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Brigitte Behal (2010): Der Feldkircher Jurist Theodor Veiter – katholisch und deutsch-national. Hintergründe einer österreichischen Karriere 1929–1994

Nach 1945 gehörte er zu den entschiedensten Vertretern einer "alemannistischen" Geschichtsschreibung in Vorarlberg – und folglich zu den schärfsten Gegnern einer kritischen Sicht auf eben diese Geschichtsschreibung: der Feldkircher Jurist und Publizist Theodor Veiter (gest. 1994). Sein Wirken erstreckte sich aber weit über Vorarlberg hinaus, und es stand in einer schon vor der NS-Zeit wirksamen Tradition „völkischen“ Denkens.

 


Das Folgende ist der Text eines Vortrags, veranstaltet von der J.-A.-Malin-Gesellschaft am 16. Juni 2010 in Dornbirn.
Die Autorin hat in ihrer Dissertation „Kontinuitäten und Diskontinuitäten deutsch-nationaler katholischer Eliten im Zeitraum 1930-1965“ Leben und Werk Theodor Veiters umfassend dokumentiert.

Einen VN-Gastkommentar (21.6.2010) von Arnulf Häfele zu diesem Vortrag finden Sie ---> hier.


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Brigitte Behal

Der Feldkircher Jurist Theodor Veiter – katholisch und deutsch-national

Hintergründe einer österreichischen Karriere 1929-1994

 

Ich möchte mit der Frage beginnen, die mich zu meiner Forschungsarbeit führte, nämlich: Welche Beweggründe hatten katholische Eliten, sich dem Nationalsozialismus anzuschließen, und wie gingen sie nach 1945 mit ihrer Vergangenheit und Ideologie um?

Zwei befreundete katholische Intellektuelle, die keine offensichtlichen Verfehlungen begangen hatten, jedoch dem NS-Regime zugearbeitet und dessen Ideologie verbreitet hatten, stellte ich in den Mittelpunkt meiner Arbeit.

Einer der beiden war der „Wahl-Vorarlberger“ Theodor Veiter. Dessen Verhalten und Wirken über die Zeiten und Umbrüche hinweg sowie seine Verankerung in katholischen politischen Netzwerken versuchte ich zu beleuchten.

Veiter gehörte jener Gruppe von Menschen an, die am Beginn des 20. Jahrhunderts geboren[1], von der Demokratie der Ersten Republik enttäuscht, den ideologischen und politischen Versuchungen des Nationalsozialismus ausgesetzt waren und ihnen erlagen.

Sie alle kennen die Broschüre der Johann-August-Malin Gesellschaft „Der Umschreiber“, die sich ja schon früher Veiters Vergangenheit angenommen hat. Ich hoffe, zur Vertiefung dieser Darstellung noch ein wenig beitragen zu können. Einige von Ihnen waren sicherlich mit Theodor Veiter persönlich bekannt. Möglicherweise weicht Ihr Bild von jenem ab, welches ich durch meine Forschungsergebnisse erhielt.

Mir erschloss sich die Persönlichkeit Theodor Veiters vor allem durch

  • das Studium seiner Autobiographien[2] und seiner Publizistik[3] vor und nach dem Dritten Reich,
  • die Niederschriften schon verstorbener, mit ihm bekannter Menschen,
  • sowie Personen, die mit Veiter nach 1945 zu tun hatten und mit denen ich noch sprechen konnte.

Diesem Material stellte ich die Ergebnisse meiner Quellenforschung gegenüber. Sehr erfolgreich waren die Forschungen über Veiters Freunde und Netzwerke in außerösterreichischen Archiven[4], die oft unerwartet aussagefähig und aufschlussreich waren. Diese Belege entzogen sich nämlich größtenteils einer „Zensur“ durch Veiter selbst.

Obwohl sich Veiter noch 1988 in einem Furche-Artikel (6. Mai 1988, Nr. 18) dagegen verwahrte, als „gebürtiger Vorarlberger“ bezeichnet zu werden, wurde Vorarlberg, wie ich glaube, doch seine Heimat. In Feldkirch verbrachte er den größten Teil seines Lebens, nämlich die Jahre von 1918 bis 1926 (an der Stella Matutina) und die Jahre von 1945 bis zu seinem Tode 1994.

Besonders auf diesen zweiten Abschnitt seines Lebens in Vorarlberg möchte ich hier eingehen.

Eines steht aber jedenfalls fest: dass man Veiters Wirken und seine politische und persönliche Positionierung nach 1945 nicht ohne seine Vergangenheit betrachten kann. Veiter erhielt in der Zwischenkriegszeit seine persönliche und politische Prägung, der er ein Leben lang verhaftet blieb. Deutsch-völkisches Denken, der politische Katholizismus, sowie antiliberal, antisemitisch und extrem „links“-feindlich zu sein, waren und blieben Veiters politisches Credo.

Wie Veiter sich selbst sah, variierte oft. Einmal bezeichnete er sich als „gesamtdeutsch orientierten Katholiken“, dann wieder als „nationalen Katholiken“ oder besser als „volksdeutsch-orientierten Katholiken“.

Nach 1945 war ihm in seinen Rechtfertigungen das Wort „Katholik“, welches alles in eine positive, nicht zu hinterfragende Richtung brachte, sehr wichtig. Denn die Worte national, gesamtdeutsch, volksdeutsch standen ja für eine nicht so positive Konnotation. Er legte aber auch höchsten Wert darauf, dass er „deutsch-völkisch“ und nicht nationalsozialistisch eingestellt war.

Was ist nun völkisch? Die völkische Bewegung entstand bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts und war für den Nationalsozialismus wegweisend. Sie impliziert eine rassistische und antisemitische Ideologie, birgt in weiterer Konsequenz eine pangermanistische Tendenz und verherrlicht Elitedenken und Führerqualitäten.[5]

Bis zu seinem Tode bot Veiter der Umwelt das Bild eines von der Richtigkeit seiner politischen und beruflichen Ansichten und Aktionen überzeugten Mannes. Dabei überhöhte er stets seine eigene Persönlichkeit und erklärte seine Sicht der Dinge als die einzig wahre, war unduldsam und angriffig gegenüber Andersdenkenden.

Seine Behauptungen zum Beispiel, dass er und seine Freunde, seine Lehrer und Volksgruppen-Mitstreiter, wie Anton Böhm, Franz Hieronymus Riedl, Elmar Grabherr, Karl Gottfried Hugelmann, Max Hildebert Boehm, Wilhelm Wolf, Oswald Menghin, Hermann Raschhofer – um nur einige zu nennen – nie Mitglieder der NSDAP oder Anwärter auf eine Mitgliedschaft gewesen seien, sind unwahr. Sie werden nicht nur durch deren Anträge[6] widerlegt, sondern bei einigen sogar durch ihre persönlichen Eingeständnisse.

Für Veiter zählte aber nur sein Argument „er wisse es besser“, alles andere seien bösartige Verleumdungen. Er scheute keine Konfrontation mit seinen Kritikern und ideologischen Gegnern – und diese waren nicht wenige – und setzte dabei seine juristischen Kenntnisse und seine Bekanntheit ein.

Nach 1945: Konstruktion eines „Widerstandskämpfers“


Lassen Sie mich vorerst die Selbstdarstellung Veiters nach 1945 betrachten: Veiter wollte nicht nur im Leben als unumstrittener Experte und Wissenschafter gelten, nein – er wollte sich als solcher auch seinen Platz in der österreichischen Geschichte sichern.

Ab den 1970er Jahren begannen Intellektuelle und Medien, sich mehr und mehr mit der bis dahin im Allgemeinen sorgsam zugedeckten NS-Vergangenheit der Österreicher zu beschäftigen. Die Zeiten wurden in dieser Frage unruhiger.

Und Veiter wusste als Journalist und Rechtsanwalt, wie schwer gegen ein einmal in der Öffentlichkeit niedergeschriebenes Wort zu argumentieren ist, noch dazu, wenn eine nicht widerlegbare Wahrheit darin enthalten ist – und dem musste vorgebeugt werden. Dass er damit schlafende Hunde wecken könnte, war vielleicht nicht einkalkuliert.[7]

Da es in Österreich unter dem Namen „Theodor Veiter“ eher spärliches und wenn doch, dann oft schwer zugängliches Quellenmaterial aus der Zwischenkriegszeit und der NS-Zeit gibt, konnte Veiter ab den 70er Jahren darangehen, der Nachwelt offensiv seine Sicht der Geschichte und seine Stellung in dieser Geschichte zu vermitteln.

Seine Motivation dürfte, neben einer stark ausgeprägten Eitelkeit, vor allem eine Vorsichtsmaßnahme gewesen sein, um möglichen öffentlichen Vorwürfen einer „Mitarbeit und Mitwisserschaft“ vor und während des NS-Regimes zu begegnen.

Dabei war es für ihn auch hilfreich, Mitglied der „Wissenschaftlichen Kommission des Theodor Körner-Stiftungsfonds und des Leopold Kunschak-Preises zur Erforschung der Geschichte der Ersten Republik“ zu sein und damit über jeden Verdacht erhaben, zeitgeschichtlich nicht kompetent zu sein.

Die erste „Tat“ Veiters in dieser Richtung war die Übergabe eines Konvoluts an den Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte der Uni Wien, Prof. Ludwig Jedlicka im Jahr 1975.[8] In diesem Konvolut schilderte Veiter seine Tätigkeit als Leiter der Rechtsabteilung im NS-Rüstungsbetrieb LOFAG (Wiener Lokomotivfabrik) von Beginn 1940 bis Kriegsende. In dieser Position sei er maßgeblich an der Gründung der Rax-Werke beteiligt gewesen.[9] Übrigens: „maßgeblich beteiligt“ – das war ein Lieblingswort Veiters.

In den Rax-Werken wurden unter anderem V2-Komponenten produziert. Aber auch eine Außenstelle des KZ Mauthausen befand sich dort, da in den Rax-Werken Zwangsarbeiter beschäftigt wurden.

