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30.9.-30.10.2011 - Ausstellung: "Was damals Recht war..."

Die Ausstellung: "Was damals Recht war ..." - Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht - wird mit einem eigenen Vorarlberg-Teil gezeigt. Kulturhaus Dornbirn, Mo-Sa 10-17 Uhr, So 14-17 Uhr.


Die Ausstellung


Die Wanderausstellung "Was damals Recht war...",  ein Projekt der Berliner Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, ist seit 2007 in der Bundesrepublik und in Österreich unterwegs. Sie erinnert an die Schicksale von Männern und Frauen, die während des Zweiten Weltkrieges von einer verbrecherischen Militärjustiz verurteilt wurden.

Ausstellungsplakat
            Plakat zur Ausstellung


Ursprünglich für Deutschland konzipiert, wurde die Ausstellung vom Verein »Personenkomitee Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz« in Zusammenarbeit mit dem Verein Gedenkdienst für Österreich adaptiert und in Wien (2009) und Klagenfurt (2010) gezeigt. Für die Dornbirner Ausstellung wurde ein eigener Vorarlberg-Teil konzipiert und eine Publikation über die Vorarlberger Opfer der NS-Wehrmachtsjustiz verfasst.

Über 20.000 Todesurteile gegen Wehrmachtsangehörige wurden im „Dritten Reich“ vollstreckt. Darüber hinaus darbten und starben Tausende Soldaten und Zivilisten in den Gefängnissen der Nazis. Auch Vorarlberger wurden von den Mühlen der NS-Justiz erfasst. Beispielhafte Schicksale Vorarlberger Deserteure werden im Begleitbuch zur Ausstellung vorgestellt.

Platzgummer, Hanno / Bitschnau, Karin / Bundschuh, Werner (Hg.):
„Ich kann einem Staat nicht dienen, der schuldig ist ...“ Vorarlberger vor den Gerichten der Wehrmacht

96 Seiten, ca. 30 Abbildungen, ISBN 978-3-901900-25-9, € 12,90

Siehe dazu den Beitrag in "Kultur" 7/2011, S. 38-40 ---> Link

Info-Folder zur Ausstellung (mit Programm) ---> Download

Vorarlberg-Teil der Ausstellung ---> Download (7 MB)

Alle Begleitveranstaltungen auf einen Blick ---> Link

Informationen für Lehrer/innen ---> Download

 

Pressestimmen:

Kommentar von Walter Fink in den VN vom 01.10.2011

Kommentar von Arnulf Häfele in den VN vom 24.10.2011

Berichte in VN (29.09.2011) und neue (26.10.2011)


Für die Ausstellung in Dornbirn verantwortlich: Stadtmuseum Dornbirn (Hanno Platzgummer) in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungswerk (Karin Bitschnau), der Johann-August-Malin-Gesellschaft (Kurt Greussing) und _erinnern.at_ (Werner Bundschuh).

Eröffnet wird die Ausstellung durch einen Vortrag von Harald Welzer am Do., 29. Sept. 2011 im Kulturhaus Dornbirn.

 Ausstellung_Vorarlberg
              Blick auf den Vorarlberg-Teil der Ausstellung (im Hintergrund)


Begleitband für Österreich
im Mandelbaum-Verlag:

GELDMACHER, Thomas / KOCH, Magnus / METZLER, Hannes / PIRKER, Peter / RETTL, Lisa (Hg.):
»Da machen wir nicht mehr mit ...« Österreichische Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht
, Wien 2010.

240 Seiten, ISBN 978-3-85476-341-3, € 24.90

Das Begleitbuch dokumentiert die Lebenswege von 14 Menschen, die die Wehrmachtsjustiz zu schweren Strafen oder zum Tode verurteilte, und erklärt den Unrechtscharakter und die Willkür der deutschen Militärgerichte: Es zeigt die Nazi-Richter, die über Handlungsspielräume verfügten und doch Todesurteile aussprachen - die gleichen Richter, die nach 1945 Karriere an Gerichten, Hochschulen und in der Politik machten und die damit auch ein Nachkriegsdeutschland und -österreich mitformten, die ihre Geschichte lange nicht aufzuarbeiteten begannen.

