25.08.2006 / Leserbrief: Der Grass'sche "Makel"
Vorarlberger Nachrichten 1968 zogen wir als Siebzehnjährige anlässlich der Musterung Nazi-Lieder grölend durch Dornbirn. Dafür schäme ich mich heute. Die - damals im Unterricht noch verpönten - Grass'schen Bücher haben zur Reflexion beigetragen: In welchem Umfeld bin ich aufgewachsen, welche gesellschaftlichen Verhältnisse herrschen im Lande? Warum wurden wir nicht mit nassen Fetzen von der Straße gejagt, sondern erhielten Freibier? Erst in den 80er Jahren gab es im Lande den Versuch, die
NS-Vergangenheit und ihre Vermittlung nach 1945 "aufzuarbeiten". Die
"Ehemaligen" hatten in allen politischen Lagern - wenn auch
ungleichmäßig stark - Unterschlupf gefunden. Und sie bestimmten den
öffentlichen Diskurs. Dr. Werner Bundschuh
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