1946 habe die österreichische öffentliche Verwaltung ihn aufgefordert, so Veiter, „eine genaue Darstellung der Inanspruchnahme der Wiener Lokomotivfabrik durch die deutsche Okkupationsmacht im Jahre 1938 zu erstellen“. Dazu sei er als ehemaliger Leiter der Rechtsabteilung und als Vorarlberger prädestiniert gewesen. Die LOFAG habe nämlich auf Veiters Vorschlag im letzten Kriegsjahr in Klaus in Vorarlberg einen Produktions-Ausweichbetrieb errichtet bzw. eine Verwaltungsaußenstelle, wie Veiter die „Dependance“ Klaus auch bezeichnete.

„Diese Anregung von mir wurde sofort aufgenommen, weil möglichst viele Betriebsangehörige sich vor der russischen Besetzung in Sicherheit bringen wollten.“

Worauf er von Feldkirch aus Belege ohne Datum geliefert habe. Jene Belege und Briefe, die Veiter nun 1975 an Jedlicka übergab, damit sie der Zeitgeschichte erhalten bleiben, sind durchwegs Abschriften und Aktennotizen von Veiters Hand, da – so Veiter – „die Originalakte aus Verschulden des damaligen NS Generaldirektors Nölle von der französischen Securité Publique beschlagnahmt worden sind“.

In den Wochen vor Kriegsende wollte Veiter persönlich Vermögenswerte der LOFAG sowie Geschäftsunterlagen nach Klaus verbracht haben, um sie vor den Nazis zu retten!

Von Jedlicka hatte Veiter keine Überprüfungen zu erwarten, da dieser ein Mitglied der ehemaligen Freundesrunde und ebenfalls mit einer NS-Vergangenheit belastet war. Und so findet man im Institut für Zeitgeschichte in Wien dieses „Quellenmaterial.“

1982 ergriff Veiter die Initiative und bot dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes an, einen Beitrag über den Widerstand in der Wiener Lokomotivfabrik für die Festschrift zum 20-jährigen Bestehen des DÖW und zum 60. Geburtstag von Prof. Herbert Steiner zu schreiben.

Da er schon lange über seine Widerstandstätigkeit publizieren wollte, aber kein „Publikationsorgan“ dafür fand, sprang er über seinen Schatten und nahm auch in Kauf, dass Prof. Steiner ein „Kommunist“ war. Der Brief mit dieser Aussage vom 17. August 1982 an Dr. Isabella Ackerl[10] liegt mir vor.

Die Bitte des DÖW, doch auch die Arbeit des kommunistischen Widerstands in der LOFAG in den Artikel einfließen zu lassen, erfüllte Veiter mit ganzen sieben Zeilen! Der Artikel wurde die erste Selbstdarstellung Veiters, mit vielen zu hinterfragenden Aktionen.

Ein Beispiel dafür: Aufgrund der Luftangriffe auf Wien habe er, Veiter, sich 1944 entschlossen, mit dem amerikanischen und britischen Geheimdienst Kontakt aufzunehmen, damit gegen seine Zusage eines organisierten bewaffneten Aufstandes gegen die Nationalsozialisten in Wien keine alliierten Luftangriffe mehr auf Österreich unternommen würden. Daher sei er Ende Oktober 1944 zur Schweizerischen Lokomotivfabrik Winterthur gefahren, von dort sei er dann noch nach Bern und Lausanne gefahren, um mit den Amerikanern zu verhandeln – einfach so!!!

Veiter in seinen Memoiren:

„Nun kann ich das Geheimnis lüften, meine Reise war völlig wertlos. Tatsächlich kam nichts zustande und so wurde auch der Bombenkrieg fortgesetzt.“

Tatsächlich wurde die Schweizer Grenze ab 1944 sowohl von den Schweizern, von den Amerikanern als auch von SS-Leuten so scharf wie nie bewacht. Und die Amerikaner kontrollierten rigoros jene Leute, die in die Schweiz einreisen wollten. Selbst Fritz Molden konnte – mit all der ihm zugekommenen Hilfe – erstmals Jänner 1945 Allen Dulles vom US Office of Strategic Services (OSS) in Bern treffen.

Es existiert eine Auflistung des OSS über alle Personen, die zwischen 1942 und 1945 in die Schweiz einreisten.[11] Auf dieser scheint der Name Theodor Veiter nicht auf.

Es stellt sich nun die Frage: Wie sollte Veiter, der nach eigenen Aussagen ein dauernd Verfolgter der Gestapo war, so einfach zwischen Wien und Vorarlberg pendeln und so einfach in die Schweiz reisen und sich dort so frei bewegen?

Wenn er das konnte, dann musste er zwangsläufig aufgrund einer „speziellen“ Position die Möglichkeiten dazu gehabt haben. Als „dienstverpflichteter“ Leiter einer NS-Rechtsabteilung war ihm das sicherlich nicht möglich gewesen.

Prof. Neugebauer vom DÖW sagte mir im März 2008, dass alle diese Widerstandsgruppen erst im Nachhinein von den Akteuren beschrieben worden sind – „man muss skeptisch sein“, waren seine Worte.

Aber mit diesem Artikel Veiters war seine Widerstandstätigkeit im DÖW aktenkundig geworden und daher über jeden Zweifel erhaben.

Geschichtsklitterung im „Tagebuch“?


In seiner 1984 erschienenen Autobiographie „Das 34er Jahr“ konnte Veiter nun sein persönliches Geschichtsbild einer breiten Öffentlichkeit darstellen und sich zum einzigen lebenden und vor allem kompetenten Zeitzeugen, wie Veiter sich selbst immer wieder bezeichnete, stilisieren.

Veiter bezog seine „Kompetenz“ stets aus den Aufzeichnungen in seinem „Tagebuch“, in welchem er alle wichtigen Ereignisse seit jeher notiert habe. In seiner eigenen Gabelsberger Kurzschrift abgefasst, welche nur er selber lesen könne, tauchte dieses Tagebuch allerdings weder in seinem Nachlass auf noch wusste seine langjährige letzte Mitarbeiterin, wo dieses verblieben war.

Auch auf die Frage von Frau Dr. Isabella Ackerl, die 1977 für die Wissenschaftliche Kommission ein ausführliches Interview mit Veiter führte, nach dem geheimnisvollen Tagebuch blieb Veiter die Antwort wie auch den Beweis schuldig.

Sein Sohn machte auf meine Frage nach dem Tagebuch seines Vaters nur vage Andeutungen, wie: Er wisse von einem Tagebuch nichts, sein Vater habe über Vergangenes nie mit ihm gesprochen. Das vielzitierte Tagebuch tauchte nie auf und sollte daher als anerkannte historische Quelle ausfallen.

Meine persönliche Annahme zu diesem Tagebuch lautet:

Aufgrund seiner diversen beruflichen Tätigkeiten – auf die ich noch komme – könnte dieses „Tagebuch“ eher ein Dossier über seine Mitmenschen gewesen sein. Denn Veiter wusste früh: Wissen über andere bedeutet Macht über andere. Ein solches Dossier konnte er nicht der Nachwelt zur Einsicht überlassen, da es seine eigenen Verstrickungen in belasteten Zeiten dokumentiert hätte.

Diese Annahme wird durch folgende Sätze Veiters in einem Schreiben an Friedrich Funder aus dem Jahr 1949 untermauert: [12]

„… denn es gibt wahrscheinlich nicht viele Leute, die über ein so gutes Personen- und Sachgedächtnis verfügen und zugleich über soviel einmaliges dokumentarisches personal-politisches Material wie ich – Frucht meiner politischen Tätigkeit seit 1929.“

Andererseits hätte ihm niemand – ohne den dauernden Bezug auf sein Tagebuch – ein derart detailliertes Erinnern an Ereignisse vor 50 Jahren abgenommen, obwohl die Eintragungen in diesem Tagebuch auch nicht immer widerspruchsfrei waren, wie man sehen kann:

Als er 1983/84 der Öffentlichkeit seine Widerstandstätigkeit darlegte, bezog er sich in dem Artikel auf sein Tagebuch und meinte Folgendes:

„Ich notierte bereits Ende Jänner 1940 !!, dass Deutschland diesen Krieg nicht gewinnen wird.“

In seinem Schreiben an Friedrich Funder aus 1949:

„Dies zu einem Zeitpunkt (nämlich Mitte 1941!!), wo Deutschland im Siegen war und ich jedenfalls nicht an eine deutsche Niederlage glaubte.“

Bei der Lektüre seiner „zeitgeschichtlichen Werke“ fällt generell auf: Der „Insider“ Veiter bezog sich immer wieder auf Bücher von Historikern und anderen Autoren, die schon wesentlich früher als er selbst die österreichische Geschichte der Jahre 1918 bis 1945 thematisiert hatten. Verbrämt mit Eintragungen aus seinem Tagebuch erhielten historische Tatsachen dann häufig genug sehr subjektive Einfärbungen. Seine oftmals intime Kenntnis von Details macht es kompliziert, Wahrheit von Halbwahrheit und Erfindung zu trennen und ihn als handelnde Person in der Geschichte einigermaßen passend zu positionieren.

Und trotzdem wurde das Buch „Das 34er Jahr“ in nachfolgenden historisch-wissenschaftlichen Arbeiten aus den 1980er und 1990er Jahren immer wieder, meistens unreflektiert, als Quelle zitiert.

Es kann heute bewiesen werden, dass Veiter eine persönliche Geschichtsklitterung betrieb, indem er seine eigene Vergangenheit so umgeschrieben hatte, dass an ihr kein gravierender Makel zu entdecken sein sollte. Was nicht zu leugnen war, wurde heruntergespielt oder schlicht und einfach eine böswillige Unterstellung und Unwahrheit genannt.

Es gibt weiters zu denken, dass Veiter erst zu jenem Zeitpunkt mit der Herausgabe seiner Memoiren und seines Geschichtsbildes an die Öffentlichkeit ging, als es kein Mensch mehr wagte, den angesehenen „Wissenschafter, Juristen und weltweit anerkannten Minderheiten-Experten“ einer nicht wahrheitsgemäßen Darstellung zu zeihen.

