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Werner Bundschuh (2000): Mentalität, Identität, Integration

Markus Barnay hat im Jahre 1988 seinem Buch den programmatischen Titel "Die Erfindung des Vorarlbergers" gegeben. Das katholisch-konservative Lager schrieb im ausgehenden 19. Jahrhundert die "Eigenständigkeit des Landes" auf seine Fahnen und setzte den "Alemannenmythos" als politisches Instrument ein. Die Inhalte ethnischer Selbstbeschreibung gehorchten auch nach 1945, bis in die Gegenwart, politischen und sozialen Interessen der regionalen Machteliten.

Werner Bundschuh

 

Mentalität, Identität, Integration

 

Erschienen in: Geschichte der österreichischen Bundesländer seit 1945. Hrsg. von Herbert Dachs u.a. Band 4 Vorarlberg (Hg. von Franz Mathis und Wolfgang Weber), Wien–Köln–Weimar 2000, S. 201-219.

 

 „Alemannische“ Mentalität und Identität

 

Das katholisch-konservativ-christlichsoziale Lager hatte im ausgehenden 19. Jahrhundert die "Eigenstän­digkeit des Landes" auf seine Fahnen geheftet und damit die Vorstellung von einem spezifischen Naturell "des alemannischen Vorarlbergers" verbunden. Das erfolgreichste Mittel, politische Gegner im Lande zu diskreditieren, schien jahrzehntelang darin zu bestehen, deren Bestrebungen als "landfremd" oder "volks­fremd" abzuqualifizieren. Trotz der relativ kurzen Geschichte als eigenständiges Land – einen eigenen Landtag hat Vorarlberg erst 1861 bekom­men, erst im November 1918 erfolgte die Loslösung von Tirol – ist das Bewußtsein von angebli­chen Vorarlberger Besonderheiten stark ausgeprägt. Zu den traditionellen Feindbildern "des Vorarlbergers" zählten aus dieser Perspektive "die Fremden", "die Juden", "die Roten" – oder allgemein formuliert – "die Anderen".[1] Während der Ersten Republik wurden sozialdemokrati­sche Oppo­sitionspolitiker wie Anton Linder[2] – nach dem Zusammenbruch der NS-Herrschaft erster Arbeiter­kammerpräsident – von den im Lande herrschenden Christlichsozialen als zuge­wanderte "landfremde Elemente" betrachtet.[3]

Nach 1945 gab es zumindest in dieser Hinsicht einen gravierenden Unterschied zur Ersten Republik: Zwar blieb die Dominanz des konservativen Lagers ungebrochen, doch die Sozial­demokraten, die traditioneller­weise einen großen Anteil an Zuwanderern aufzuweisen hatten, wurden in die Vorarlberger Nachkriegs­gesellschaft integriert und parziell in Machtpositionen gehievt.[4]

Diese Gesellschaft forderte jedoch von ihnen starke Anpassungsleistungen. Denn um die Andersartigkeit der hiesigen Bevölkerung zu unterstreichen, wurde von den herrschenden Mei­nungsmachern immer wie­der der alemannische Dialekt als Unterscheidungsmerkmal zum "bayuwarischen Osten" ins Treffen geführt.[5]

Im Jahre 1985 veröffentlichte der Völkerrechtler Theodor Veiter (1907 – 1994), der vier Jahre zuvor in Feldkirch eine "Forschungsstelle für Nationalitätenrechte und Regionalismus" einge­richtet hatte, ein Buch mit dem Titel "Die Identität Vorarlbergs und der Vorarlberger". In diesem Werk faßte Veiter, der einst trotz seiner Mitgliedschaft bei der NSDAP im austrofaschistischen Staat Karriere gemacht hatte[6], seine prinzi­piell völkischen Grundpositionen und die Grundthe­sen des vorherrschende Alemannen-Mythos noch ein­mal zusammen. In Bezug auf die ethni­sche Konsistenz der Vorarlberger Bevölkerung nach 1945 stellte er fest:

"Es hat sich in den Jahren seit 1945 gezeigt, daß diese Innerösterreicher in Vorarlberg trotz ihrer beträchtlichen Zahl nicht nur voll integriert wurden, was ja eine Selbstverständ­lichkeit ist, sondern auch in stammlich/ethnisch/mundartlicher Hinsicht auch assimiliert worden sind. Die Assimilations­kraft des Alemannen ist außerordentlich stark und der Ale­manne ist andererseits für eine Assimilie­rung an andere Stammes- und Mundartgruppen des deutschen Volkes nahezu immun."[7]

Diese Studie, in der jene alemannozentrischen Klischees vorherrschen, die bis in die achtziger Jahre hin­ein die offizielle Landesgeschichtsbetrachtung dominiert haben, wurde nicht sine ira et studio geschrieben. In der Einleitung hält der Autor fest, warum es so wichtig sei, gerade zu diesem Zeitpunkt ein Buch über das "eigentliche Wesen" des Vorarlbergers herauszugeben:

"Unmittelbarer Anlaß für diese Schrift ist die in letzter Zeit evident gewordene Antivorarl­berg-Kam­pagne und die publizistische Aggression gegen ein schon vom alemannischen Stamm her innerhalb der österreichischen Bundesländer sehr eigenständiges, auch eine historische Identität aufweisen­des Bundesland, wobei sehr deutlich auch zentralistische, von Grund auf antiföderalistische Ten­denzen eine Rolle spielen."

Veiter und viele ähnlich Gesinnte sahen damals von jungen Historikern und Publizisten jene Positionen angegriffen, die jahrzehntelang zum Selbstverständnis der herrschenden Landeselite gehörten: Die Be­hauptung, daß die Vorarlberger "Alemannen" seien und daß das Land seit grauer Vorzeit eine Einheit bilde, daß die Bewohner dieses Landes gleichsam von Natur aus anders als die anderen seien, stets demokratisch und freiheitsliebend, jedem Zentralismus ab­geneigt und mit positiven Grundeigenschaften versehen. Dem lichten Alemannentum – ausge­stattet mit Tugenden wie "Fleiß, Sparsamkeit, Heimattreue und Religionsverbundenheit"[8] – wurde deshalb das bedrohliche "Fremde" – in Form von Nichtkatholiken, Zuwanderern und poli­tisch "Linken" – entgegengesetzt.

Ein Jahr nach der Veröffentlichung der Veiter-Studie richtete der damalige Chefredakteur der medial dominierenden "Vorarlberger Nachrichten", Franz Ortner, einen Appell an die Landes­regierung, sie möge dem Landesarchivar Karl Heinz Burmeister doch nahelegen, das Land zu verlassen.[9] Burmeister hatte in einem ORF-Interview den "Landeshistoriker" Benedikt Bilgeri, der im Auftrag der Landesregierung eine fünfbändige "Geschichte Vorarlbergs" verfaßt hatte, wegen seiner beschönigenden alemannozentrischen Geschichtsschreibung öffentlich angegrif­fen. Rund 200 Personen lancierten daraufhin in der "Neuen Vor­arlberger Tageszeitung" eine Unterstützungserklärung für den Landesarchivar:

"Ohne in einer Auseinandersetzung um historische Positionen Partei ergreifen zu wollen, sind wir bestürzt, daß im Jahre 1986 auf kritische Äußerungen eines Wissenschaftlers mit der Aufforderung zum Landesverweis reagiert wird. Wir appellieren an die politisch Ver­antwortlichen des Landes, sol­chen Drohungen entgegenzuwirken und für die in der Ver­fassung garantierten Grundrechte der freien Meinungsäußerung und der Freiheit der Wis­senschaft einzustehen."[10]

Dieser Vorarlberger "Historikerstreit" kann als Höhepunkt der Auseinandersetzung um die Vor­arlberger Zeitgeschichtsforschung, die die vorherrschenden historisch-ideologischen Positionen der Landeselite zu erschüttern begann, gesehen werden. Veiters Identitätsstudie bündelte dieses in der Landesgeschichts­schreibung dominierende Konstrukt, und sie kann aus heutiger Sicht gleichsam als Schwanengesang die­ser Alemannen-Verherrlichung betrachtet werden. Denn in den folgenden Jahren verlor dieser ideologisch motivierte Alemannen-Mythos rasch an öffentlicher Akzeptanz.

