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Werner Bundschuh (2021): Veränderung der Zeitgeschichtsforschung durch die Johann-August-Malin-Gesellschaft

In den 40 Jahren ihres Bestehens hat die Johann-August-Malin-Gesellschaft die Vorarlberger Zeitgeschichtsforschung geprägt - und verändert. Aus "linken jungen Historikern", die anfangs von konservativer Seite kräftig Gegenwind bekamen, wurde durch Publizistik, Veranstaltungen und geschichtspolitische Interventionen ein Verein, der in der Geschichtslandschaft Vorarlbergs seinen unverwechselbaren Platz gefunden hat.
 

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Werner Bundschuh

Veränderung der Zeitgeschichtsforschung durch die Johann-August-Malin-Gesellschaft

 

Erschienen in: Thomas Klagian (Red.): Nationalsozialismus erinnern. Bregenz – Schriften zur Stadtkunde, Band 2. Bregenz 2021, S.224-253

Es gibt Aufsätze und Aufgabenstellungen, die von vornherein eigentlich zum Scheitern verurteilt sind, die nur ein unbefriedigendes Ergebnis hervorbringen. Dies ist ein solches Unterfangen. Ich soll die Frage beantworten, wie die Johann-August-Malin-Gesellschaft die Zeitgeschichtsforschung in Vorarlberg verändert und beeinflusst hat. Dabei besteht natürlich die Gefahr, die eigene Rolle zu überschätzen oder ungerechtfertigter Weise das Licht unter den Scheffel zu stellen, jedenfalls keine objektiven und wissenschaftlich fundierten Aussagen zu treffen.

Ja, die Johann-August-Malin-Gesellschaft (fortan: JAMG) hat die Zeitgeschichtsforschung in diesem Land auf vielfältige Weise beeinflusst und vorangetrieben. Ein paar Blitzlichter und persönliche Anmerkungen sollen im Folgenden diesen Befund verdeutlichen. Schon die erste Frage ist nicht einfach zu beantworten: Wer sind die „Maliner“ überhaupt? Die Außensicht suggeriert oft eine Geschlossenheit, die der Realität nicht entspricht. Also unbestreitbar ist: Wir haben es formal mit einem Geschichtsverein zu tun, der am 29. August 1982 im Gasthaus „Fohrenburg“ in Bregenz gegründet wurde. Die Proponenten waren Kurt Greussing, Meinrad Pichler, Gernot Kiermayr (vormals Egger) und Harald Walser.

Bei der ersten Jahreshauptversammlung am 9. November 1983 im Gasthof „Sägerhof“ in Dornbirn wurde Gernot Kiermayr zum Obmann gewählt, zu seinem Stellvertreter Kurt Greussing. Carla Knöpfler übernahm die Schriftführung und Regina Pichler die Agenden der Kassierin. Ein Amt, das sie seit damals ausübt (!). Werner Dreier und Harald Walser wurden bei dieser Sitzung mit der Rechnungsprüfung betraut. Dem Gründungsobmann Gernot Kiermayr (vormals Egger, später der grüne Vizebürgermeister von Bregenz, folgten bis heute nur zwei weitere Obmänner nach: Von 1986 bis 1991 stand Harald Walser dem Verein vor, seit 1991 der Verfasser dieses Artikels.

 

Treffen der „Maliner“ im Oktober 2000. Von links: Harald Walser (Obmann 1986–1991), Werner Dreier, Kurt Greussing, Meinrad Pichler, Markus Barnay, Klaus Feßler und Werner Bundschuh (Obmann von 1991 bis 2022). Foto: Werner Bundschuh

 

Den Vereinsnamen erhielt die Gesellschaft nach Johann August Malin aus Satteins, der 1942 wegen „Wehrkraftzersetzung, Vorbereitung zum Hochverrat und Verbreitung von Lügennachrichten ausländischer Sender“ in München-Stadelheim hingerichtet wurde.