Immer dann, wenn Veiter glaubte, dass sein Geschichtsbild durch andere beschädigt werden könnte, trug er eine seiner unzähligen schriftlichen Kontroversen aus. Eine einzige will ich her herausheben: jene mit Prof. Ernst Hanisch aus dem Jahr 1988, bei der es sich um den Hanisch-Artikel „Widerstand in Österreich 1934–1945“[13] handelte. Darin ging Hanisch sowohl mit der Verweigerung einer kritischen Aufarbeitung der österreichischen Zeitgeschichte als auch mit der Widerstandsforschung ins Gericht. Er thematisierte den Streit um den „Austrofaschismus“ und beleuchtete die „Phasen der Widerstandsforschung“. Er verurteilte, dass man so genannte Brückenbauer, die an strategisch entscheidenden Stellen die Unabhängigkeit Österreichs untergraben und bis 1945 dem NS-Staat gedient hatten, nun in die Reihen des Widerstandes einordnete.

Veiter verlangte darauf in dem gleichen Medium („Aus Politik und Zeitgeschichte“ der Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn) die Veröffentlichung seiner Stellungnahme mit dem Titel „Wird Österreichs Geschichte umgeschrieben?“

Einige Kostproben daraus:

  1. Veiter konterte: „Einen Austrofaschismus hat es nie gegeben“ – in seinem Buch „Das 34er Jahr“ sagt er auf S. 127 das Gegenteil.
  2. Veiter meinte in seiner Stellungnahme: „… dass die so genannten Brückenbauer, womit ja nur die gesamtdeutsch orientierten Katholiken Österreichs in der Zeit von 1918 bis 1938 gemeint sind, schon sehr bald nach dem erfolgten Anschluss sich mit Entsetzen vom NS-System trennten und diesem System in keiner Weise bis 1945 dienten“ !
  3. Hanischs Darstellung habe einen unwissenschaftlichen Anstrich, denn Hanisch lasse geschichtliche Fakten, wenn sie nicht in sein der gesellschaftspolitischen Linken zugeordnetes zeitgeschichtliches Bild passen, unerwähnt.

Positiv an Hanischs Darstellung fand Veiter, dass dieser die am meisten nach links driftenden Vorarlberger Zeitgeschichtler und ihre Publikationen unerwähnt lasse.

In der Entstehungsphase seines Buches „Das 34er Jahr“ wollte Veiter von einem ehemaligen Freund, Erik Wintersberger, dem Neffen Othmar Spanns, Einzelheiten aus der Vergangenheit erfragen, besonders was die Widerstandstätigkeit der ASTRA[14] während der NS-Zeit betraf. – Da fragt man sich schon, wieso Veiter zu dieser Thematik Informationen benötigte, wo er doch so „maßgeblich“ daran beteiligt gewesen wäre? Erik Wintersberger jedoch ließ Veiter wissen, dass er ihm für seine „historische“ Arbeit mit Auskünften nicht zur Verfügung stehe. Veiter honorierte diese Weigerung mit diffamierenden Darstellungen der Person Wintersberger in seinem Buch.

1994, kurz vor Veiters Tod und nach Erscheinen einer weiteren Autobiographie Veiters („Politik, Gesellschaft, Wissenschaft. Memoiren aus Politik und Zeitgeschichte“), wandte sich dieser Freund mit Berichtigungen beider Veiter-Autobiographien an einen namhaften österreichischen Historiker, um der Geschichte zur Wahrheit zu verhelfen, wollte aber keine offizielle Konfrontation mit Veiter mehr.

Im Rückblick meinte Wintersberger in nahezu diplomatischer Formulierung:

„Mein Bild von Theo ist von allen diesen Erkenntnissen freilich nicht ungetrübt. Eine gewisse Eitelkeit war an ihm von jeher zu merken, auch dass sie ihn öfters verführte, seine Nebenrollen zu Hauptrollen aufzubauschen. Nun zeigt sich aber, dass seine Phantasie das darzustellende Land doch all zu sehr überflutet und unkenntlich macht.“[15]

Unter dieser Prämisse sollte man die Aussagen Veiters zu seinem Geschichtsbild und seiner persönlichen Einordnung in die Geschehnisse der Zwischenkriegs- und der NS-Zeit sehen.

Eine „völkische“ Biografie


Bevor ich mich dem Jahr 1945 und dem Neubeginn Veiters in Vorarlberg zuwende, möchte ich seinen Werdegang kurz beleuchten.

Theodor Veiter wurde 1907 in München geboren. Nach dem Tod der Mutter 1909 übersiedelte der Vater mit ihm nach Klagenfurt. Veiters Vater hatte einen guten Bekannten, den damaligen Feldkircher Buchhändler und Bürgermeister Franz Unterberger, den er zu Theodor Veiters Vormund bestellte. Durch ihn kam Theodor Veiter 1918 an das Jesuitengymnasium Stella Matutina in Feldkirch. Damit war der Grundstein für Veiters lebenslange Beziehung zu Vorarlberg gelegt. Wichtig für ihn wurden seine „Stellaner-Connections“, wie jene zu Kurt Schuschnigg, Guido Schmidt (Außenminister im Ständestaat und im kurzen Kabinett Seyss-Inquart), Otto Ender (Vorarlberger Landeshauptmann, Bundeskanzler in der Ersten Republik, Verfasser der Maiverfassung 1934 unter Dollfuß), Herbert A. Kraus (Gründer des VdU) oder Karl Aubert Salzmann (christlichsozialer Bundesrat).

Was nahm Veiter von der Stella mit?

Vor allem das Bewusstsein, einer Elite anzugehören und dadurch zu den damals einflussreichen katholischen und christlichsozialen Kreisen leicht Zutritt zu bekommen. Denn eines war Veiter schon in seiner Jugend klar: Karriere machst du nur im katholischen, christlichsozialen Umfeld, denn dort war damals die Macht zu Hause. Darin lag auch seine positive Einstellung zum politischen Katholizismus begründet.

1926 ging Veiter für zwei Semester nach München, von wo er mit einem – so Veiter – „ausgesprochen gesamtdeutschen Denken, dem der Anschlussgedanke lebhaft zugrunde lag“, zurückkam. Ab 1927 studierte er in Wien Jus, 1931 promovierte er.[16]

Der Kärntner christlichsoziale Bundesrat Reinprecht ebnete ihm früh den Weg zur Mitgliedschaft in der Christlichsozialen Partei. Gemäß dem Wahlspruch „Einmal Stellaner, immer Stellaner“ brachte ihn Bundesrat Karl Aubert Salzmann als Parteisekretär der christlichsozialen Bundesratsfraktion im Parlament unter. Besondere Unterstützung wurde Veiter durch Karl Gottfried Hugelmann zuteil. Der war Professor für Rechts- und Verfassungsgeschichte an der Uni Wien, er war großdeutsch eingestellt und arbeitete an einer rechtstheoretischen Legitimation des NS-Staates. Da die Arbeit im Parlament es zuließ, wurde Veiter Mitarbeiter von Hugelmann bei dessen Werk „Das Nationalitätenrecht des alten Österreich“ – dies dank der finanzieller Unterstützung durch die „Deutsche Gesellschaft für Nationalitätenrecht“, deren Leiter Max Hildebert Boehm, einer der bekanntesten und der in seinen Ansichten radikalste „völkisch-nationale“ deutsche Wissenschafter, war.

Boehm vertrat die Ansicht, dass die deutsche Nation ihre ethnische (rassische) Reinheit erhalten müsse, dass Minderheitenschutz nur in „bluthomogenen“ kollektiven Organismen – den Volksgruppen – möglich sei und dass Volksgruppen über eine Rechtspersönlichkeit verfügen. Boehm war über den pangermanistischen und antisemitischen „Verein für das Deutschtum im Ausland“ (VDA) schon früh mit den Rechtsextremisten um Hitler bekannt geworden und stand bei all seinen Aktionen auf der Gehaltsliste des Deutschen Außenamtes[17].

Boehms Arbeiten „ Das eigenständig Volk. Volkstheoretische Grundlagen der Ethnopolitik“ aus 1932 und „Volkstheorie und Volkstumspolitik“ aus den „Wissenschaftlichen Forschungsberichten zum Aufbau des neuen Reiches“ aus 1935 hatten deutliche Vorbildwirkung auf Veiter. Gut erkennbar ist das in seinem Werk „Nationale Autonomie“, in dem er sich mehrfach auf Boehm bezieht sowie auf den zweiten der „Volksgruppen-Theoretiker“ Hermann Raschhofer: beides Herren mit einer „respektablen“ NS-Karriere und nach 1945 für Veiters Tätigkeit wiederum von größter Bedeutung.

Ich möchte Ihnen hier nur verdeutlichen, in welchem Umfeld der junge Veiter seine politische Prägung erhielt und wie er sie in den Jahren bis 1938 vertiefte.

An der Universität findet Veiter Zugang zu Prof. Othmar Spann und dessen Kreis. Stets sollte er behaupten, zum inneren Kreis zu gehören, was durch Aussagen von Taras Borodajkewycz oder Erich Führer so nicht bestätigt wurde. Vielleicht nahm Veiter das eine oder andere Mal an den so genannten Gaminger Tagungen von Spann teil, aber auf einen engen privaten Kontakt konnte kein Hinweis, weder von Raphael Spann noch von Erik Wintersberger, gefunden werden.

Von der Lehre Spanns nimmt Veiter die Idee des völkischen Staates und die totale Ablehnung von Sozialismus, Kommunismus, Liberalismus und Individualismus mit.

1930 war Veiter einer der radikalsten Vertreter der Gleispach’schen Studentenordnung[18], an der sein Mentor Hugelmann mitarbeitete. Durch dieses Gesetz sollte der Volksbürgergrundsatz auch in der Rechtsordnung verankert werden, die deutsche Hörerschaft an der Universität sollte als geschlossene Volksgruppe gelten und so vor der „Überflutung durch die Juden“ geschützt werden (nachzulesen in Veiters „Nationale Autonomie“). Diese Studentenordnung wurde letztlich vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben.