Vor allem die im Jahre 1982 gegründete Johann-August-Malin-Gesellschaft – benannt nach einem in München-Stadelheim hingerichteten Satteinser Widerstandskämpfer – hatte sich zum Ziel gesetzt, ver­drängte und vergessene Kapitel der Landesgeschichte in Erinnerung zu rufen. Die erste Publikation aus diesem Kreis trug deshalb den bezeichnenden Titel "Nachträge".[11] Und in der Tat, nachzutragen und aufzuar­beiten gab es vieles in der Geschichtsschreibung dieses Landes: vergessene und verdrängte Kapitel der Arbeiterbewegung, die Beseitigung der Demokratie durch den "christlichen Ständestaat", der heimische Antisemitismus und die Liqui­dierung der jüdischen Gemeinde in Hohenems, das Aufdecken des landeseigenen Beitrages bei der Errichtung der NS-Herrschaft, Verfolgung und Widerstand während der NS-Diktatur und die Entlarvung des immer noch vorherrschenden alemannozentrischen Weltbildes. Mitte der 80er Jahren waren in Vorarlberg nur wenige NS-Opfer namentlich bekannt. Die Dimension des NS-Terrors war völlig aus dem öffentlichen Bewußtsein verschwunden – die NS-Zeit blieb eine "un­beschreibli­che Vergangenheit".[12] Erst die Publikation "Von Herren und Menschen. Verfolgung und Widerstand in Vorarl­berg"[13] brachte eine Änderung.

Jene Historiker, die die dominierenden Darstellungen in der Landesgeschichtsschreibung kri­tisch hinter­fragten, wurden zunächst jedoch öffentlich als "linke Umschreiber" abqualifiziert und gleichsam als Lan­desfeinde behandelt.[14]

Markus Barnays Studie "Die Erfindung des Vorarlbergers"[15] aus dem Jahre 1988 stellt gleich­sam den Kontra­punkt zu den Ausführungen Veiters dar. Sie analysiert den historischen Prozeß der Ethnizitäts­bildung und den Wandel des Selbst- und Fremdbildes der Vorarlberger im Laufe der letzten zweihundert Jahre.

Die Klischees und Mythen vom "Vorarlberger" und ihre Instrumentalisierung durch die herr­schenden Eliten änderten sich je nach politischer Lage. Es gab zum Beispiel vor dem Zusam­menbruch der Monarchie kaum einen Zweifel daran, daß es sich bei den Bewohnern dieses Landes um katholische, deutsche und kaisertreue Untertanen handelt. Erst mit den Anschluß­bemühungen an die Schweiz nach dem Ersten Weltkrieg wurden in den Publikationen und in den politischen Denkschriften aus den kaisertreuen Mon­archisten plötzlich urdemokratische Republikaner, die schon aus Gründen der alemannischen "Stammes­verwandschaft" den Anschluß an die Schweiz suchen mußten. Zwar scheiterten die "wissenschaftlichen" Versuche der Rassenideologen kläglich, die alemannische Abstammung nachzuweisen[16], doch es kam letzt­lich nicht auf die wirkliche Herkunft an, sondern auf den Glauben an eine gemeinsame Ab­stammung. Ideologische Wunschvorstellungen und Realität klaffen jedoch desbezüglich stets auseinander.[17]

Nach 1945 sollte die Vorstellung von der gemeinsamen Wurzel der Vorarlberger jene Gräben zuschütten, die zwei Diktaturen – die austrofaschistische und die nationalsozialistische – auch in diesem Land hinter­lassen hatten. Neben der Propagierung einer "eigenständigen Geschichte" gehörte die Postulierung eines unveränderlichen "alemannischen Charakters" auch nach 1945 zu den Hauptingredienzien des offiziell vertretenen Geschichtsbildes. Dazu zählte auch die Be­hauptung, daß die Vorarlberger und Vorarlbergerin­nen seit jeher "demokratisch" gewesen seien.

Durch den Einmarsch französischer Truppen im Mai 1945 wurde zwar auch in Vorarlberg der nationalsozi­alistische Machtapparat beseitigt, doch die für Vorarlberg zuständige französische Militärregierung (bis 1953) galt weiten Bevölkerungskreisen weniger als Befreiungsmacht vom Nationalsozialismus denn als fremde Besatzungsarmee. Nicht mit dem Überfall der deutschen Truppen auf Österreich im März 1938, sondern mit dem "Einmarsch der Franzosen" begann für viele die "Besatzungszeit".[18] Eine oberflächliche "Entnazifizierung" tat ein übriges, um Herrschafts­kontinuitäten im Land aufrecht zu erhalten.[19] Die ausländi­schen Truppen konnten zwar Vorarlberg vom nationalsozialistischen Herrschaftssystem befreien, die mentale Vergif­tung, die die nationalsozialistische Indoktrination in zahlreichen Köpfen hinterlassen hatte, konnten sie nicht ausmerzen.

Auch galt es zu erklären, wie die "urdemokratischen Vorarlberger" den NS-Ideologen auf den Leim gehen konnten. Denn es war offensichtlich, daß zum Beispiel Teile der Wirtschaftselite des Landes – allen voran einzelne, wenn auch keineswegs alle "Textilbarone" – zu den Stützen und Nutznießern der NS-Herrschaft gezählt hatten.

Doch die Demokratie war in Österreich schon vor dem Einmarsch der Hitler-Truppen zerstört worden – mit tätiger Mithilfe von Vorarlberger Politikern. Nach dem Ende der nationalsozialisti­schen Ära verbreiteten führende Vertreter des austrofaschistischen Dollfuß-Systems – zu ihnen zählten auch der Altbundeskanz­ler und Altlandeshauptmann Otto Ender und der ehemalige Staatssekretär für Land- und Forstwirtschaft Ulrich Ilg, der von 1945 bis 1964 als Landeshaupt­mann die Politik des Landes maßgeblich bestimmte – die These von der "anderen Demokratie". Für sie war jenes Herrschaftsmodell, das 1933 die Erste Repu­blik funktionell und 1934 mit der "Mai-Verfassung" formell außer Kraft setzte, trotz allem "demokratisch" – und als Barriere gegen den Nationalsozialismus moralisch legitimiert.

Und auch der Nationalsozialismus konnte den "wahren alemannischen Demokraten" nichts anhaben: Schließlich – so hieß es – war der Nationalsozialismus dem Charakter der Vorarlberger wesensfremd und wurde als eine von außen hereinbrechende Kraft, als "Fremdherrschaft", gesehen. Die Historikerin Margit Schönherr brachte diese Auffassung noch im Jahre 1981 auf die Formel:

"Die gebürtigen Vorarlberger Nationalsozialisten waren zuerst Vorarlberger und erst in zweiter Linie Nationalsozialisten. Umgekehrt waren die 'Nicht-Vorarlberger' Parteigenos­sen in erster Linie Natio­nalsozialisten, und der Kampf um die Selbständigkeit des Landes war in ihren Augen ein Verstoß gegen die nationalsozialistischen Zielvorstellungen."[20]

Auch sie ging jenen Ex-Nationalsozialisten auf den Leim, die nach Kriegsende daran gingen, die Landes­geschichte in ihrem Sinne zu deuten. Zu ihnen zählte auch Hans Nägele (1884-1973), der führende Textil­geschichtsschreiber des Landes.[21] Als Hauptschriftleiter des deutschnationa­len und seit 1933 nationalsozia­listischen "Vorarlberger Tagblattes" war Nägele von 1919 bis 1944 einer der wichtigsten hei­mischen Propagandisten des nationalsozialistischen Gedanken­gutes gewesen. Nach dem Krieg schrieb Nägele, der mit der "Ehrengabe des Landes Vorarl­berg für Kunst und Wissenschaft" sowie mit dem "Sil­bernen Ehrenzeichen des Landes Vorarl­berg" ausgezeichnet wurde, mit beinahe unverändertem Vokabu­lar die Geschichte der Textil­barone und klammerte dabei den Anteil der heimischen Wirtschaftselite am NS-Terrorstaat aus.[22]

Erst die "Bedenkjahre" 1988 und 1995 brachten es mit sich, daß in verschiedenen Gemeinden im öffentli­chen Raum der NS-Opfer mit Gedenktafeln und Gedenksteinen[23] gedacht und so fünf Jahrzehnte nach Kriegsende eine geänderte Einstellung sichtbar gemacht wurde. Als paradig­matisch für die immer noch vorhandenen Probleme im Umgang mit der jüngsten Vergangenheit kann jedoch der "Gedenkstein-Streit" in Dornbirn angesehen werden: Dort dauerte die Aufstel­lung eines "würdigen Gedenksteins" fünf Jahre – von 1988 bis 1993. Und trotz intensivster Bemühungen, eine gemeinsame Lösung zu finden, stimmte die FPÖ der namentlichen Opfer­nennung nicht zu.[24]