In den eingereichten Vereinsstatuten wurde der Vereinszweck folgendermaßen formuliert:

Der Verein, dessen Tätigkeit nicht auf Gewinn ausgerichtet ist, bezweckt die Verbreiterung der Diskussion über bisher zu wenig berücksichtigte Themenstellungen der neueren Lokal- und Regionalgeschichte, die Erforschung der historischen und aktuellen Lebensbedingungen in Vorarlberg. Den Schwerpunkt des Vereinsinteresses bildet die Landesgeschichte des 20. Jahrhunderts. Dem Vereinsnamen entsprechend soll die Erforschung des Widerstandes gegen den Faschismus eine besondere Berücksichtigung finden.[1]

Dieses Ziel verfolgt der Verein bis heute. Zahlreiche Mitglieder sind seit vier Jahrzehnten in vielfacher Weise in das öffentliche und publizistische Leben dieses Landes eingebunden und tragen zur Erforschung der Zeitgeschichte bei.

Am 1. März 1983 wandte sich der Gründungsobmann mit der ersten Aussendung an die 150 Mitglieder, die dem neuen Verein beigetreten waren. Diese Aussendung verdeutlicht die Konfliktfelder, die die folgenden Jahre die Vorarlberger Zeitgeschichtsforschung begleiten sollten:

All jene, die sich 40 Jahre lang um Johann August Malin überhaupt nicht gekümmert haben, scheinen nun, nach Gründung unserer Gesellschaft ihr Interesse an diesem Manne entdeckt zu haben. Nachdem zuerst die Kommunisten mit großem Pathos Malin für sich zu reklamieren versucht hatten, erschienen VN-Leserbriefe, in denen Malin zum Teil heute noch der „Wehrkraftzersetzung“ bezichtigt wurde. Gerade diese Unverbesserlichen mußten die Gründung unserer Gesellschaft und die damit verbundene Erinnerung an den verdrängten Widerstand als Herausforderung empfinden.

Deshalb hat nun der Chefredakteur der VN persönlich zum vermeintlich großen Schlag ausgeholt. Obwohl die Vorarlberger Landesregierung die Herausgabe von Akten zum Thema Widerstand im allgemeinen und zu Malin im besonderen der wissenschaftlichen Forschung und unserer Gesellschaft bisher verweigert, wurde der bezügliche Malinakt des Landesarchivs den VN zugespielt. In diesem Akt befindet sich offensichtlich ein Bewerbungsschreiben Malins um Aufnahme in die NSDAP. Das Ansuchen wurde allerdings abgelehnt.

Ohne diese Angelegenheit vor einer Einsicht in die betreffenden Akten werten zu sollen, seien ein paar grundsätzliche Punkte zur ganzen Problematik festgehalten.

1. Die Biographien zahlreicher Widerstandskämpfer sind keineswegs so gradlinig wie die Lebensläufe jener, die sich stets unauffällig angepaßt haben. Auch J. A. Malin ist da keine Ausnahme. Woran es sich aber auch nach 40-jährigem Schweigen zu erinnern lohnt, das ist seine mutige und hilfreiche antifaschistische Tätigkeit, für die er schließlich mit dem Leben bezahlen mußte.

2. Tatsache ist, daß Malin dem NS-System aktiven Widerstand entgegengesetzt hat wie kaum jemand in diesem Lande und daß er sich in dieser Haltung auch nach Warnungen und Drohungen nicht einschüchtern hatte lassen. Der Staatsanwalt bezeichnete ihn deshalb als „eine große Gefahr für Vorarlberg“ und bestand deshalb auf seinem Todesurteil.

Für viele in diesem Lande scheint selbst noch der tote Malin eine Gefahr. Nur so sind die verschiedenen Reaktionen, die auf Diffamierung der Person Malin und der Gesellschaft abzielen, zu erklären.

3. Die heftigen zustimmenden und ablehnenden Äußerungen zur Gründung unserer Gesellschaft zeigen die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit der jüngeren und jüngsten Vergangenheit unseres Landes. Es ist aber bezeichnend für die Art der Auseinandersetzung, daß die Bewältigung der Vergangenheit fast ausschließlich durch eine Bewertung der Person Malins erfolgt, aber nicht durch eine inhaltliche Diskussion der Arbeit unserer Gesellschaft selbst, wie sie etwa in dem Band „Nachträge“ dokumentiert ist. Daß eine objektive Forschung aber nur bei gleichem Umgang mit dem Archivmaterial gegenüber allen Interessierten möglich ist, sollte allmählich auch den zuständigen Landesbehörden einsichtig werden.