Veiter, inzwischen schon längst CV-Mitglied bei der „Rudolfina“, fällt durch seine Tätigkeit in katholischen Studentenverbänden vor allem Bundeskanzler Dollfuß auf. Dieser ermöglicht ihm nach dem Ende des Parlamentarismus im März 1933 eine Karriere als Redakteur in der „Amtlichen Nachrichtenstelle“. Dort, in der Anlaufstelle aller Nachrichten, fungierte Veiter als „Vertrauensmann“, oder sollte man besser sagen: als „Regierungsspitzel“ für Dollfuß und nach dessen Tod für Schuschnigg? Veiters Aufgabe bestand darin, über alles und jeden Bescheid zu wissen und brisante vertrauliche Informationen sofort an den Kanzler weiterzuleiten, ebenso wie in der regierungsfreundlichen Manipulation der Nachrichten, die für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Erinnern Sie sich an Veiters Tagebuch oder besser „Dossier“, welches ich vorher erwähnte?

Bei Dollfuß spielte Veiters christlichsoziale, aber auch deutsch-nationale sowie katholische Haltung eine Rolle, bei Schuschnigg wurde das Vertrauen durch die „Stella-Connection“ begründet. Das ging so weit, dass Veiter als Journalist beide Kanzler auf ihren Auslandsreisen als offizieller Presseberichterstatter begleitete, wobei er besonders in Italien immer wieder seine NS-Freunde, vor allem den aus Österreich ausgewiesenen hohen NS-Funktionär Theodor Blahut, traf und ihnen Informationen über politische Aktionen des Ständestaats weitergab.

Parallel zu seinem „Broterwerb“ engagierte sich Veiter in den katholischen Hochschulverbänden Österreichs, wo er stetig an seiner Führungsrolle, wie bei der Deutschen Studentenschaft als Kreisleiter-Stellvertreter und als Führer der Katholischen deutschen Hochschülerschaft Österreichs, arbeitete. Dieser Aufstieg gipfelte im Jahr 1936 in der Präsidentschaft der „Pax Romana“, einer internationalen Verbindung katholischer Studenten.[19] Diese Funktion war mit einer Reisetätigkeit in ganz Europa verbunden, die Veiter wiederum für seine Informantentätigkeit nützte.

Gute Freunde …


Nun kommt die nächste Komponente ins Spiel seine Freunde!

Veiters Freunde seit diesen Tagen waren – um nur einige zu nennen, die es auch ein Leben lang blieben –

  • der NS Blutordensträger Theodor Blahut,
  • VDA-Mitglied und Publizist Franz Hieronymus Riedl,
  • der Neuland- und Katholische-Aktion-Führer und Schriftleiter Anton Böhm,
  • Prof. Taras Borodajkewycz,
  • der NS-Studentenführer Franz Seuchter,
  • die Journalisten Walter Petwaidic und Giselher Wirsing
  • sowie Univ.Dozent Fritz Flor (gestorben 1939),

allesamt NSDAP-Mitglieder und für den NS-Staat sehr loyal tätig. Die Mehrzahl von ihnen agierte in der Einflusssphäre des deutschen Außenamtes und des NS-Sicherheitsdienstes.

Im Dunstkreis dieser Freunde agierte auch der SS Obersturmbannführer Wilhelm Höttl[20], Leiter des NS-Nachrichtendienstes im Südosten Europas und 1944 in Ungarn in die Judenverfolgungen involviert. Er nahm zu Kriegsende im Auftrag seines Freundes und Chefs Ernst Kaltenbrunner Kontakt mit dem amerikanischen OSS (Office of Strategic Service) in Bern auf und bot Informationen über eine fiktive „Alpenfestung“ an. Als Gegenleistung sollten die Amerikaner abgesprungenen Nazis eine Basis für die Nachkriegszeit schaffen. Höttl selbst machte geltend, dass er als Katholik bereits seit geraumer Zeit Widerstand gegen die Nazi-Herrschaft betrieb – was eine glatte Lüge war.

Bei den Amerikanern als Widerstandskämpfer gegen das Dritte Reich bekannt gewesen zu sein, war von größtem Vorteil, und Höttl wusste das. Und so liegt in den „Wartimes Intelligence Reports“ von Allen Dulles u.a. eine Liste der „Winckler Resistance Group“ auf, auf die auch der Name „Theodor Veiter“ seinen Weg gefunden hatte. Dieser Hinweis und noch ein anderer sind die beiden einzigen auf Veiters Widerstandstätigkeit, die nicht aus der Feder Veiters selbst stammen. Dulles Einschätzung von Höttl war die eines „untrustworthy Nazi“.

Höttl und v. Winckler hielten nach Kriegsende weiterhin Kontakt miteinander. Veiter war oft Gast im Hause v. Winckler, wie mir v. Wincklers Sohn erzählte. Die Indizien, dass das alte Netzwerk also auch in der jungen Republik Österreich wieder funktionierte, sind evident: Der Nachlass von Höttl sowie Archivbelege aus dem Institut für Zeitgeschichte München eröffnen diese überraschenden Querverbindungen.

Ich habe jetzt einen Vorgriff auf die Zeit nach 1945 gemacht, aber diese Verbindungen lassen ein Netzwerk Veiters erahnen, von dem sicher nie Belege gefunden werden – aber das haben Nachrichten-, Sicherheits- und Geheimdienste wohl so an sich.

Otto Molden schrieb in seinem Buch „Ruf des Gewissens“, dass sich zwischen 1936 bis 1938 im ASTRA-Kreis Freunde zusammen gefunden hätten, die mit der deutschen Opposition aktiv zusammenarbeiteten. Unter diesen Freunden sei auch Dr. Theodor Veiter gewesen – und das ist der zweite Hinweis!

Zur Information: Veiter besuchte gelegentlich die so genannten Bibelrunden und die Literarische Arbeitsgemeinschaft von Paula v. Preradovic, der Mutter Otto Moldens. Regelmäßige Teilnehmer daran waren unter anderen Seyss-Inquart, Wilhelm Wolf (Außenminister im Kabinett Seyss-Inquart), und Taras Borodajkewycz – daher die Bekanntheit Veiters bei Otto Molden.

Die Qualität der Widerstandstätigkeit der ASTRA-Mitglieder wird in den 1980er Jahren durch Veiters Angaben gegenüber Peter Broucek, dem ehemaligen Leiter des Kriegsarchivs im Österreichischen Staatsarchiv, relativiert.

Demnach wollten die ASTRA-Leute

  • kein Wiedererstehen Österreichs;
  • sie wollten das Dritte Reich nicht zerstören, sondern nur ändern;
  • sie wollten für Österreich bloß eine weitgehende Autonomie.

Aber da fragt man sich schon, auf welche Weise der illegale Nationalsozialist Veiter, der nach dem Juli-Abkommen von 1936 als Presse-Konsulent im Bundesministerium für Unterricht z. B. die „Essener National-Zeitung“ der NSDAP nach Österreich geholt hatte,[21] zwischen 1936 und 1938 mit der deutschen Opposition zusammengearbeitet haben soll.

Was war Veiter denn nun?

  • ASTRA-Widerstandskämpfer,
  • bereits illegaler Nationalsozialist,
  • katholischer Beamter, Journalist und Vertrauter der Politiker des Ständestaats
  • oder alles auf einmal?

Veiter, der „Illegale“


Aber nun zurück in die 30er Jahre.

Veiter und seine Freunde bildeten bereits 1932 unter der Führung des Sektionsrats im Unterrichtsministerium, des Vorarlbergers Wilhelm Wolf, den „Volksdeutschen Arbeitskreis österreichischer Katholiken“. Dort leisteten sie Vorarbeit für die Umgestaltung Österreichs in einen völkischen, „judenfreien“ Staat und für den Anschluss an ein gesamtdeutsches Reich. Wilhelm Wolf war die unumstrittene Führerpersönlichkeit der deutsch-nationalen katholischen Jugend der 1930er Jahre und der kurzfristige Außenminister im Kabinett Seyss-Inquart.

Veiter trat am 19. Juni 1933, ebenso wie seine Freunde Böhm und Riedl, der damals schon illegalen NSDAP unter dem Namen Theodor Innerer bei.[22]

Als Beamter des Ständestaats, als naher Mitarbeiter von Dollfuß und Schuschnigg, sowie als Publizist unter Friedrich Funder konnte er in Österreich nicht gut unter seinem richtigen Namen der NSDAP beitreten.

Nach dem Anschluss 13. März 1938 mussten dann auch ehemals Illegale einen formellen Antrag für die Aufnahme in die NSDAP stellen. Ich möchte Ihnen die Begründung Veiters für sein Aufnahmegesuch in die NSDAP nicht vorenthalten:

„ ..stand in laufender Verbindung mit Nationalsozialisten außerhalb Österreichs – Zusammenkünfte im Rahmen von dienstlichen oder mit Besuch kathol. Studenten-Tagungen begründeten Auslandsfahrten. Durch meine ununterbrochene Zusammenarbeit mit Dr. Wolf und seinem Kreis an NS-Mitarbeitern aus dem früheren katholisch-nationalen Lager habe ich sehr wesentlich zur Schwächung des früheren Systems von innen heraus beigetragen. …“[23]

Veiter hatte, wie man sehen kann, auch kein Problem sein katholisches Glaubensbekenntnis zu verraten.

Viktor Matejka, nach 1945 KPÖ-Stadtrat in Wien, erinnerte sich mit folgenden Worten an Veiters Tätigkeit:

„Mit vielen österreichischen Katholiken machte er [Veiter] antiösterreichische und pseudochristliche Politik. Veiter, also kein Mann im Hintergrund, sondern auf Seiten der anschlüsslerisch gesinnten Herrschaften, war mir nicht unbekannt. Als Zeitgenosse konnte ich seine Totengräberarbeit gegen Österreich wahrnehmen“ (Furche, 15. April 1988).