Einen besonders guten Einblick in das Geschichtsverständnis der politischen Landeselite in der Zweiten Republik gewährt das von der Landesregierung herausgegebene "Vorarlberger Jung­bürgerbuch". Die Idee zur Durchführung von Jungbürgerfeiern in Österreich ging nach dem Zweiten Weltkrieg von Vorarlberg aus. Am 21. September 1947 wurde in Bregenz auf Einladung des sozialdemokratischen Arbeiterkammer­präsidenten Anton Linder die erste Jungbürgerfeier abgehalten. Linder mußte 1934 ins Schweizer Exil flüchten und brachte von dort die Idee für eine solche Veranstaltung mit.[25] Ziel war es, das demokratische Bewußtsein der jungen Erwachse­nen zu heben. Landeshauptmann Ulrich Ilg verfaßte zu diesem Anlaß eigens eine Broschüre.[26]. Unter der Obhut der Landesregierung wurden die Jungbürgerfeiern in der Folge­zeit ein wichtiges Instrument zur politischen Erziehung, gedacht als Multiplikator der offiziellen Landesge­schichtsbetrachtung und zur Stärkung des Identitätsbewußtseins der heranwachsen­den Vorarlberger und Vorarlbergerinnen.

Fixpunkt innerhalb des Rituals der Jungbürgerfeiern war die Überreichung der "Heimatkunde von Vorarl­berg" von Arthur Schwarz, die die Vorarlberger Jungbürger und Jungbürgerinnen unter anderem über die jüngste Vergangenheit aufklären sollte. Das feierlich überreichte Buch leistete jedoch Beihilfe im Prozeß des Verschleierns und Ausklammerns der österreichischen – und speziell der Vorarlberger – Zeit­geschichte:

"Hier wirkten sich eben, ohne die Vorzüge eines anderen Stammes leugnen zu wollen, die Grund­eigenschaften unseres Volksschlages auf der ganzen Linie aus. Der Fleiß erhielt den Mittelstand; Ehrlichkeit und Sparsamkeit erlaubten nur eine einfache Verwaltungs­struktur ... die sachliche Art des Alemannen aber ermöglichte jederzeit gedeihliches Schaffen. Ein Spiegel dieser korrekten Haltung wurden die Sitzungen des Landtages. Im allgemeinen blieben deshalb auch den Parteien blutige Zusammenstöße erspart."[27]

Der spätere Landeshauptmann Herbert Keßler (Landeshauptmann von 1964 bis 1987) gehörte zu den Mitautoren des "Jungbürgerbuches". Auch seine Ausführungen sollten die Alemannen-Ideologie stärken. In der Ausgabe von 1957 hielt er fest:

"Unsere Stärke ist eine nüchterne, sachliche Denkungsart und ein gesunder wirtschaft­licher Geist. Diese Charaktereigenschaften des alemannischen Schlages haben unser Heimatland vor politi­schen und sozialen Unruhen weitgehend bewahrt und zu wirtschaft­lichem Wohlstand geführt, um den uns viele beneiden. Wohl die ausgeprägteste Eigenart des Alemannen ist sein demokratisches Empfinden."[28]

Zweifellos ist es richtig, daß in Vorarlberg direktdemokratische Elemente – nach Schweizer Vor­bild – frü­her und stärker ausgebaut wurden als im übrigen Bundesgebiet. 1957 fand in Vorarl­berg eine Volks­abstimmung bezüglich des Betriebsaktionengesetzes statt, 1960 kam es in Bre­genz zu einer Volksbefra­gung über die Autobahnterassenführung und 1962 wurde erstmals ein Volksbegehren in Zusammenhang mit dem Grundverkehrsgesetz durchgeführt.[29]

Doch Keßlers Thesen dienten dazu, das Bild von einer homogenen Gesellschaft zu entwerfen und Kon­fliktlinien zu leugnen. Denn selbstverständlich lassen sich auch in Vorarlberg nach 1945 sozioökonomi­sche, parteipolitische, religiöse oder zentrum-peripherie-orientierte Konfliktfelder ausmachen.

Die Konservativen hatten im 19. Jahrhundert ihre Schubkraft nicht zuletzt deshalb erhalten, weil ihre For­derung nach mehr Eigenständigkeit des Landes durchaus Berechtigung hatte, denn Vorarlberg wurde tat­sächlich überwiegend "von außen" regiert: Der Kaiser in Wien ernannte den Landeshauptmann, die eigentliche Regierung saß in Innsbruck, in kirchlichen Belangen wurde das Land von Brixen aus regiert. Die Parteibildung der fundamentalistischen Konservativen erfolgte jedoch auch, um die Macht der Kirche in der Gesellschaft zu erhalten.[30] Die katholische Kirche verfügte in Vorarlberg damit über eine politische Partei, die über Jahrzehnte hinweg die mächtigste Kraft bleiben sollte. Auch in den ersten beiden Jahr­zehnten nach 1945 wirkte sich der Politische Katholizismus auf den verschiedensten Ebenen aus.[31]

In seinem Erinnerungsband "Arbeit für Vorarlberg" legte Ex-Landeshauptmann Keßler 1995 einen Rechenschaftsbericht[32] über mehr als zwei Jahrzehnte Regierungsverantwortung vor, in dem er die Leit­linien der Landespolitik nachzeichnete. Eine zentrale Stellung nimmt dabei die Errichtung der Diözese Feldkirch ein.[33] Mit der Diözesanerhebung am 15. Dezember 1968 ging ein langersehnter Wunsch der Lan­desregierung in Erfüllung, denn die Bemühungen eine eigene Diözese zu werden, stützten sich auf die Bulle "Ex imposito nobis" aus dem Jahre 1818.

Der Übergang vom Selbstbehauptungswillen des Landes zu politischer Herrschaft durch die Klerikal-Kon­servativen war allerdings fließend, politische und religiöse Ausgrenzung die Kehr­seite der Medaille mit dem Namen "Eigenständigkeit".[34] Nach 1918 beherrschte der Gegensatz "rotes Wien" – "schwarzes Bundes­land" die politische Landschaft. Als "Fundament" der Landes­politik nach 1945 bezeichnet Kessler das Dreigestirn "Subsidiarität – Selbstverwaltung – Födera­lismus", und dahinter steckt in erster Linie der alte Kampf gegen die "Wiener Zentrale".

Die inhaltliche Umsetzung des "Föderalismus" steht jedoch im Spannungsfeld unterschiedlicher Inter­essen:

"Die Überhöhung des 'Zentralismus' zum Sündenbock schlechthin und die gleichzeitige Einengung des Bezugrahmens auf den Staat und seine Institutionen verhindern in Vorarl­berg eine ernsthafte Diskussion über regionale Probleme. Die Überhöhung des 'Födera­lismus' zum Maßstab für Gut und Böse führt dazu, daß sich zwar alle in Vorarlberg zum Föderalismus bekennen, aber letztlich nur einige wenige Meinungsmacher darüber befin­den, welche Inhalte mit diesem Begriff verbunden sind."[35]

Am 21. November 1964 demonstrierten tausende Vorarlberger und Vorarlbergerinnen - die angeführten Zahlen schwanken zwischen 2.000 und 20.000 (!)- in Fußach gegen die Taufe eines neuen Bodensee­schiffes auf den Namen "Karl Renner" und führten eine Nottaufe durch. Schließlich setzte das Land die angestrebte Namensnennung "Vorarlberg" durch. Die Ausein­andersetzung mit dem damaligen SP-Ver­kehrsminister Probst erschütterte die ÖVP-SPÖ-Koali­tion auf Bundesebene. "Fußach" wurde zum Symbol des Kampfes gegen uneinsichtige Zentral­behörden und zum Bezugspunkt in den Bestrebungen nach ver­mehrter Landesautonomie.[36]

Die Stärkung des Föderalismus-Gedankens erfolgte seitens der Landesregierung auf vielfältige Weise. Unter dem Schlagwort "Mehr Föderalismus fördert die lebendige Demokratie" einigten sich die Länder Tirol und Vorarlberg 1976 auf die Schaffung eines "Instituts für Föderalismus­forschung", um "die politische Bewußtseinsbildung in möglichst breiten Schichten der Bevölke­rung" voranzutreiben.[37]