Buch wie Ausstellung nehmen die geschichtspolitischen Auseinandersetzungen um die Rehabilitierung der NS-Militärjustizopfer in den Blick und lassen Zeitzeugen zu Wort kommen.

 

Der zeitgeschichtliche Rahmen: »Fahnenflucht«


"Fahnenflucht" - ein Akt des Widerstands? des Verrats? der Feigheit? des Patriotismus? Die Einschätzung der Desertion aus der Wehrmacht ist nach wie vor umstritten.

Wehrmachtsdeserteure waren in Deutschland und Österreich jahrzehntelang kein Thema. Ihre Weigerung, in Hitlers Vernichtungsfeldzug mitzumarschieren, blieb in der österreichischen Nachkriegsgesellschaft unbedankt und stand außerhalb der erinnerungspolitischen Wahrnehmung. Deserteure waren vielmehr mit Vorwürfen konfrontiert, sie hätten Kameraden und Vaterland verraten. Die vorherrschende Geschichtserzählung, die einerseits Österreich als das »erste Opfer der Hitlerschen Aggression« darstellte, andererseits jene Soldaten als Helden feierte, die das »Dritte Reich« bis zur Kapitulation verteidigt hatten, ließ für anderslautende Interpretationen der Vergangenheit keinen Platz.

Durch die Marginalisierung und Verdrängung der Opfer geriet der Unrechtscharakter der NS-Militärjustiz erst spät ins Blickfeld einer historisch interessierten Öffentlichkeit. Über Jahrzehnte hinweg galten die Wehrmachtgerichte als »Nische der Rechtsstaatlichkeit«. Dabei wurde übersehen, dass die Wehrmachtsjustiz ein willfähriges Instrument des Vernichtungskrieges war, durch deren Urteile Zehntausende Menschen – Soldaten und ZivilistInnen – aus ganz Europa ihr Leben verloren. Die Militärrichter vollstreckten über 15.000 Todesurteile allein an Deserteuren.

Militaergericht 1942

Paris, April 1942: Sitzung eines deutschen Militärgerichts (Standbild aus einem zu Propagandazwecken gedrehten Film). Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin

In Österreich begann man erst gegen Ende der 1990er Jahre, sich auf politischer und wissenschaftlicher Ebene mit den Opfern der NS-Militärjustiz zu beschäftigen. 2005 beschloss der Nationalrat das »Anerkennungsgesetz«. Es beseitigte immerhin die sozialrechtliche Schlechterstellung der Deserteure. 2009 lieferte die Ausstellung »Was damals Recht war« den entscheidenden Impuls zur vollständigen Rehabilitierung der Deserteure. Sie erfolgte mit dem »Anerkennungs- und Rehabilitationsgesetz« vom 1. Dezember 2009. Damit erkannte die Republik Österreich Desertion aus der Wehrmacht ausdrücklich als Akt des Widerstandes an.

Skizze Hinrichtung

Skizze zum Ablauf einer Hinrichtung (aus einer Gerichtsakte, März 1942). Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg

Die Ausstellung, konzipiert von der Berliner Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, verfolgt das Ziel, die Rehabilitierung der Opfer der NS-Militärjustiz in der Öffentlichkeit voranzutreiben und zu einem würdigen Gedenken an diese Frauen und Männer beizutragen. Um die notwendige Sensibilisierung für das Thema zu erreichen, bietet die Ausstellung zielgruppengerechte Führungen sowie ein umfangreiches Begleitprogramm an.

Militaergericht 1942

Militaergericht 1942

Skizze Hinrichtung

Skizze Hinrichtung

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