Bereits am 12. März 1938 erschien Veiter mit dem NSDAP-Parteiabzeichen im Ministerium, sehr zum Missfallen des damaligen christlichsozialen Ministers. Weil er katholisch und Schuschnigg nahe war, wurde Veiter – nach eigenen Angaben – am 15. März von der Gestapo verhaftet. Die Gründe für diese Verhaftung liegen – wie vieles bei Veiter – ziemlich im Dunkeln. Jedenfalls kam er aufgrund von Interventionen durch Unterrichtsminister Oswald Menghin und Wilhelm Wolf nach zehn Tagen frei. Eine zweite Verhaftung wurde vom SD-Agenten Taras Borodajkewycz verhindert.

Die Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit im Bundesministerium für Inneres beschäftigte sich 1946 intensiv mit Theodor Veiter. Dort wurde festgestellt, dass Veiter im Auftrag des NS-Reichsstudentenführers Sandtner verhaftet worden war (das ist ein Fehler: es war der ehemalige NS-Reichsstudentenführer, 1938 bereits SS-Sturmbannführer Martin Sandberger). Die Ursache waren Veiters Aktionen gegen den nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund im Dezember 1932,[24] wo er in eine Konfrontation mit Sandberger geraten war. Veiter musste im Dezember 1932 unter dem Druck der österreichischen Regierung aufgrund seiner Position in der christlichsozialen Partei und als Führer einer Katholischen Studentenschaft die NS-Studentenschaft auflösen.

Die zweite Verhaftung geschah im Auftrag eines Kärntner VDA-Funktionärs. Der Grund war in Veiters Buch „Die Slowenen in Kärnten“ zu suchen gewesen, welches Veiter im Auftrag Schuschniggs geschrieben hatte.[25]

Am 12. Juni 1939 unterschrieb Veiter den Beitritt zum nationalsozialistischen Rechtswahrer-Bund und gab dort eine 15 Monate dauernde Gerichtspraxis im Amtsgericht Döbling und Josefstadt an. Nach 1945 sprach er immer davon, dass ihn die Nazis wegen seiner politischen Einstellung seine einjährige Gerichtspraxis nicht vollenden hätten lassen und verschwieg die acht Monate dauernde Tätigkeit am Amtsgericht Josefstadt sowie jene in der Reichstatthalterei. Ebenso verschwieg er nach 1945 seine Mitgliedschaften beim VDA, beim NS-Volksbund und NS-Reichsbund für Leibesübungen.

Die NSDAP-Mitgliedschaft konnte er trotz wiederholter Bemühungen, und obwohl z. B. auch hochkalibrige Nazis wie Glaise Horstenau für ihn eintraten, nicht erlangen. 1940 legte das NS-Gauamt seine doppelte Identität (Theodor Veiter alias Theodor Innerer) als „Rückendeckung für kommende Fälle“ aus und bezeichnete ihn „als ausgesprochen verschlagenen Menschen, der sich mit der Schlauheit eines Juristen zu tarnen verstand“.

Aber da hatte er längst schon den „verantwortungsvollen“ Posten als Leiter der Rechtsabteilung in dem kriegswirtschaftlich wichtigen NS-Rüstungsbetrieb LOFAG übernommen, wo er bis Anfang Mai 1945 tätig war. Veiter gelang es auch mit Hilfe seiner Freunde, die ganzen Kriegsjahre u.k. = unabkömmlich gestellt zu werden, wodurch er der Wehrmacht entgehen konnte.

Veiter – Neubeginn im „Widerstand“


Und nun kam der Neubeginn 1945.

In den letzten Wochen des NS-Regimes fuhr Veiter öfter nach Klaus und bereitete so seine Rückkehr nach Vorarlberg vor. Nachdem die Russen am 27. April 1945 die provisorische österreichische Staatsregierung anerkannt hatten, war im Osten Österreichs die Verfolgung ehemaliger Nazis und ihrer Kollaborateure eines der ersten Ziele dieser Regierung. Im Westen Österreichs lief die Entnazifizierung zu diesem Zeitpunkt etwas anders.

Veiter brach nach eigener Aussage am 1. Mai 1945 seine Zelte in Wien ab und war nach eigenen Worten „am 3. Mai 1945 in Feldkirch beim Empfang der französischen Besatzungstruppen durch den Vertreter der Widerstandsgruppe O5 Lorenz Tiefenthaler dabei“.

Georg Schelling schrieb 1947 ein kleines Büchlein „Festung Vorarlberg“, in dem er fast minutiös die Übergabe Feldkirchs am 3. Mai, unter Nennung aller Namen, schilderte – der Name Theodor Veiter fehlt.

Am 7. Juni 1945 fand auf Schloss Glopper bei Hohenems der Zusammenschluss der verschiedenen Vorarlberger Widerstandsgruppen zur „Österreichischen Widerstandsgruppe Vorarlberg“ statt. Laut einem 1985 von Wolfram Bitschnau an das Dokumentationszentrum des Österreichischen Widerstandes übergebenen Protokoll fungierte Veiter dort als Schriftführer. Niemand in Vorarlberg hatte in diesen Tagen Grund, dem Widerstandskämpfer der Wiener ASTRA nicht zu glauben, noch dazu, wo von Veiter ein Naheverhältnis zu Karl v. Winckler, den man in Feldkirch kannte, glaubhaft gemacht werden konnte.

Die Warnung eines Mitglieds der sozialistischen LOFAG-Widerstandsgruppe gegenüber der Österreichischen Demokratischen Widerstandsbewegung in Vorarlberg, „dass Veiter doch ein Nazi wäre“, wollte man nicht hören.

Daher stellte am 2. Oktober 1945 Veiters Freund Max Riccabona, Landesobmann der Demokratischen Widerstandsbewegung, ein Schreiben zur Vorlage bei den Behörden für Veiter aus. Darin hieß es, dass sich Veiter bei der

„Befreiung Oesterreichs […] der bewaffneten österr. Widerstandsgruppe Alois Hoch (Stellagarten) für den Kampf gegen die SS zur Verfügung [stellte]. Aus den Nachweisen des hier persönlich bekannten Leiters der Wiener Widerstandsbewegung ‚W-Astra’, Dr. K.v.Winckler, dzt. Mitglied des Zentralexekutivkomitees der gesamtösterr. demokr. Freiheitsbewegung, hat H. Dr. Veiter während seines Aufenthaltes in Wien bereits bald nach Anschluss dieser Widerstandsgruppe angehört, seit 1940 !!!! im engeren Ring. […] Es ist bekannt, dass Dr. Veiter den Versuch unternahm, der NSDAP beizutreten. Er unternahm diesen Versuch einvernehmlich mit Dr. Winckler für die ‚Astra’.“[26]

Die hier angeführten Unwahrheiten sprechen für einen Text aus Veiters Feder, den er seinem Freund vorgelegt hatte.

In der Sammlung Molden im Institut für Zeitgeschichte in Wien liegt ein Bericht von Raphael Spann auf, aus dem hervorgeht, dass „es erst zu Beginn des Jahres 1942 !!!! gelang, die Gruppe ASTRA neu aufzubauen, bzw. die alten Mitarbeiter, soweit sie nicht ermordet oder hingerichtet waren, wieder zu sammeln“. Es erhebt sich auch die Frage, wann Veiter bewaffneten Widerstand hätte leisten sollen? Am 1. Mai 1945 verließ er Wien, am 3. Mai vormittags war er in Feldkirch, und runde 600 km waren, wie er sagte, mit einem Holzvergaser-LKW zurückzulegen.

Veiter gelang also eine problemlose Integration in sein Vorarlberger Umfeld. Wegen seiner Zugehörigkeit zu einer Widerstandsgruppe und aufgrund seiner perfekten Französisch-Kenntnisse hatte er bald einen überaus guten Draht zur französischen. Besatzungsmacht. Diese habe ihn, so Veiter, ja auch zum „öffentlichen Verwalter der LOFAG-Verwaltungsstelle Klaus“[27] ernannt.

Die Frage, die sich Vorarlberger Historiker stellten, als sie in den 1980er und 1990er Jahren die Entnazifizierungen und die Rolle ehemaliger Nationalsozialisten untersuchten, konkretisierte Gerhard Wanner: „Waren das alle jene, die mit dem NS-Regime sympathisiert hatten? Und genossen nicht gerade zahlreiche Drahtzieher und Hintermänner, Opportunisten und ‚Gesinnungsjongleure’ Freiheit, Ansehen und sogar Vertrauen bei zivilen und militärischen Behörden und befanden sich nicht solche gar in den Reihen der Widerstandsbewegung?“

Diese Frage brauchte Veiter damals, nach 1945, nicht zu fürchten. Er war anerkanntes Mitglied der Vorarlberger Widerstandsbewegung und inzwischen ÖVP-Mitglied im Wirtschaftsbund Feldkirch. Damit bekam er beim „Feldkircher Anzeiger“ den Posten als erster Chefredakteur.

Nebenbei arbeitete er bei der Baufirma Pümpel & Söhne, wo er deren Holzhäuser im Rahmen der österreichischen Reparationsleistungen nach Frankreich verkaufte. 1947 machte er sich selbständig und publizierte, wo immer es ihm möglich war.

„Ein charakterloses Doppelspiel“


Ich bin nun versucht, ein bekanntes Zitat abzuändern, „dass der Frömmste nicht in Frieden leben kann, wenn es dem bösen politischen Gegner nicht gefällt“. Denn ab nun begannen Veiters Probleme.

Im „Vorarlberger Volkswillen“ erschien am 26. November 1946 ein Aufsatz mit dem Titel „Biographie eines Chamäleons“, mit dem Theodor Veiter gemeint war. Doch nicht nur in Vorarlberg wollten ihm die „bösen Linken“ am Zeug flicken, auch in Wien überprüfte man im Zuge der Verbotsgesetze alle öffentlichen Bediensteten. Dem nunmehrigen christlichsozialen Sektionschef Hans Pernter, Bundesminister für Unterricht der Jahre 1936-38, wurde ein Akt „Redakteur 2. Klasse Dr. Theodor Veiter, Beurteilung nach dem Verbotsgesetz“[28] vorgelegt. Darin wurde auch auf eine Mitteilung im „Vorarlberger Volksblatt“ Bezug genommen, die besagte, dass Veiter die Redaktion des „Feldkircher Anzeigers“ innehatte. Das offizielle Statement über diese Zeitung besagte, dass es „als das erste Organ in den von den westlichen Alliierten verwalteten Teilen Österreichs als kombiniertes Amts- und Nachrichtenblatt unter unmittelbar österreichischer Verantwortung erscheinen konnte“.

Es wurde in diesem Akt auch ein Vermerk gefunden, dass Veiter laut eigenhändig geschriebenem Fragebogen seit 9.6.1934 – das ursprüngliche Datum 19.6.1933 hatte Veiter korrigiert – Mitglied der NSDAP war und somit als Illegaler zu gelten hatte. Und diese beiden Tatsachen passten nun Ende 1945 so gar nicht zusammen: ein ehemaliger Illegaler als Redakteur einer der ersten Zeitungen der Zweiten Republik!

Pernter vermerkte eigenhändig: „Bin für die Einleitung eines Verfahrens gegen Dr. Veiter“. Die Begründung will ich Ihnen nicht vorenthalten:

„… dass Dr. Veiter in der Verbotszeit gesinnungs- und handlungsmässig ein verwerfliches und charakterloses Doppelspiel getrieben hat. […] Es mag daher auch kein Wunder nehmen, wenn er sich als Illegaler Nationalsozialist im Jahre 1936 zum Präsidenten der ‚Pax Romana’ wählen ließ und dafür den Dank und die Anerkennung des Bundeskanzler Dr. Schuschnigg sowie einen vom Papst verliehenen Ritterorden entgegennahm. [Es muß] auch festgehalten werden, dass es Dr. Veiter verstanden hat, sich in das Vertrauen des vormaligen Unterrichtsministers Dr. Pernter einzuschleichen, mit dem er in seiner Eigenschaft als Pressekonsulent des BMU wiederholt vertrauliche politische Besprechungen abgeführt hat. Feststeht auch, dass Dr. Veiter vor dem 13. 3. 1938 die vertraulichen Informationen, die er als Pressekonsulent von Minister Pernter erhalten hat, als illegales Parteimitglied der NSDAP weitergegeben hat. [Dr. Veiter ist] zweifellos als ‚Illegaler’ im Sinne des § 10 des Verbotsgesetzes anzusehen, der – soferne gegen ihn nicht strengere Sanktionen Platz greifen – zumindestens nach § 14 aus dem öffentlichen Dienst von Gesetzes wegen zu entlassen ist“[29]. 

Die mit der Causa Veiter befassten ehemals christlichsozialen und streng katholischen Beamten aus dem Bundesministerium für Unterricht, nämlich Pernter und Drimmel, sowie Politiker wie Felix Hurdes und andere nannten Veiters Illegalität und seine Tätigkeiten Hochverrat! Es wurde dafür gesorgt, dass Veiter ab sofort aus jeder Tätigkeit im öffentlichen Leben sowie als Redakteur des „Feldkircher Anzeigers“ entfernt wurde. Veiter schrieb später, dass er den „Feldkircher Anzeiger“ noch einige Jahre geleitet habe.

Veiter bekämpfte alle diese Vorwürfe als böswillige Verleumdungen: Er sei nie Illegaler gewesen, habe dies nur im Jahr 1938 „unzutreffenderweise“, quasi als Selbstschutz, behauptet. Und brachte natürlich seine seit 1940!!! bestehende Widerstandstätigkeit vor. Die Folge war ein jahrelanges Verfahren, welches noch verschärft wurde, da Veiters von den Nazis genehmigter Beamten-Ruhebezug mit Juni 1945 eingestellt und eine Rückzahlung von bereits geleisteten Zahlungen gefordert wurde.

Im Jahr 1948 – nach dem zweiten Verbotsgesetz – fällte jedoch die Registrierungsbehörde der Bezirkshauptmannschaft Feldkirch folgenden Spruch: „Dr. Theodor Veiter ist in den besonderen Listen gemäß §4 des Verbotsgesetzes 1947 NICHT ZU VERZEICHNEN“[30].

Nun strengte Veiter ein Verfahren zwecks „Rehabilitierung“ an und schöpfte alle Mittel aus, die ihm als Rechtsanwalt zur Verfügung standen. 1949 ging der Akt vom Bundesministerium für Unterricht schließlich ans Bundeskanzleramt und landete dort in der Abteilung II, wo ein alter Bekannter Veiters aus dessen Parlamentstagen, nämlich der ehemalige Sekretär des christlichsozialen Nationalrats-Clubs Dr. Peter Bernsteiner, gemäß Veiters Worten „äußerst milde“ tätig war. Die Abteilung II stellte fest:

„Aus dem vorliegenden Aktenmaterial lässt sich über Dr. V. kein völlig klares Bild gewinnen. Der im Akt erhobene Anwurf, für die NSDAP Informationen weitergegeben und Spionagedienste geleistet zu haben, ist durch das Erkenntnis des Landesgerichts Feldkirch hinfällig geworden.“

Aus dem ganzen Verfahren konnte Veiter letztlich noch etwas Positives herausschlagen: „Aufgrund meiner ‚nachhaltigen’ Verfolgungen im Dritten Reich wurde ich mit einem Opferausweis ausgestattet.“

Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen.

Veiter verfolgte sein Rehabilitationsverfahren jedoch weiter. Er wollte unbeschadet aller Vorwürfe aussteigen. Noch 1955!!! legte er Schreiben von Guido Schmidt, Josef Klaus, Landesvikar Johannes Tschuor aus Liechtenstein, dem Gründer der PAX Romana, und des Grazer Journalisten Helmut Schuster (ehemaliges Mitglied der NSDAP) vor, die alle besagten, dass die 1938 vorgelegten Referenzschreiben für die NSDAP reine Gefälligkeitsschreiben gewesen seien, was diese Schreiben aus 1955 ja nun auch wiederum waren.

Den Vogel schoss das Schreiben Theodor Blahuts ab. Veiter hatte 1948 im Volksgerichtsprozess gegen Blahut in Klagenfurt ja auch entlastend für diesen ausgesagt. Daher hieß es in Blahuts Schreiben, dass Veiter sogar im Auftrag von Prof. Six aus dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA) Berlin aufgrund „seiner stockkatholischen Haltung und seiner engen Bindung an Schuschnigg überwacht worden“ sei.[31]

Zur Information: SS-Brigadeführer Prof. Franz Six, zuerst im RSHA tätig, dann Leiter der Kulturabteilung und Gegnerforscher im Auswärtigen Amt Berlin, war bis zum Kriegsende und bis zur gemeinsamen Flucht direkter, sehr wohlgesinnter Vorgesetzter von Theodor Blahut und Anton Böhm in eben diesem Amt gewesen. Und diese besten Freunde von Veiter hätten seine Verfolgung nicht verhindern können? Oder war es wieder eine von den vielen Lügen, mit denen sich „Ehemalige“ nach 1945 gegenseitig rein zu waschen versuchten?

Veiters Verfahren wurde nach einem endlosen Instanzenweg 1960 eingestellt. Er wurde nicht rehabilitiert, er erhielt keine Beamtenpension und daher auch keine Nachzahlung, eine Laufbahn als österreichischer Beamter war nicht mehr möglich und die geplante Karriere eines habilitierten österreichischen Hochschulprofessors damit vorbei.

Während dieses Verfahren lief, leistete sich Veiter einen Rundumschlag gegen den CV, der ihn noch kurz vor dem Anschluss 1938 aufgrund seiner öffentlich zur Schau getragenen NSDAP-Zugehörigkeit „cum infamia dimittiert“[32] hatte.

Als Veiter davon im Zuge seines Verfahrens erfuhr, verfasste er anonym in der VdU-Zeitung „Die Neue Front“ im Jahr 1949 einen Großangriff auf den CV, mit Beschuldigungen, wie „der CV ist neben der KP der Todesbazillus der zweiten Republik“[33], was die Riege der „Alten Herren“ des CV, allen voran Heinrich Drimmel, Funktionär des Gesamtverbandes, zutiefst empörte.

Veiter versuchte nun, seinen Gönner aus früheren Jahren und einflussreichsten CVer, Friedrich Funder, auf seine Seite zu ziehen. Funder wollte sich bei Drimmel für Veiter verwenden, doch Drimmel blieb hart und schrieb unter anderem:

„Er (Veiter) hat mir selbst – als ich mich Ende April 1938 nach meiner Entlassung aus dem Unterrichtsministerium bei ihm verabschiedete – zugegeben, er hätte seinerzeit illegale (er betonte wörtlich: illegale) Zusammenkünfte mit NS Studentenführern gehabt… Wem war denn noch zu trauen, nachdem der Präsident der Pax Romana eine so schmähliche Felonie betrieben hatte.“[34]

Auch aufgrund des Artikels in der „Neuen Front“ wurde die Einberufung eines Ehrengerichts abgelehnt, und Funder distanzierte sich von Veiter. Darauf verfasste dieser ein 14-seitiges Rechtfertigungsschreiben an Funder.[35] Dieses Schreiben strotzt von Unwahrheiten, Diffamierungen und arrogantem Verhalten  – und es nützte ihm nichts. Veiter behauptete darin, nicht der Verfasser dieses Schmähartikels gewesen zu sein, was ihm Herbert A. Kraus, der Herausgeber der „Neuen Front“, bestätigt habe. Der damalige Chefredakteur der „Neuen Front“ jedoch konnte sich noch erinnern und versicherte mir in einem Gespräch, dass Veiter sehr wohl der Verfasser des Artikels gewesen sei. Veiter war zu dieser Zeit (1949) auch bei den „Berichten und Informationen“ des Herbert A. Kraus in Salzburg als Redakteur tätig.