Am 15. Juni 1980 stimmten die Vorarlberger Wähler und Wählerinnen über ein 10-Punkte­programm ab, das die Stärkung der Eigenständigkeit des Landes vorsah. 69,32 Prozent unter­stützten den Vorschlag der Landesregierung, 30,68 Prozent lehnten ihn ab.[38]

Initiiert wurde diese Volksabstimmung von einer "Pro Vorarlberg"-Gruppe, hinter der die "Vor­arlberger Nachrichten" standen. Die 45 Unterzeichner einer Petition an den Landtag – unter ihnen VN-Chefredakteur Franz Ortner und Landesamtsdirektor Elmar Grabherr – stellten mehr oder weniger separatistische Forde­rungen mit alemannozentrisch-ethnischen Untergriffen, die von der Landesregierung jedoch für die Volks­abstimmung abgemildert wurden. Noch im Jahre 1961 wollte Grabherr als oberster Landesbeamter die Ausschreibung von Stellen im Landes­dienst von der "landsmannschaftlichen Herkunft" – symbolisiert durch so "objektive Tatsachen" wie "Abstammung" und "Beherrschung der Mundart" – abhängig machen.[39]

Sofort nach dem die "Pro Vorarlberg"-Proponenten an die Öffentlichkeit getreten waren, for­mierte sich gleichzeitig Widerstand. Die spontan gegründete Bewegung "Vorarlberger Pro Österreich" wurde zum Sammelbecken all derer, die das Gedankengut der Pro-Vorarlberger grundsätzlich ablehnten. Dazu zähl­ten besonders Kulturschaffende und zahlreiche Lehrer und Lehrerinnen. Aus diesem Umfeld rekrutierte sich in der Folge zum Teil die "Alternative Grün-Bewegung", die in diesem Bundesland besonders stark wurde.

Blickt man hinter die Kulissen der Ereignisse um die verhinderte Schiffstaufe in Fußach 1964 oder der "Pro-Vorarlberg"-Volksabstimmung, so zeigt sich, daß diese "Volksbewegungen" im Sinne des Ausbaus der Macht lokaler Herrschaftseliten – und auch vor allem der "Vorarlberger Nachrichten" – zu interpretieren sind. Nicht der Ausbau der demokratischen Partizipierung der Bevölkerung wurde angestrebt, sondern das postulierte "Interesse des Landes" hing weit­gehend vom Gutdünken der Medienmacher in der Kirchstraße in Bregenz ab. Diese für das Vorarlberger Identitätsbewußtsein so wichtigen Bewegungen gründeten sich jedoch auf einem

"alemannisch-nationalistische(n) Denken in einem Freund-Feind-Schema, das die eigenen Traditio­nen und die durch sie geschaffenen Verhältnisse glorifiziert und eine Kritik an der regionalen politi­schen und ökonomischen Herrschaft grundsätzlich ausschließt."[40]

Die offizielle Föderalismus-Haltung der Landeselite mit der Betonung der Forderung nach "mehr Demo­kratie" konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß die jahrzehntelange ÖVP-Mehrheit demokratiepolitische Defizite im Umgang mit Minderheiten im Land selbst aufwies. Die Minder­heitenproblematik betraf – und betrifft – in erster Linie jedoch das "Ausländer-Problem", das im Industrieland Vorarlberg auf dem Hinter­grund der ökonomischen und sozialen Entwicklung des Landes nach 1945 zu sehen ist.

 

Zuwanderung und Integration

 

Am 17. Mai 1939 wies Vorarlberg noch 156.091 Einwohner auf, im August 1945 waren es fast dreißig Pro­zent mehr[41]. Diese Veränderung wurde durch die umgesiedelten Südtiroler und Süd­tirolerinnen, die rund 12.000 Österreicher und Österreicherinnen, die es aus anderen Bundes­ländern nach Vorarlberg verschla­gen hatte, durch die entlassenen Kriegsgefangenen, die Arbeiter der hierher verlagerten Rüstungsbetriebe usw. bewirkt. Daneben befanden noch tau­sende "Displaced Persons" im Land, die zwar zum großen Teil noch 1945 nach Hause zurück­kehrten, aber im Oktober 1948 hatte Vorarlberg trotzdem um circa 35.000 Einwohner mehr als vor der NS-Machtübernahme. In einem VN-Kommentar hieß es dazu:

"Das bedeutet für das Land in jeder Hinsicht eine schwere Aufgabe. Es ist jedoch falsch, nur nega­tive Momente zu sehen. Die eigene Volkskraft hat nie ausgereicht, um der In­dustrie des Landes qualitativ und quantitativ Höchstleistungen zu ermöglichen. Jeder wirt­schaftliche Aufschwung war mit einer starken Einwanderung verbunden."

Die Gefahr, daß Vorarlberg dadurch seine Identität verlöre, schätzte der Schreiber gering ein: Jeder, der kulturell und wirtschaftlich sich seiner Leistungsfähigkeit bewußt sei, könne "mit Ruhe dieser Entwicklung entgegensehen."[42]

Diese realistische Einschätzung teilten die Ideologen des "Alemannen-Mythos" keineswegs, sie schürten die Angst vor der "Überfremdung". Denn der Zuzug der "Fremden" hielt mit der Über­windung der Nach­kriegsnot an, der "goldene" Westen benötigte mit dem Wirtschaftsauf­schwung zunehmend Arbeitskräfte. Und diese Migranten kamen diesmal aus "Innerösterreich", aus Kärnten, aus der Steiermark, aus dem Burgenland, aus Oberösterreich oder aus Osttirol. Mit der Belebung der Nachkriegskonjunktur wanderten wegen der besseren Verdienst- und Beschäftigungsmöglichkeiten aus dem übrigen Bundesgebiet tau­sende Menschen zu[43], die im Baugewerbe, in der Textilindustrie und im Gastgewerbe Arbeit fanden.

Doch die innerösterreichische Arbeitsmarktbinnenwanderung genügte in den sechziger Jahren nicht mehr: Arbeitskräfte fehlten zunächst vor allem in der Baubranche, denn für gewisse manuelle Hilfsarbeiten ließen sich immer schwerer einheimische Arbeitskräfte finden. Deshalb wurden zusehends ausländische Arbeit­nehmer angeworben, trotz des Widerstandes der Gewerkschaften.[44] Die Sozialpartner einigten sich schließ­lich auf sogenannte "Kontingentierungs­vereinbarungen" für "Fremdarbeiter". Zunächst dominierten die Arbeitnehmer aus dem ehemaligen Jugoslawien, dann jene aus der Türkei. Die zuwandernden jugo­slawischen und türkischen Arbeitskräfte wurden mit starken Vorurteilsmustern konfrontiert, denn viele Ein­heimische sahen ihre eigene Lebensart durch die Fremden bedroht:

"Die Gastarbeiter. Früher nannte man sie Fremdarbeiter. Aber sie machten in einer Welt, die gegen Diskriminierung empfindlich geworden ist, die gleiche Karriere wie die unter­entwickelten Länder, die zu Entwicklungsländern geworden sind. Die Fremdarbeiter hei­ßen nun Gastarbeiter. Das kann man begrüßen und für richtig empfinden. Nur sind sie auch in unserem Land dadurch noch lange nicht Gast geworden. Wohl arbeiten viele von ihnen, aus Spanien, Jugoslawien oder gar der Türkei, für unsere Wirtschaft brav und flei­ßig, aber in dem anderen Bereich, im Wohnen und in ihrer Freizeit, sind sie Fremde, oft auch wie Ausgestoßene."[45]

Die Neuankömmlinge hatten es schon immer schwer: Die Trentiner und Trentinerinnen, die im Zuge der Industrialisierung im ausgehenden 19. Jahrhundert ins "Ländle" kamen, die Südtiroler und Südtirolerinnen, die während des Zweiten Weltkrieges "optierten", nach dem Krieg die "Innerösterreicher" – sie alle wurden erst allmählich aufgenommen und integriert. Auch die "Jugoslawen" und "Türken" wurden selbstverständ­lich nicht mit offenen Armen empfangen – schon gar nicht von den Arbeitnehmervertretern, die nicht zu Unrecht die Funktion dieser Arbeitskräfte als Lohndrücker fürchteten. Erst schrittweise wurde von den Gewerkschaftlern und den Arbeiterkammerfunktionären – wenigstens verbal – die Solidarität mit den aus­ländischen Arbeitern und Arbeiterinnen betont:

