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Manfred Tschaikner: "Damit das Böse ausgerottet werde". Hexenverfolgungen in Vorarlberg im 16. und 17. Jahrhundert

Studien zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs, Band 11. 1992, 312 Seiten, kt., 20 Abb., ISBN 3-900754-12-8, öS 317,- / € 23,04

 

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In den österreichischen Herrschaften vor dem Arlberg standen in den 130 Jahren zwischen 1528 und 1657 insgesamt mindestens 165 Personen als Hexen oder Hexer vor Gericht. In Anbetracht des Aktenverlustes wird es nicht zu hoch gegriffen sein, wenn man diese Zahl auf etwas über dreihundert verdoppelt.

Mindestens 95 Personen wurden im erwähnten Zeitraum nachweislich als Hexen oder Hexer getötet. Tatsächlich muß man hier wohl mit etwa zweihundert Todesopfern rechnen.

Die meisten frühneuzeitlichen Menschen glaubten, daß alles, was sie betraf, Ausdruck einer Absicht war. Sie lebten damit in einer ständig bedrohten Welt, zu deren Bewältigung angesichts der Entwicklungen des 16. und 17. Jahrhunderts die traditionellen Erklärungsmuster nicht mehr hinreichten.

Bevor sie von der selbst- zu einer umfassenderen sachorientierten Wahrnehmungsweise gelangen konnten, ermöglichte es ihnen das theologisch-rechtliche Vorstellungsangebot vom übermächtigen Feind der christlichen Welt und der Verschwörung der Hexen weiterhin, Nöte und Konflikte aus einem unverständlichen in einen klaren Zusammenhang zu heben, somit leichter zu ertragen und vermeintlich auch zu beseitigen. Das wirkte sich jedoch besonders im engeren nachbarschaftlichen Verband, der ohnehin immer einen guten Nährboden für Antagonismen und Aggressionen bildet(e), letztlich verheerend aus.

Bei einer quellenorientierten Untersuchung versagen viele gängige Erklärungen des Hexenwesens. Es zeigt sich, daß die Hexenverfolgungen in den Herrschaften vor dem Arlberg in erster Linie als Ausdruck sozialer Konflikte verstanden werden müssen. Im Rahmen der Alltagsbewältigung unter erschwerten wirtschaftlichen Umständen nützte ein großer Teil der Untertanen das theologisch-rechtliche Angebot, die vermeintlichen Verursacher seines Elends im Zuge von Hexenprozessen zu eliminieren. Die Obrigkeiten gingen nach Meinung des "Volkes" meist zuwenig hart gegen die Hexen vor, was zu neuen sozialen Konflikten beitrug.

 

Inhalt


Vorwort 9
1. Voraussetzungen 11

1.1. Vorüberlegungen 11

1.2. Literaturübersicht zum Hexenwesen in den österreichischen Herrschaften vor dem Arlberg 16

1.3. Grundlagen und Entwicklung des Hexenwesens bis zum Beginn der Verfolgungen in Vorarberg 23

   1.3.1. Kirche und Zauberei bis um 1200 23

   1.3.2. Einführung der lnquisition und Verketzerung der Zauberei 25

   1.3.3. Der theologische Hexenbegriff 29

   1.3.4. Verbreitung des Hexenwesens im süddeutschen Raum 31

1.4. Allgemeine wirtschafts-, sozial- und kulturgeschichtliche Hintergründe der Hexenverfolgungen 34

1.5. Verwaltungsstrukturen der österreichischen Herrschaften vor dem Arlberg in der frühen Neuzeit 40
2. Der Verlauf der Verfolgungen 45

2.1. Die frühesten Vorarlberger Hexenverfolgungen 45

2.2. Die Hexenverfolgungen um die Mitte des 16. Jahrhunderts 49

2.3. Die Hexenverfolgungen zwischen 1570 und 1590 57

2.4. Die Hexenverfolgungen um 1600 64

2.5. Die Bregenzer Hexenprozesse von 1609 79

2.6. Die Bregenzer Hexenprozesse von 1615 91

2.7. Die Hexenverfolgungen zwischen 1616 und 1640 103

2.8. Die Hexenverfolgungen nach 1640 114

2.9. Das Ende der gerichtlichen Hexenverfolgungen 128

2.10. Die Injurienprozesse des 17. Jahrhunderts 134
3. Recht und Gerichtsverfahren 139

3.1. Zum rechtlichen Hintergrund der Hexereiverfahren 139

.2. Das Gerichtsverfahren 150

3.3. Die Gefängnisse 160

3.4. Die Hinrichtung 161

3.5. Prozesskosten und Konfiskation 164
4. Die Geständnisse 170

4.1. Die ältesten Urgichten 171

4.2. Bludenzer Urgichten 173

4.3. Bregenzer Urgichten 176

   .3.1. Zeitpunkt des Teufelsbundes 176

   4.3.2. Erste Begegnung mit dem Teufel 177

   4.3.3. Aussehen des Teufels 179

   4.3.4. Teufelsbund und Teufelsbuhlschaft 180

   4.3.5. Teufelsnamen 183

   4.3.6. Hexenflug 186

   4.3.7. Hexensabbat 186

   4.3.8. Hexentanzplätze 188

   4.3.9. Schadenzauber 190

   4.3.10. Verwandlungen und Teufelsmäler 191

   4.3.11 lm Gefängnis 192

4.4. Volkskundliches 193

4.5. Kirchengeschichtliches 196
5. Die Opfer der Hexenprozesse 197

5.1. Liste der gerichtlich Verfolgten 197

5.2. Quantitative Auswertung 208

   5.2.1. Zeit zwischen 1525 und 1555 208

   5.2.2. Zeit zwischen 1570 und 1605 209

   5.2.3. Zeit zwischen 1609 und 1616 210

   5.2.4. Zeit zwischen 1619 und 1660 211

   5.2.5. Zusammenfassung 212

5.3. Anteil der Hinrichtungen und Freisprüche 213

5.4. Anteil der Geschlechter 214

5.5. Alter der Verfolgten 215


5.6. Kinderhexenprozesse 216

5.7. Soziale Stellung der Opfer 217

5.8. Regionale Verteilung der Hexenprozesse 218

5.9. Zahl und Größe der Hexenprozesse 221
6. Vergleich mit den Hexenverfolgungen in den Nachbarländern 223

6.1. Schwaben 223

6.2. St. Gallen und Appenzell 225

6.3. Prättigau 227

6.4. Hohenems und Vaduz/Schellenberg 229

6.5. Tirol 230

6.6. Verbindungen mit den Nachbargebieten 231
7. Zur Rolle der Kirche bei den Vorarlberger Hexenverfolgungen 233
8. Zur Rolle der Frau bei den Vorarlberger Hexenverfolgungen 239
9. Schlußbemerkungen 245
10. Anmerkungen 249
11. Abkürzungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis sowie Bildquellennachweis 279

11.1. Abkürzungsverzeichnis 279

11.2. Ungedruckte Quellen 280

11.3. Bildquellennachweis 281

11.4. Gedruckte Quellen und Darstellungen 281
12. Register 301

12.1. Personenregister 301

12.2. Ortsregister 308

 

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