Zur Information: Herbert A. Kraus war der Begründer des VdU (der Sammelpartei der ehemaligen Nazis und Deutsch-Nationalen – also des 3. Lagers in der Zweiten Republik). Der Sohn von Herbert A. Kraus gab mir gegenüber in einem persönlichen Gespräch zu, dass Veiter ein „sehr schwieriger“ Mensch gewesen sei. Ein anderer guter Freund des Hauses Kraus bekräftigte schriftlich, dass Veiters Beiträge in der Zeitschrift regelmäßig überarbeitet werden mussten, um Phantasieangaben auszutilgen und die Darstellungen richtigzustellen. Die Zeitschrift sei solcherweise in unangenehme prozessrechtliche Lagen geraten, weil Veiter stur auf falschen, tatsachenwidrigen Darstellungen beharrte.

1958 versuchte Veiter, sich an der Universität Innsbruck für Völkerrecht, internationales Privatrecht und Verfassungsrecht zu habilitieren. Er hatte kein Problem, sich an den damaligen Unterrichtsminister Drimmel zwecks Intervention zu wenden. Veiter beklagte sich, da er doch von Prof. Walter Heinrich (dem ehemaligen Spann-Schüler) vorgeschlagen worden sei, dass das Ministerium und Prof. Borodajkewycz, „mit dem ich ansonsten sehr gut stehe“, einen anderen, nämlich Prof. Helfried Pfeifer, für die Besetzung des Extraordinariats für öffentliches Recht forciere. In einem weiteren Schreiben an Drimmel verlangte Veiter, dass dieser auf den Gutachter seiner Habilitationsschrift Einfluss nehme.[36] Veiters Bemühungen bei Drimmel waren nicht von Erfolg gekrönt.

Um es vorweg zu nehmen: 1966 wurde er an der philosophisch-theologischen. Hochschule der Deutschen Bischofskonferenz in Königstein im Taunus Honorarprofessor für Völkerrecht und internationale Beziehungen. Dort lehrte er auch völkerrechtliche Beziehungen des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn – eine Thematik, die ihm nicht fremd war. Nach 1976 wurde er Honorarprofessor für Allgemeine Staatslehre, Volksgruppen- und Flüchtlingsrecht an der Universität Innsbruck.

So viel zu seiner akademischen Laufbahn.

Nach 1945: das Netzwerk der alten „Völkischen“


Aber nun werfen Sie mit mir noch einen Blick auf Veiters Haupttätigkeit nach 1945.

Immer schon dem „Volkstum“ und dem „Völkischen“ verhaftet, blieb dieses Gebiet auch ab den 1950er Jahren sein Hauptinteresse. Ab den späten 1940er Jahren formierten sich – jenseits der öffentlichen Wahrnehmung – in Deutschland die ehemaligen Volkstums-Denker und pangermanistisch ausgerichteten Vertreter des „Vereins für das Deutschtum im Ausland“ (VDA), um ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Veiter war – wie erwähnt – ebenfalls VDA-Mitglied.

Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Mai 1949 wurden dort sehr bald im Einvernehmen zwischen der Regierung Adenauer und der amerikanischen Besatzungsmacht die Entnazifizierungsmaßnahmen offiziell abgebrochen. Damit war der Weg frei für koordinierende „Volkstums“-Aktivitäten, die über die Thematik „gesamtdeutsche Fragen“ die Unterstützung des ministeriellen Staatsapparates gewinnen konnten. Alle, die während der NS-Zeit für den VDA gewirkt hatten, waren mit einem Mal wieder präsent – die meisten bereits in respektablen Positionen und mit besten Verbindungen zu offiziellen Stellen, wie z.B. Hans Steinacher aus Österreich, Karl Maßmann, Prof. Johann Mannhardt, Prof. Max Hildebert Boehm, Friedrich Carl Badendieck, um nur einige zu nennen.

Ihre Aufgabe nach 1945 formulierte Badendieck so: „Volkstum kennt keinen Verzicht auf Volkstum. Bestehende Volksinseln in fremdem Volkstum haben Anspruch auf Volkstumsschutz.“ Schrittweise und vorsichtig konnten diese Männer und ihre Organisation in der BRD und in Österreich Sympathien für volksgruppenrechtliche Vorstellungen gewinnen[37].

Diese sehr verkürzte Darstellung soll nur aufzeigen, welche Leute die Volkstumsarbeit bestimmten und woher die Finanzierung für die in den 50er Jahren entstandenen untergeordneten Organisationen kam, wie für die Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen (FUEV), für das Internationale Institut für Nationalitätenrecht und Regionalismus (INTEREG) und für die Zeitschrift „Europa Ethnica“, die von Theodor Veiter und seinem Freund Franz Hieronymus Riedl, einem Unterzeichner des „Heidelberger Manifests“ und ehemaligen Nazi und VDA-Mitglieds, geleitet wurde.

Durch die Ausweitung der Aktivitäten auf eine internationale Ebene unter dem Titel „völkische Minderheitenarbeit“ konnten die wahren Intentionen im Dunkeln gehalten werden. Eine besonders wichtige Aufgabe kam dabei den Volksgruppenrechts-Theoretikern wie Hermann Raschhofer, Johann Mannhardt, Felix Ermacora und nicht zuletzt und ganz besonders Theodor Veiter zu.

Franz Neumann, ein deutscher Jurist und Politologie, schrieb bereits während der Kriegsjahre im Exil sein Werk „Behemoth“, in dem er zum Volksgruppenrecht feststellte:

„Das ideologische Ziel besteht offensichtlich darin, die deutsche Lösung des Problems rassischer Minderheiten völkerrechtlich zu sanktionieren.“[38]

Prof. Samuel Salzborn, Lehrbeauftragter am Institut für Politikwissenschaft der Universität Gießen, der sich mit der Ethnisierung der Politik und den Fragen der Volksgruppen-Politik intensiv beschäftigt, sagte vor einigen Jahren, dass die praktischen Bestrebungen der Volksgruppentheoretiker und der völkischen Interessenverbände seit der Niederschlagung des Nationalsozialismus auf die politische Re-Etablierung ihrer Konzeptionen und im Anschluss daran auf eine völkerrechtlich und innerstaatlich verbindliche Verankerung des Volksgruppenrechts in Europa zielten. Dabei stehe die völkische Fundierung des Volksgruppenrechts ebenso außer Zweifel wie seine antiliberale und antibürgerliche Stoßrichtung.[39]

Man kann davon ausgehen, dass mit einem gesetzlich verankerten Volksgruppenrecht die politische Entwicklung – und das ist vielleicht das Wichtigste – hinter das Postulat der menschlichen Gleichheit zurückfallen wird.

Damit ist die Kontinuität in der Arbeit Theodor Veiters gegeben. Denn er schloss nahtlos an seine frühere Linie an – hatte er doch bereits im Mai 1938 in seinem Artikel „Von der nationalen Minderheit zur Volksgruppe“ formuliert:

„Denn es gibt ja nicht Menschen an sich, sondern nur Menschen bestimmter Art. Der Mensch, der von der Vorsehung in eine bestimmte völkische Gemeinschaft hineingeboren wurde, hat nicht die Aufgabe, sich zum Weltbürger zu entwickeln (ansonsten wäre ja die Art- und Rassenverschiedenheit sinnlos), sondern vielmehr die Aufgabe, sich innerhalb seiner völkischen Gegebenheit artgemäß zu entfalten, um so das Ahnenerbe und die Kultureinheit seines Volkstums zu möglichst großer Blüte zu führen.“[40]

Die Ausarbeitung eines Volksgruppenrechtes durch Veiter, das hauptsächlich auf deutsche Volksgruppen fokussiert war, schlug sich in der von Veiter und Mannhardt 1965 begründeten Arbeitsgruppe „Volksgruppenrecht beim Ausschuss für Gesamtdeutsche Fragen des Bund der Vertriebenen“ nieder. Die rechtstheoretische Grundlagen für ein Volksgruppenrecht konnten aber in einer Welt, die den Nationalsozialismus gerade überwunden hatte und seit 1948 eine UNO-Menschenrechtskonvention mit einem individuellen Minderheitenschutz hatte, natürlich nicht wie früher begründet werden. Das Volksgruppenrecht musste – wie Veiter darlegte – seine Rechtsgrundsätze im christlichen Naturrecht finden, das auch dem von Menschen gemachten, positiven Recht überlegen sei und durch kein anderes Recht in Frage gestellt werden könne.

In seiner Schrift „Die Rechte des Volkes im Licht der katholischen Gesellschaftslehre und des Naturrechts“ (Europa Ethnica 1967) befindet Veiter:

„Dem Nationalstaatsdenken muss also, und zwar von der ewigen Aufgabe des Menschen im Schöpfungsplan her gesehen, endgültig abgesagt werden. Umso heller erstrahlt dann aber das Volk, die ethnische Gemeinschaft, als eine – im Bauplan den Gott der Welt gegeben hat – mit besonderen Aufgaben betraute Gemeinschaft.“

Veiters Umfeld für seine Volksgruppen-Arbeit lag in der FUEV, bei Intereg, im Europäischen Zentrum für Minderheitenfragen, im Bund der Vertriebenen (der Dachorganisation aller Landsmannschaften und Vertriebenenverbände), allesamt von offiziellen deutschen und österreichischen Stellen gefördert und finanziell unterstützt. Veiter bewegte sich – wie erwähnt – besonders in den 1950er und 60er Jahren zum überwiegenden Teil in der Gesellschaft ehemaliger Nationalsozialisten oder jener Organisationen, die den extremen rechten Rand des politischen Spektrums abdeckten, wie z. B. der Witikobund. Dieser pangermanistische Verein, 1947 gegründet, ist die am weitesten rechts außen angesiedelte Gruppierung im Milieu der Vertriebenen. (Der hinlänglich bekannte österreichische Politiker Martin Graf z. B. wurde 2003 in den Vorstand des Witikobundes kooptiert).

Mit der Herausgabe des dreibändigen Werkes „Das System eines internationalen Volksgruppenrechts“ in den 1970er Jahren und mit der Vorlage des Entwurfs einer „Europäischen Charta der Regional- und Minderheitssprachen“ machte sich Veiter als Volksgruppenrechtler einen Namen.

Im Jahr 1997 formulierten das Bündnis 90/Die Grünen im Bonner Parlament erstmals gewisse Zweifel:

Solche Art völkischer Überhöhung und ihre politische Funktionalisierung tragen zur Verschärfung von Konflikten bei und nicht zu ihrer Beilegung. Es ist daher zu befürchten, dass das Europ. Zentrum f. Minderheitenfragen Minderheitenkonflikte verschärfen wird, gerade auch dadurch, dass es eine Organisation wie die FUEV in die Arbeit einbeziehen will, deren Verantwortliche sich selbst in die Tradition nationalsozialistischer Minderheitenpolitik stellen und auf der Grundlage einer völkisch, rassistischen Minderheitendefinition agieren.“[41]

Aber das musste Theodor Veiter ja nicht mehr erleben. Veiter blieb bis an sein Lebensende 1994 seinen politischen Idealen treu. In Anlehnung an Theodor Adorno kann man feststellen, dass bei ihm die Beweggründe für sein Verhalten nie beseitigt worden waren und daher eine offene Aufarbeitung seiner Vergangenheit nicht möglich gewesen war.[42]

 


[1]     7. September 1907 in München.

[2]     Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv, E/1704, Nachlass Veiter (unredigiertes, maschinschriftliches Exemplar seiner Memoiren mit Veiters handschriftlichen Bemerkungen versehen).
Theodor Veiter, Politik, Gesellschaft, Wissenschaft. Memoiren aus Politik und Zeitgeschichte, Innsbruck 1993.
Ders., Das 34er Jahr. Bürgerkrieg in Österreich, Wien/München 1984.
Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv, E/1700, Karton 60, Interview von Dr. Isabella Ackerl mit Theodor Veiter vom 19. und 20. Juli 1977.

[3]     Vgl. u.a.
Theodor Veiter, Der christliche Volksstaat. Jahrbuch 1933 der Katholischen Deutschen Hochschülerschaft Österreichs, Salzburg 1933.
Ders., Die Slowenische Volksgruppe in Kärnten, Wien/Leipzig 1936.
Ders., Nationale Autonomie. Rechtstheorie und Verwirklichung im positiven Recht, Wien 1938.

[4]     Archiv des Instituts für Zeitgeschichte München.
Bundesarchive Koblenz und Berlin.

[5]     Vgl. u.a.
Martin Broszat, Die völkische Ideologie und der Nationalsozialismus. In: Deutsche Rundschau, 84. Jg., Januar 1958.
George L. Mosse, Ein Volk – Ein Reich – Ein Führer. Die völkischen Ursprünge des Nationalsozialismus, Königstein/Ts. 1979.
Franz Neumann, Behemoth, Struktur und Praxis des Nationalsozialismus, Köln/Frankfurt am Main 1977.
Max Hildebert Boehm, Volkstheorie und Volkstumspolitik der Gegenwart (= Wissenschaftliche Forschungsberichte zum Aufbau des neuen Reiches, Heft 4, Berlin 1935).

[6]     Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Gauakte.

[7]     Siehe Fritz Hausjell, Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. In: profil, November und Dezember 1985.
J.-A.-Malin-Gesellschaft, Der Umschreiber, Bregenz 1989.

[8]     Archiv des Instituts für Zeitgeschichte Wien, Sammlung Veiter, NL 10/DO 183-194.

[9]     Theodor Veiter, Die wechselvolle Lebensgeschichte der Rax Werke GmbH. In: Berichte und Informationen, 12. Februar 1965, Heft 968.
Ders., Aspekte des Widerstands in der Wiener Lokomotivfabrik AG und in der Rax-Werke Ges.m.b.H. In: Helmut Konrad, Wolfgang Neugebauer (Hg.), Arbeiterbewegung – Faschismus – Nationalbewußtsein. Festschrift zum 20-jährigen Bestand des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes und zum 60. Geburtstag von Herbert Steiner, Wien/München/Zürich 1983.

[10]    Dr. Isabella Ackerl führte 1977 ein Interview mit Theodor Veiter im Rahmen des Projekts der “Wissenschaftlichen Kommission des Theodor Körner Stiftungsfonds und des Leopold Kunschak Preises“ zur Erforschung der Geschichte der Ersten Republik (angesiedelt im Österreichischen Staatsarchiv). Später war sie im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, sowie im Pressedienst des Bundeskanzleramts tätig.

[11]    Neal H. Petersen (Hg.), From Hitler’s Doorstep. The Wartime Intelligence Reports of Allen Dulles, 1942-1945, University Park, Pa. (Pennsylvania State University Press) 1996.

[12]    Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv, Nachlass Friedrich Funder, E/1781, Mappe 178, Brief vom 23. April 1949.

[13]    Ernst Hanisch, Widerstand in Österreich 1934-1945. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 28/88, 8. Juli 1988.

[14]    ASTRA war eine Widerstandsgruppe, die bereits in den späten 1930er Jahren in Deutschland entstanden war. Durch personelle Verbindungen reichte sie auch nach Österreich (Karl v. Winckler, Rafael Spann, Rudolf Hädelmayr). Der deutsche Diplomat Emmanuel v. Ketteler wollte den Einmarsch Hitlers in Wien verhindern. Die Gruppe flog durch Verrat auf. Erst 1942 gelang es in Österreich, die Gruppe neu zu formieren. Veiter behauptete immer, er habe die ASTRA wieder aufgebaut, was nicht der Wahrheit entsprach. Er war mit Rafael Spann, Karl v. Winckler, Erik Wintersberger u.a. bekannt.

[15]    Brief von Erik Wintersberger liegt der Verfasserin vor.

[16]    Universitätsarchiv Wien, Nationale Theodor Veiter, juridische Fakultät 1927 bis 1931.

[17]    Walter von Goldendach, Hans-Rüdiger Minow, „Deutschtum erwache“. Aus dem Innenleben des staatlichen Pangermanismus, Berlin 1994.
Walter von Goldendach, Hans-Rüdiger Minow u. Martin Rudig, Von Krieg zu Krieg. Die deutsche Außenpolitik und ethnische Parzellierung Europas, Berlin 1996.

[18]    Wenzel Graf Gleispach, der Rektor der Universität Wien, wollte 1930 eine Studentenordnung auf dem Volksbürgergrundsatz einführen.

[19]    Festschrift des XV. Kongresses der Pax Romana. Weltarbeitsgemeinschaft Katholischer Hochschulverbände (Wien 1936).

[20]    Thorsten Querg, Wilhelm Höttl – Vom Informanten zum Sturmbannführer im Sicherheitsdienst der SS. In: Barbara Danckwortt, Thorsten Querg und Claudia Schöningh (Hg.), Historische Rassismusforschung. Ideologen – Täter – Opfer (Hamburg/Berlin 1995).

[21]    Österreichisches Staatsarchiv, Interview mit Dr. Isabella Ackerl.

[22]    Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Gauakt Theodor Veiter. Bundesarchiv Berlin, NSDAP- Meldekarte Theodor Veiter.

[23]    Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Gauakt Theodor Veiter, Aufnahmegesuch in die NSDAP.

[24]    Academia, Jg. 43 und 44; Reichspost, 4. und 5. Dezember 1932.

[25]    Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Gauakt Theodor Veiter.

[26]    Theodor Veiter, Politik, Gesellschaft, Wissenschaft. Memoiren aus Politik und Zeitgeschichte, Innsbruck 1993.

[27]    Institut für Zeitgeschichte Wien, Sammlung Theodor Veiter, NL 10/DO 183-194.

[28]    Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Bundesministerium für Unterricht, Gesch.Zahl:586-Pr./46 vom 30. März 1946.

[29]    Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Bundesministerium für Unterricht, Akt Veiter.

[30]    Ebd., Schreiben der Bezirkshauptmannschaft Feldkirch vom 25. März 1948.

[31]    Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Akt des Bundeskanzleramtes Zl. 10.625-Pr.1b/49, Veiter Theodor, Rehabilitierungsansuchen.

[32]    Archiv der CV-Verbindung „Rudolfina“, Schreiben Drimmels an Funder vom 13. Juli 1949.

[33]    „Die Neue Front“, 25. März 1949, S. 2.

[34]    Archiv der CV-Verbindung „Rudolfina“, Schreiben Drimmels an Funder vom 13. Juli 1949.

[35]    Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv, E/1781: 178, NL Funder, Brief Veiter an Funder vom 23. April 1949.

[36]    Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv, unbearbeiteter Nachlass Heinrich Drimmel, Brief Veiters an Drimmel vom 16. März 1958.

[37]    Walter von Goldendach, Hans-Rüdiger Minow,  „Deutschtum erwache“. Aus dem Innenleben des staatlichen Pangermanismus, Berlin 1994.

[38]    Franz Neumann, Behemoth, Struktur und Praxis des Nationalsozialismus, Köln/Frankfurt am Main 1977.

[39]    Siehe Samuel Salzborn, Ethnisierung der Politik. Theorie und Geschichte des Volksgruppenrechts in Europa, Frankfurt am Main 2005.
Ders., Heimatrecht und Volkstumskampf. Außenpolitische Konzepte der Vertriebenenverbände und ihre praktische Umsetzung, Hannover 2001.

[40]    Theodor Veiter,  Nationale Autonomie. Rechtstheorie und Verwirklichung im positiven Recht, Wien 1938.

[41]    Anfrage im Deutschen Bundestag der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Angelika Beer und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 15. April 1997.

[42]    Theodor W. Adorno, Was bedeutet Aufarbeitung der Vergangenheit? In: Eingriffe. Neun kritische Modelle, Frankfurt am Main 2003.


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