4. Die großen antifaschistischen Gruppierungen (Christen, Sozialdemokraten und Kommunisten) haben meist erst in einem langsamen und von bitteren Erfahrungen begleiteten Lernprozeß die ganze inhumane Dimension der Naziherrschaft erkannt. Aufgabe der historischen Forschung und damit auch der Malin-Gesellschaft kann es nur sein, die wirklichen Bedingungen, unter denen Widerstand, geleistet wurde, und die Formen, in denen sich dieser Widerstand artikulierte, zu untersuchen. Die Ergebnisse werden weder für Heldenverehrung noch für Diffamierungen taugen.

Abgesehen von den sachlichen Aspekten dieser Fakten wird die Gesellschaft die politische Seite dieses Problems zum Anlaß nehmen, eine grundsätzliche Debatte über diese Form der Archivpolitik zu initiieren. Auch an eine Dokumentation dieses ganzen Sachverhaltes ist gedacht.

Zugleich hat der Obmann der Gesellschaft gegen diesen willkürlichen Umgang mit zeitgeschichtlichem Aktenmaterial in einem Brief an den Landeshauptmann protestiert.[2]

 

Anfeindungen

Im ersten Vereinsjahr der JAMG gab Meinrad Pichler 1982 den Band „Nachträge zur neueren Vorarlberger Landesgeschichte“ heraus.[3] Es gab damals noch keine Social Media, einen Shitstorm entfachten die damaligen „Platzhirsche“ des öffentlichen Diskurses. Sie reagierten mit heftigen Attacken auf diese „unqualifizierten Junghistoriker“ und auf den Namensgeber des Vereins, auf den im Jahr 1944 hingerichteten Satteinser Johann August Malin. Federführend bei den Angriffen waren der damalige VN-Chefredakteur Franz Ortner und Theodor Veiter.

 

Mit der Herausgabe der „Nachträge“ durch Meinrad Pichler wurde in Vorarlberg ein neues Kapitel der Zeitgeschichtsschreibung eröffnet. Der Band erschien im Bregenzer „fink’s verlag“.

 

Um den Ton zu veranschaulichen, der damals herrschte, sei aus einem Veiter-Artikel zitiert. Er erschien am 14. Juli 1984 in den „Vorarlberger Nachrichten“ unter dem Titel „Neue Thesen und Tendenzen zur Vorarlberger Zeitgeschichte“. Veiter sprach darin den „Malin-Historikern“ jede wissenschaftliche Qualifikation ab und warnte ausdrücklich vor diesen „Umschreibern“ der Landesgeschichte:

Wie bekannt, hat sich die Johann-August-Malin-Gesellschaft zu dem Zweck etabliert, in der Vorarlberger-Zeitgeschichte dem konservativen Element entgegenzutreten und die sogenannte Linke mit dem Dogma der Unfehlbarkeit auszustatten. […] Die zeitgeschichtlichen Publikationen – von wissenschaftlicher Forschung kann man nur hinsichtlich einiger Abhandlungen sprechen – haben sich bisher im Rahmen von unsachlicher Polemik bewegt, zumindest teilweise, oder kuriose Themen aufgegriffen wie etwa die Spanische Republik und die Rotspanienkämpfer in Vorarlberg (von dem äußerst links betonten Autor Gernot Egger), […]. In einem neuen Bändchen der im fink's verlag erschienenen Beiträge zu Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs wird von dem recht rührigen, aber ganz in die erwähnten Tendenzen der Malin-Gesell­schaft eingebundenen Autor Kurt Greußing (nicht zu verwechseln mit dem durchaus objektiv arbeitenden Fritz Greußing) zur Arbeiterbewegung in Vorarlberg 1870–1946 eine Reihe von Autoren bemüht, obwohl es zu diesen Fragen schon längst ausgezeichnete Studien von Manfred Scheuch und Gerhard Wanner gibt. […] Diese Vertreter der „neuen Linken" […] haben nun begonnen, die NS-Herrschaft in Vorarlberg unter ihre zeitgeschichtliche Lupe zu nehmen […]. Danach wird, ausgehend von einem Vortrag an der Volkshochschule Bregenz, für die Publikation „Von Herren und Menschen. Verfolgung und Widerstand in Vorarlberg 1933–1945“ Werbung gemacht, was die vier jungen „Historiker“ (sie sind, was aber nicht ver­schwiegen wird, nur Geschichtslehrer an höheren Schulen) Hermann Brändle, Meinrad Pichler, Gernot Egger und Harald Walser über Verfolgung und Widerstand in Vorarlberg 1934–1945 zusammengetragen haben. An sich ist es nicht schwierig, die Verfolgung und den Widerstand zwischen 1938 und 1945 darzustellen. […] Warum, so muß man sich endlich fragen, überläßt man solche zeitgeschichtlichen „Forschungen“ Nichtwissenschaftern (nur Harald Walser hat sich bisher als solcher erwiesen), statt bestens bewährte universitäre Forschungsfachleute (etwa Gerhard Wanner, Karl Heinz Burmeister, Karl Ilg) damit zu betrauen.