"Die Arbeiterkammer und der Gewerkschaftsbund sind für alle Arbeiter und Angestellte des Landes da; ohne Unterschied der Nation, der Rasse, des religiösen Bekenntnisses und der politischen Weltanschauung. ... Und die Gewerkschaften wären keine echte Ver­tretung der Arbeitenden, woll­ten sie Unterschiede zwischen In- und Ausländern machen. Für die Gewerkschaften gelten nur die Interessen ihrer Mitglieder."[46]

Aus einsichtigen Gründen waren diese Arbeitskräfte jedoch gewerkschaftlich besonders schwer zu erfas­sen und zu betreuen.[47] Für sämtliche Zuwandererminderheiten – mit Ausnahme der "Inner­österreicher" nach 1945 – gilt, daß sie sich dem Arbeitskräftebedarf extrem anzupassen hatten und sich gegebenenfalls auch abschieben lassen mußten. Denn die Arbeitszuwanderung erwies sich als "äußerst effektiv hand­habbares Mittel zur 'Rationalisierung der Zusammensetzung der Bevölkerung' entsprechend den Vor­gaben der industriellen Bedürfnisse am Arbeitsmarkt."[48]

Das Hereinholen von jungen, belastbaren und fügsamen Arbeitskräften, die bei Nicht-Bedarf wieder ins Ursprungsland zurückgeschickt werden konnten, hatte weitgehende Auswirkungen auf deren Lebens­perspektive und deren Integrationsbemühungen. Die Mehrheit der Arbeits­migranten plante keinen ständi­gen Aufenthalt in Vorarlberg, die ökonomischen Realitäten pro­longierten jedoch die Anwesenheit im Lande und machten eine Rückkehr in die Heimat für die meisten unmöglich. Mit der Familiennachholung bzw. mit Eheschließungen im Zuwanderungs­land veränderten sich ihre Lebenspläne.[49] Sie wurden notgedrungener­weise mit der Zeit "Vorarl­berger".

Die "Innerösterreicher" profitierten von den Neuankömmlingen: Sie stiegen nun teilweise in bes­sere Berufspositionen auf und konnten damit der gesellschaftlichen Diskriminierung im Alltag und im Freizeit­bereich nach und nach entkommen. Lokalverbote und ähnliche Ausgrenzungen wurden nun auf die Jugo­slawen und Türken angewendet. Außerdem hatten sich die zugezoge­nen Kärntner und Steirer rasch in Landsmannschaften und Vereinen organisiert, die Rücken­stärkung für den einzelnen boten. Die Eigen­organisationen – dies gilt auch für die jugoslawi­schen bzw. nach den kriegerischen Ereignissen auf dem Balkan für die slowenischen, kroati­schen oder serbischen und die türkischen bzw. kurdischen Vereine – trugen zwar einerseits zur Integration bei, andererseits wurden aber gerade durch solche Organisationen auch Unter­schiede verfestigt und konserviert. Für einen Teil der innerösterreichischen Arbeitsmigranten waren diese Landsmannschaften wegen ihrer Heimatpflegeideologie zu konservativ, sie schlos­sen sich deshalb der SPÖ an.[50] Heute ist der Zuwandereranteil bei den "Grünen" besonders hoch.

Die Ausländerbeschäftigungszahlen korrespondieren mit der Konjunkturentwicklung.

Die stärkste Zunahme an Gastarbeitern erfolgte in den Jahren 1968 bis 1973: 1968 wurde in Vorarlberg die Zehntausender–Marke überschritten. Mit 24.513 Personen, das entspricht einem Anteil von 22,7 Pro­zent an den unselbständig Beschäftigten, erreichte die Zahl der in Vorarlberg arbeitenden Ausländer 1973 ihren Höhepunkt. Danach nahm der Zuzug ab. Nach der durch den "Ölschock" einsetzenden Rezession wurde die bis dahin recht liberale Zuwanderungspolitik im Lande geändert, das Arbeitsamt setzte stren­gere Maßnahmen gegen die illegal einwandernden "Touristen" durch. "Türken-Invasion gestoppt! Die Not­bremse hat gegriffen!" titelten die "Vorarl­berger Nachrichten" (1987), und Landesstatthalter Siegfried Gasser "zeigte sich erfreut darüber, daß die überproportionale Familienzusammenführung im Ein­verständnis mit den Sozialpartnern an sich vollkommen reibungslos gestoppt bzw. normalisiert werden konnte."[51]

Dann stiegen die Ausländer-Zahlen jedoch wieder deutlich an. 1988 betrug die Ausländer­beschäftigung im Jahresdurchschnitt 15.288 Personen, vier Jahre später bereits 22218. Dann reduzieren sich die Zahlen auf Grund der restriktiveren Gesetzeslage wieder beträchtlich.[52]

Die Ausrichtung sowohl der Einheimischen als auch der Gastarbeiter auf ein Provisorium, die Einstellung der Gastgesellschaft auf eine rotierende, kaum konsumierende Arbeiterschaft, führte zunächst zum Ver­zicht auf alle integrationsbegleitenden Maßnahmen. Doch auf Dauer konnte nicht auf Kommunikations-, Betreuungs- und Verständigungshilfen verzichtet werden, um alltagspraktische Probleme bewältigen zu können. so sorgte die katholische Kirche bereits 1969 dafür, daß in fünf Industrieorten Sonntagsmessen auf serbokroatisch abgehalten wurden.[53] Fast gleichzeitig wurden die ersten Beratungsstellen für ausländi­sche Arbeitskräfte bei der Arbeiterkammer und beim ÖGB eingerichtet. 1971 erfolgte die Gründung der Österrei­chisch-Jugoslawischen Gesellschaft, um bei der "Überwindung von Anpassungs- und Integra­tionsproblemen" zu helfen. Serbokroatische, slowenische und türkische Sprachkuse für Meister und Vor­arbeiter und die Etablierung von Dolmetschern folgten. Ab 1973 öffnete sich der Rund­funk mit einem bescheidenen Gastarbeiterprogramm, drei Jahre später bekam jede ethnische Minderheit eine eigene Zeitschrift. Ein 1978 gegründeter türkischer Integrations-Arbeitskreis definierte sein Ziel allerdings relativ eindeutig als Unterordnungsleistung:

"Im Bewußtsein, in Österreich Gast zu sein (Gastarbeiter), wollen sich die Türken auch wie solche benehmen. In gemeinschaftlicher Arbeit soll das kulturelle und sittliche Bewußtsein gehoben werden. Einheimische und Gastarbeiter sollen friedlich nebeneinan­der leben und einander respek­tieren können."[54]

Integrationsfelder eröffneten sich zum Beispiel auch über die diversen Sportvereine. Vor den Herausforde­rungen der Bildungsprobleme und – bedürfnisse der jugoslawischen und türkischen Kinder konnte das Land auf die Dauer die Augen nicht verschließen.

Die Situation blieb allerdings janusköpfig: Auf der einen Seite schloß sich die Vorarlberger Gesellschaft gegenüber den zuwandernden Arbeitskräften ab, vermied ein zu enges Zusam­menleben und verhinderte eine weitergehende Integration vor allem der zweiten und dritten Generation – die vermehrte Abschiebung ausländischer Schulkinder in die Sonderschule ist ein Indikator dafür[55] -, andererseits bot das Industrieland Vorarlberg auch diesen Zuwanderern soziale und berufliche Aufstiegsmöglichkeiten, allerdings um den Preis eminenter Anpassungs­leistungen.

Die Arbeitsmigranten und ihre Familien befinden sich in einem Schwebezustand, sie leben weit­gehend "zwischen den Stühlen"[56]: Aus den verschiedensten Gründen haben sie ihre Heimat ver­lassen, aber nach langer Arbeit "in der Fremde" bleibt ihnen der Rückweg versperrt. Eine Rückkehr scheint bestenfalls noch als Rentner möglich. Die anhaltend geringenen Einbürge­rungszahlen, besonders bei den türkischen Staatsbürgern, sind ein Indikator dafür, wie schwer es ihnen fällt, sich von den Rückkehrillusionen zu tren­nen. Jugendliche, die hier geboren wurden, leiden unter einer kulturellen Diffusität. Ihrer Familientradition zunehmend entfremdet, fühlen sie sich doppelt fremd, weder in der Ursprungskultur noch in der neuen Umgebung richtig heimisch.

Durch die Migration sind sowohl bei den Immigranten als auch bei den Einheimischen zahl­reiche Irritatio­nen ausgelöst worden. Daß die Mitschüler ihrer Kinder nun Ali oder Erkan heißen, können viele Einheimi­sche nur schwer akzeptieren, und besonders bei der Wohnungssuche stoßen die neuen ethnischen Min­derheiten auf Alltagsdiskriminierungen. Die Immigranten kön­nen schwer verstehen, daß sie trotz langer Anwesenheit immer noch als "Fremde" gelten, obwohl sie sich in vielem anpassen, zum Beispiel im gene­rativen Verhalten. Wurde noch vor wenigen Jahren die Überfremdungsangst mit dem Hinweis auf die hohe Geburtenrate der "Gastarbeiter" und "Gastarbeiterinnen" geschürt, so zeigt ein nüchterner Blick auf die Statistik, wie stark die Verhaltensveränderung tatsächlich ist. Heute liegt ihr Geburtenanteil bereits unter dem der Gesamtbevölkerung.[57] Dies ist ein Hinweis darauf, wie stark zentrale Wertvorstellun­gen aus dem Ursprungsland durch das Erlebnis der Migration ins Wanken geraten.

Alles in allem herrscht eine relative Toleranz gegenüber den Gastarbeitern und Gastarbeiterin­nen der ersten und zweiten Generation, gegenüber den Gastarbeiterkindern – "den potentiellen Aufsteigern von morgen – verengt/e sich bereits das 'Vorarlberger Herz'".[58] Erika Thurner zieht fol­gendes Resümee über die Integrationsbemühungen:

"In den letzten Jahren beginnen aber auch diverse Integrationsmaßnahmen zu wirken. Sie wurden selten aus Ausländerfreundlichkeit und nur teilweise aus Überzeugung geboren. (Daß es daneben immer auch andere, auf humanitärer und/oder christlich-religiöser Über­zeugung basierende Minder­heitenmeinungen gab, sei außer Zweifel gestellt.) Der sozio­ökonomische und demographische Wandel hat aber Entwicklungen beeinflußt und voran­getrieben, die heute partiell Gastarbeiter- Jugendlichen zugute kommen können. ... Die Jungen, die nach "oben" drängen, müssen allerdings damit rechnen, daß sie nicht mehr (oder nicht nur) als 'Tschuschen' oder 'Türken' abgewertet, aus­gegrenzt und ignoriert werden. Sie werden vielmehr – zwar nicht als gleiche (gleichwertige) -, aber als Konkur­renz hart bekämpft werden."[59]

Viele junge Vorarlberger mit türkischem Paß beherrschen heute die Mundart besser als die so­genannten "Einheimischen". Dennoch stoßen sie auf Ablehnung: Vor 130 Jahren sah die katho­lische Mehrheitsbevöl­kerung das Land durch die Protestanten und die Juden gefährdet, heute durch die islamische Religion dieser Migranten. Das Anklammern an traditionelle religiöse Werte ist für türkische Bewohner jedoch auch eine Möglichkeit, eine eigene Identität zu bewah­ren. Allerdings rufen zunehmende islamisch-fundamenta­listische Wertvorstellungen Abwehr­reaktionen hervor.

Viele nehmen aus einer Außenperspektive nur "die Türken" wahr, übersehen dabei jedoch, daß nicht alle dem islamisch-fundamtalistischen Lager angehören und nicht alle, die einen türki­schen Paß besitzen sich als Türken fühlen. Denn der Anteil an Aleviten und Kurden ist hoch.

Die Ressentiments gegenüber den "Ausländern" manifestierten sich im "Ausländer-Volksbegeh­ren" der FPÖ, die in Vorarlberg Regierungsverantwortung trägt (1993). Die Mehrheit der Ver­antwortungsträger im Land steuerte jedoch der "Ausländer-raus-Stimmung" entgegen. Trotz des hohen Ausländeranteils und trotz der überdurchschnittlichen Wahlergebnisse der Freiheitlichen auf Landesebene blieb in Vorarlberg die Zustimmung zu diesem Volksbegehren mit 6,3 Prozent hinter dem österreichischen Durchschnittswert zurück.[60]

Ist Vorarlberg nun ein "melting pot", ein Schmelztiegel verschiedener Ethnien, oder ist das Bild von einer "Salatschüssel" angemessener, weil nach dieser Vorstellung die verschiedenen Volksgruppen ihre ethni­sche und kulturelle Identität bewahren können?[61]

In der veröffentlichten Meinung hat sich in Vorarlberg in den letzten Jahren – trotz beträchtli­chem Gegen­wind durch FPÖ-Mandatare wie Ewald Stadler – ein deutlicher Paradigmenwechsel vollzogen. Die führen­den ÖVP-Landespolitiker bekennen sich zumindest verbal zum "Einwande­rungsland Vorarlberg", zur Realität einer multikulturellen Gesellschaft. Mehrere Punkte können dafür ins Treffen geführt werden: Die Förderung der Erforschung der Migrationsbewegung aus dem Trentino aus Landesmitteln, die Eröffnung des Jüdischen Museums in Hohenems (1991), das Kulturprojekt "KultUrSprünge" oder die Würdigung der innerösterreichischen Zuwanderer durch Landeshauptmann Purtscher beim großen Festakt im September 1993, bei dem er sich in aller Form bei den in den letzten 100 Jahren eingewanderten Vorarlbergern für die erlittene Unbill entschuldigte.[62]

Das Zuwandererfest wurde vom einem Interkulturellen Komitee mit Unterstützung der Landes­regierung organisiert. Unter dem Motto "Unser aller Ländle" wurden die verschiedenen Einwan­dergruppen und ihre Organisationen im "Vorarlberg-Bericht" der Landesregierung vorgestellt, Vorarlberg damit als Einwande­rungsland präsentiert.[63]

An die 80000 Vorarlberger und Vorarlbergerinnen können heute auf Trentiner Vorfahren zurückblicken.[64] 1989 formierte sich deshalb ein Komitee "Trentiner und ihre Nachkommen in Vor­arlberg", ein Jahr später fand in Bregenz in Anwesenheit der Trentiner und Vorarlberger Landesregierung der Festakt "120 Jahre Trentiner in Vorarlberg" statt.[65] Diese "Trentiner-Renais­sance" führte auch dazu, daß die Lebensbedingun­gen dieser Zuwanderergruppe – die Nachkommen sind längst assimiliert – eingehend erforscht wurde. Für die Ausbildung einer Vor­arlberger Identität hatten die Trentiner Migranten eine herausragende Bedeutung: Die "Wel­schen" dienten als Projektionsfeld der eigenen Ängste, diese ersten Zuwanderer schmiedeten das Zusammengehörigkeitsgefühl der Alteingesessenen entscheidend.

Die ältere Generation mußte sich an italienische Familiennamen wie Concin oder Pecoraro ge­wöhnen, 1989 hieß der "Mister Vorarlberg" Oğuz Galeli, und den renommierten Hebbel-Litera­turpreis erhält Kundeyt Şurdum, aufgewachsen in Istambul, dann "Gastarbeiter" und deutsch schreibender Lyriker in Vorarlberg (1995).

Einen besonderen Stellenwert in der Neuorientierung im Umgang mit den in Vorarlberg leben­den Minder­heiten nimmt die Kulturinitiative "KultUrSprünge"ein.[66] Von 1991 bis 1993 wurde unter Kulturlandesrat Gunt­ram Lins ein landesweites kulturpolitisches Schwerpunktprogramm durchgeführt, das die verschiede­nen Facetten der Migration und des Zusammenlebens der diversen Kulturen behandelte. Zusammen­fassend hielt Lins fest:

"Mir schien, daß die Thematisierung des Zusammenlebens von Kulturen unterschiedlicher Herkunft, wie es in unserem Land eigentlich schon immer und besonders seit dem letzten Jahrhundert statt­findet, längst fällig wäre und daß vor allem in diesem Bereich vermehrt Bewußtseinsarbeit geleistet werden müsse, wenn man in Zukunft Schwierigkeiten und Mißmut von beiden Seiten – von den Ein­heimischen und von den Zugewanderten – ver­meiden wollte. ... Die vielfältigen Bedeutungen des Wortes KultUrSprünge sollten anre­gen: zur Besinnung auf die eigenen Ursprünge, allerdings nicht in einem rückwärts­gewandten Sinne, sondern das Augenmerk auf die Wurzeln gelenkt – die zumeist nicht von einer, reinen Erde genährt werden, sondern von mehreren."[67]

Als Frucht der Aufarbeitung der verdrängten Landesgeschichte muß auch die Errichtung des Jüdischen Museums in Hohenems betrachtet werden.[68] Bei der Eröffnung anerkannte Landes­hauptmann Martin Purtscher das Schicksal der jüdischen Gemeinde als Teil der Landes­geschichte:

"Es ist bitter, Unrecht einsehen zu müssen. Aber weit bitterer ist es noch, sich bei jenen, die das Unrecht erleiden mußten, nicht mehr entschuldigen zu können. Wiedergutmachen können wir kaum, aber wir können es künftig besser machen. Wir können aus den ver­tanen Chancen lernen, die Einsichten für den Umgang mit den religiösen, kulturellen Min­derheiten von heute nützen. Wir können daraus lernen, Minderheiten nicht als Fremd­körper zu sehen, sondern als Bereicherung zu begreifen, gerade in einem traditionellen Einwanderungsland wie Vorarlberg.

Das ist leicht gesagt, aber bei weitem nicht so leicht zu leben. Und doch bin ich überzeigt davon, daß die 'Vision einer multikulturellen Gesellschaft' ... auch für Vorarlberg eine große Chance sein kann."[69]

Solche Aussagen zeigen, wie stark der Wandel in kultureller Hinsicht von 1945 bis 1995 ist. Nach dem Zusammenbruch der NS-Herrschaft lassen sich zunächst starke Kontinuitäten im Bereich der Kunst und Kultur zur vorangegangenen Epoche feststellen. So wurde beispiels­weise die Zensurpraxis aus der austrofaschistischen und nationalsozialistischen Epoche nahtlos in die Zweite Republik herübergerettet. Dies gilt nicht nur für die bis in die achtziger Jahre herr­schende Praxis der Kinozensur, sondern auch für das Theater. Berühmt ist die Ablehnung einer Aufführung von Friedrich Schillers "Kabale und Liebe" in Götzis im Jahre 1946 geworden. Begründet wurde das Verbot damit, daß der Selbstmord der Hauptfigur Ferdinand den Vorarl­bergern durch "jahrhundertealtes Traditionsgut" immer "fremd, krankhaft und grauenerregend, ob der inneren Haltlosigkeit" gewesen sei. Darüber hinaus befürchteten die Zensoren, die Zu­schauer könnten den hinterlistigen Präsidenten im Stück mit dem "redlichen Führer" Landes­hauptmann Ulrich Ilg identifizieren![70]

Das nationalistische-alemannentümelnde ethnozentrische Weltbild befindet sich spätestens seit den sieb­ziger Jahren auf Rückzugspositionen. Am 8. September 1996 organisierte ein inter­kulturelles Komitee im Namen von 14 Landsmannschaften das zweite große Zuwandererfest, das wiederum unter dem Motto „Unser aller Ländle“ stand. Für den Landeshauptmannm war diese Feier ein „‘sinnfälliger Beitrag’ zum 1000-Jahr-Jubiläum Österreichs, das als Vielvölker­staat über Jahrhunderte hinweg interkulturellen Pro­zessen ausgesetzt war. Alle, die nach Vor­arlberg kamen, halfen, das Land nutzbarer zu machen, erinnerte Purtscher an den Fleiß der Einwanderer. Dabei sei die Integration ‘schwierig und selten herzlich gewesen’, beschönigte er nichts. Ständig seien Toleranz und gegenseitiger Respekt gefordert, ‘damit aus dem Nebenein­ander ein Miteinander wird.’“[71]

Daß diesen schönen Worten verstärkt auch die entsprechenden alltagspolitischen Integrations­maßnah­men und legislativen Absicherungen durch die Landesregierung im Umgang mit den Zuwanderern und Fremden folgen, bleibt zu wünschen.

 

 



[1]     Siehe dazu Markus Barnay: Die Erfindung des Vorarlbergers. Ethnizitätsbildung und Landesbewußtsein im 19. und 20. Jahrhundert (= Studien zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 3, Bregenz 1988), S. 217-226.

[2]     Zur Person Linders siehe Werner Bundschuh: Anton Linder im Schweizer Exil (1934 bis 1945). In: Montfort. Viertel­jahresschrift für Geschichte und Gegenwart Vorarlbergs (43 Jg., Heft 4, Bregenz 1991), S. 311-325.

[3]     Werner Dreier: Zwischen Kaiser und 'Führer'. Vorarlberg im Umbruch 1918-1938 (= Beiträge zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 6, Bregenz 1986), S. 18 f.

[4]     Kurt Greussing: Schichtwechsel – Vorarlberger Arbeiterbewegung im Neuanfang. In: Kurt Greussing (Hg.): Im Prin­zip: Hoffnung. Arbeiterbewegung in Vorarlberg 1870—1946 (= Beiträge zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 4, Bregenz 1984), S. 341 – 357, hier S. 354.

[5]     Siehe Susanne Dermutz/ Peter Klein/ Rainer Nick/ Anton Pelinka: Anders als die Anderen? Politisches System, Demokratie und Massenmedien in Vorarlberg (= Beiträge zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 2, Bre­genz 1982), S. 13 – 18.

[7]     Theodor Veiter: Die Identität Vorarlbergs und der Vorarlberger (Wien 1985), S. 57.

[8]     Vgl. Michael Längle: Die Identität Vorarlbergs in einem vereinten Europa (ms. Diplomarbeit, Wien 1993), S. 55.

[9]     Vorarlberger Nachrichten, 26.11.1986, S. 7.

[10]    Die Neue Vorarlberger Tageszeitung, 2.12.1986, S. 13.

[11]    Meinrad Pichler (Hg.): Nachträge zur neueren Vorarlberger Landesgeschichte (= Beiträge zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 1, Bregenz 1982).

[12]    Meinrad Pichler : Eine unbeschreibliche Vergangenheit. Die Vorarlberger Geschichtsschreibung und der National­sozialismus. In: Meinrad Pichler (Hg.): Nachträge zur neueren Vorarlberger Landesgeschichte (= Beiträge zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 1, Bregenz 1982), S. 191-206.

[13]    Johann-August-Malin-Gesellschaft (Hg.): Von Herren und Menschen. Verfolgung und Widerstand in Vorarlberg 1933 – 1945 (= Beiträge zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 5, Bregenz 1985).

[14]    Siehe dazu: Sperrung. Mitteilungen der Johann-August-Malin-Gesellschaft Nr. 1 und Nr. 2 (Bregenz 1983).

[15]    Markus Barnay: Die Erfindung des Vorarlbergers. Ethnizitätsbildung und Landesbewußtsein im 19. und 20. Jahrhun­dert (= Studien zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 3, Bregenz 1988).

[16]    Markus Barnay: Die Erfindung des Vorarlbergers, S. 462 – 471.

[17]    Michael Längle: Die Identität Vorarlbergs in einem vereinten Europa, S. 77.

[18]    Siehe dazu Klaus Eisterer: Französische Besatzungspolitik. Tirol und Vorarlberg 1945/46 (= Innsbrucker Forschun­gen zur Zeitgeschichte 9, Innsbruck 1991).

[19]    Wolfgang Weber: "Wirtschaftssäuberung": Eine quantifizierende Untersuchung zur Geschichte der Entnazifizie­rung im Bezirk Feldkirch 1945–1947. In: Vorarlberger Oberland, Heft 1 (Feldkirch 1991), S. 5-16, hier S. 16.

[20]    Margit Schönherr: Vorarlberg 1938 (Dornbirn 1981), S. 114.

[21]    Zu Hans Nägele siehe Werner Bundschuh: Kreist das "Blut" der Ahnen? In: Werner Bundschuh/ Harald Walser (Hg.), Dornbirner Statt-Geschichten (= Studien zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 1, Dornbirn 1987), S. 29 ff.

[22]    Werner Bundschuh: Heimatgeschichte als Ideologie. Studien zur Darstellung der Geschichte Dornbirns (1850-1950) (ms. phil. Diss., Innsbruck 1988), S. 382 – 403.

[23]    Zum Beispiel Tafelanbringung an der Valduna für die Euthanasieopfer, die Gedenktafel an der Seekapelle in Bre­genz (1988) oder die Gedenktafel für Maria Stromberger, den "Engel von Auschwitz", an der Mehrerau (1995).

[24]    Amt der Stadt Dornbirn, Zl. 110-NS, 28.5.1991.

[25]    Vorarlberger Nachrichten, 22.9.1947, S.1f.

[26]    Ulrich Ilg: Uns alle geht es an. Wegleitung für die jungen Staatsbürger. Dornbirn [1947].

[27]    Artur Schwarz: Heimatkunde Vorarlbergs (Bregenz 1949), S. 368.

[28]    Herbert Keßler: Jungbürger und Staat. In: Vorarlberger Jungbürgerbuch (Dornbirn 1957), S. 10 f.

[29]    Gerhard Wanner: Schiffstaufe Fußach 1964 (Bregenz 1980), S. 6.

[30]    Leo Haffner: Die Kasiner. Vorarlbergs Weg in den Konservativismus (Bregenz 1977), S. 26-35.

[31]    Manfred Dünser: Politischer Katholizismus in Vorarlberg. Katholische Aktion und Katholische Männerbewegung 1920 – 1990 (= Schriftenreihe der Rheticus-Gesellschaft 27, Feldkirch 1991).

[32]    Herbert Keßler: Arbeit für Vorarlberg. Drei Jahrzehnte Landespolitik (Dornbirn 1995), S. 13-27.

[33]    Herbert Keßler: Arbeit für Vorarlberg. Drei Jahrzehnte Landespolitik (Dornbirn 1995), S.28-45.

[34]    Leo Haffner: Fundamentalismus aus Vorarlberg. Der Kreuzzug der Konservativen für die Kirche und seine Auswir­kungen auf die demokratische Kultur. In: Allmende. 13. Jg., Nr. 38/39 (Eggingen 1993), S. 100-117, hier S. 117.

[35]    Rainer Nick: Österreichs Alemannen – die "besseren" Demokraten? In: Susanne Dermutz/ Peter Klein/ Rainer Nick/ Anton Pelinka: Anders als die Anderen? Politisches System, Demokratie und Massenmedien in Vorarlberg (= Beiträge zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 2, Bregenz 1982), S. 105–191, hier S. 163.

[36]    Gerhard Wanner: Schiffstaufe Fußach 1964 (Bregenz 1980).

[37]    Vorarlberg Bericht. Information der Vorarlberger Landesregierung Heft 15 (Bregenz 1976), o. S.

[38]    Die Vorarlberger Volksabstimmung vom 15. Juni 1980. In: Montfort. Vierteljahresschrift für Geschichte und Gegen­wart Vorarlbergs (32 Jg., Heft 1, Bregenz 1980), S. 7-17, hier S. 17.

[39]    Markus Barnay: Historische Konstruktion von Ethnizität und die gegenwärtige Entwicklung des Regionalbewußt­seins. Das Beispiel Vorarlberg. In: Montfort. Vierteljahresschrift für Geschichte und Gegenwart Vorarlbergs (47. Jg., Heft 1, Bregenz 1995), S. 30–33, hier S. 32.

[40]    Markus Barnay: Pro Vorarlberg. Eine regionalistische Initiative (= Beiträge zur Geschichte und Gesellschaft Vorarl­bergs 3, Bregenz 1983), S. 91

[41]    Ausführliche statistische Darstellung in: Vorarlberger Wirtschafts- und Sozialstatistik , 1. Jg. (Bregenz 1945), S. 47 ff.

[42]    Vorarlberger Nachrichte, 16.7. 1946, S. 3.

[43]    Bis 1966 rund 32.500.

[44]    Werner Bundschuh/ Werner Dreier: 125 Jahre Gewerkschaft Bau-Holz (Feldkirch 1992), S. 79.

[45]    Vorarlberger Nachrichten, 8.5.1969, S. 1.

[46]    Schreiben der AK und des ÖGB-Vorarlberg vom Dezember 1966 an heimreisende Gastarbeiter. Zit. Gerhard Wan­ner: Die Kammer für Arbeiter und Angestellte 1945-1985. Ein Beitrag zur Vorarlberger Sozial- und Wirt­schaftsgeschichte (Feldkirch 1985), S.90.

[47]    Siehe dazu Werner Bundschuh/ Werner Dreier/ Reinhard Mittersteiner: Die "Fabrikler" organisieren sich. 100 Jahre Gewerkschaft Textil, Bekleidung und Leder. Landesorganisation Vorarlberg (Bregenz 1995).

[48]    Kurt Greussing: Zuwanderungsland Vorarlberg: "Erbgesessene Bewohner" und fremde. In: Kultur. Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft (Jg. 5, Nr. 4, Dornbirn 1990), S. 4-6, hier S. 5.

[49]    Zur Zuwanderungsproblematik nach 1945 siehe die Studie "Abgrenzungsmechanismen und Diskriminierungsstrate­gien gegenüber (inländischen und) ausländischen Arbeits-Migranten nach 1945 in Vorarl­berg" von Erika Thurner (unter Mitarbeit von Sylvia Greiderer), durchgeführt unter der Leitung von Anton Pelinka (unveröffentlichtes Manuskript, Innsbruck 1995), hier Teil A, S. 17.

[50]    Erika Thurner, Abgrenzungsmechanismen, Teil A, S. 26.

[51]    Vorarlberger Nachrichten, 27.1.1987, S. 7. Familienbeihilfszahlungen in diesem Jahr für Gastarbeiterkinder, die in Vorarlberg leben: türkische Kinder 4071, jugoslawische 2181.

[52]    Erika Thurner, Abgrenzungsmechanismen, Teil B, S. 12.

[53]    Vorarlberger Volksblatt, 22.11.1969; S. 3.

[54]    Neue Vorarlberger Tageszeitung, 6.3.1978, S. 11. Vorsitzende: Buldu Fehti und Yilmaz Yukup.

[55]    Horst Otto Mayer: Ausländer in Vorarlberg. In: Montfort. Vierteljahresschrift für Geschichte und Gegenwart Vorarl­bergs (45. Jg., Heft 4, Bregenz 1993), S. 314-320, hier S. 317.

[56]    August Fleisch/ Arno Gisinger (Hg.):"Zwischen den Stühlen". Ausstellungskatalog (Feldkirch 1990).

[57]    August Fleisch/ Arno Gisinger (Hg.):"Zwischen den Stühlen". Ausstellungskatalog (Feldkirch 1990), S. 8.

[58]    Erika Thurner, Abgrenzungsmechanismen, Teil B, S. 96.

[59]    Erika Thurner, Abgrenzungsmechanismen, Teil B, S. 98.

[60]    Vorarlberger Nachrichten, 2.2.1993, S. A5.

[61]    August Fleisch: Schmeztiegel oder Salatschüssel. Vorarlberg als Einwanderungsland. In: Kultur. Zeitschrift für Kul­tur und Gesellschaft (Jg. 5, Nr. 10, Dornbirn 1990), S. 14-15.

[62]    Markus Barnay: Historische Konstruktion von Ethnizität und die gegenwärtige Entwicklung des Regionalbewußt­seins, S. 32.

[63]    Vorarlberg Bericht Heft 75 (Bregenz 1993).

[64]    Karl Heinz Burmeister/ Robert Rollinger (Hg.): Auswanderung aus dem Trentino-Einwanderung nach Vorarlberg. Die Geschichte einer Migrationsbewegung mit besonderer Berücksichtigung der Zeit von 1870/80 bis 1919 (Sig­maringen 1995), S. 9.

[65].   Am 20. Oktober 1990.

[66]    Das Projektteam setzte sich aus Sabine Folie, Ulrich Gabriel, Reinhard Pickl-Herk, Willi Pramstaller und Nikolaus Walter zusammen.

[67]    Guntram Lins: Ein Nachwort. In: KultUrsprünge Nr. 9 (Bregenz 1993), S. 2.

[68]    Zur Entstehungsgeschichte siehe Katalog des Jüdischen Museums Hohenems (Hohenems 1996).

[69]    Martin Purtscher: Lebendiger Wegweiser zu gemeinsamen Werten. Rede von Landeshauptmann Dr. Martin Purt­scher zur Eröffnung des Jüdischen Museums Hohenems am 10.4.1991. In: Kultur. Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft (Jg. 6, Nr. 4, Dornbirn 1991), S. 5.

[70]    Harald Walser: Vorarlbergs Startbedingungen in die Zweite Republik. In: Werner Bundschuh/ Meinrad Pichler/ Harald Walser: Wieder Österreich! Befreiung und Wiederaufbau – Vorarlberg 1945 (Bregenz 1995), S. 39-56, hier S. 55.

[71]    Vorarlberger Nachrichten, 9.9.1996, S. 9.