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30.06.2006 / Leserbrief: Gefallen im 1. Weltkrieg für "das heldenmütige, edle und treue türkische Volk"

Dieser Leserbrief wurden von den "Vorarlberger Nachrichten" nicht veröffentlicht.

 

Die Darstellung der Beziehungen mit den "Türken" beschränkt sich in den Schulbüchern vornehmlich auf die"Türkenbelagerungen" 1529 und 1683. Viel weniger verankert im historischen Bewusstsein ist die "Waffenbrüderschaft" der "katholischen Donaumonarchie" mit dem weitgehend islamischen Osmanischen Reich während des Ersten Weltkriegs.

Auf dem Sinai kämpften deutsche, osmanische und österreichisch-ungarische Truppenverbände (u.a.. die k.u.k. Gebirgshaubitzendivision von Marno) an der Palästinafront gegen die Engländer. Nach der Kapitulation schreibt der österreichisch-ungarische Militärbevollmächtigte in Istanbul Generalmajor Josef Pomiankowski:"Im Geiste nehmen wir Abschied von dem heldenmütigen, edlen und treuen türkischen Volke, zum letzten Mal grüßen wir die Schatten der vielen Kameraden, welche bei der Verteidigung des türkischen Vaterlandes ihr Leben gelassen hatten und in der Erde der Dardanellen, Syriens oder Mesopotamiens ruhten." Zahlreiche österreichische Soldaten waren an der Seite der Osmanen in der Wüste für "Gott, Kaiser und Vaterland" gefallen.

Die Jahrhunderte dauernden vielfältigen wirtschaftlichen, kulturellen, politischen, religiösen und militärischen Beziehungen mit dem Osmanischen Reich sollten im Unterricht verstärkt behandelt werden. Der Libanon-Konflikt bietet z.B. die Möglichkeit daran zu erinnern, wie die Nationalflagge des Libanons 1943 entstanden ist: Ihre rot-weiß-rote Gestaltung mit der Zeder geht auf einen libanesischen Außenminister zurück, der sich Österreich sehr verbunden fühlte, weil aus seiner Familie Generationen lang die österreichisch-ungarischen Honorarkonsuln stammten.

Dr. Werner Bundschuh
Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft