretene Partei dagegen auch nur leisen Widerspruch erhebt.

Tatsache ist, dass Landtagsparteien immer wieder latent antisemitische als antikapitalistsch getarnte Formulierungen verwenden.

Tatsache ist, dass das Interesse am Rechtsradikalismus sich in Vorarlberg mit dem Fingerzeig auf Skinheads eine hervorragende Entlastungsfunktion geschaffen hat, die täglichen antisemitischen Äußerungen, deren es genügend gibt, aber unreflektiert bleiben.

Erst heute hat der FPÖ-Abgeordnete Bösch in einer Presseaussendung die erhöhten Pensionszahlungen an ehemals kriegsgefangene Wehrmachtsangehörige der "sensiblen Frage der Entschädigungszahlungen für NS-Zwangsarbeiter und Arisierungsopfer" auf einer unvergleichbaren Ebene gegenübergestellt: Nicht die Zahlungen an Zwangsarbeiter und Arisierungsopfer sind bei fehlender antisemitischer Grundneigung eine "sensible Frage" sondern die Zahlungen an Angehörige einer oft genug verbrecherischen Wehrmacht!