Im folgenden Jahr erschien die angekündigte Publikation. Der Band bekam den Titel „Von Herren und Menschen. Verfolgung und Widerstand in Vorarlberg 1933–1945“ und enthält einen „Lexikon-Teil“ mit mehr als tausend Namen der in der NS-Zeit in Vorarlberg Verfolgten, heute unentbehrliche Grundlage für alle, die sich mit diesem Zeitabschnitt befassen.

In der Präsentationsrede am 30. April 1985 nahm Gernot Kiermayr (vormals Egger), der Obmann der JAMG, auf die Entstehungsgeschichte des Buches Bezug:

Als wir, das sind Hermann Brändle aus Bregenz, Meinrad Pichler aus Bregenz, Harald Walser aus Altach und ich, uns neben unserer Arbeit als AHS-Lehrer aus privatem Interesse im Laufe des Jahres 1980 daran machten, Verfolgung und Widerstand in der Zeit von 1933 bis 1945 zu erforschen, war dieses Thema für Vorarlberg bis auf die bereits 1947 entstandene Studie des von 1938 bis 1945 in Dachau inhaftierten Priesters Georg Schelling und die Arbeit von Gerhard Wanner über die Kirche im NS im Wesentlichen unbearbeitet, wenn man von einigen wenigen Monographien und Zeitungsartikeln über einige Opfer des NS absieht. Ein Versuch des DÖW auch für Vorarlberg wie schon vorher für OÖ und Burgenland und seither auch für andere Bundesländer durch eine lokale Historikerkommission eine Dokumentation zu Widerstand und Verfolgung erstellen zu lassen, war gerade gescheitert. Unsere Arbeit wurde daher über Vermittlung des DÖW und von Prof. Gerhard Oberkofler von der Universität Innsbruck durch einen Forschungsauftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung in der Höhe von S 66.000 gefördert. Dieser Beitrag deckte in den vergangenen fünf Jahren für vier Personen wahrscheinlich nicht einmal die Fahr-,Telefon- und Kopierkosten.[4]

Das Forschungsergebnis war im Land unerwünscht. VN-Ortner forderte damals für Landesarchivar Burmeister sogar den „Landesverweis“. Der Landesarchivar wollte die Forschungen der „Jungmaliner“ nicht in Grund und Boden verdammen. Legendär wurde sein ORF-Mittagsrundschau-Interview am 22. November 1986 mit ORF-Chef Wolfgang Burtscher, in dem er die mehrbändige alemannophile Benedikt-Bilgeri-Landesgeschichte fachlich kritisierte und auf die Frage von Burtscher, wie er den geplanten 5. Band zur Zeitgeschichte einstufe, antwortete:

Es sind doch Tendenzen, sehr starke Tendenzen drin, die man also heute, zumindest bei der jüngeren Historiker-Generation nicht mehr vertritt und auch nicht mehr vertreten kann. Und dadurch ist das Werk in gewisser Weise schon jetzt beim Erscheinen des letzten Bandes veraltet.

Burtscher fragte dann Burmeister, was er von dieser jüngeren Historiker-Generation halte. Burmeister:

Ich glaube, das war unbedingt notwendig, weil man eben die Geschichte nur aus einem bestimmten Blickwinkel gesehen hat, der eben dazu neigt, zu beschönigen […] und ja, das bringt dieser jüngeren Generation diesen Ruf ein, Nestbeschmutzer. Aber das war unbedingt notwendig eben, als Korrektiv auch zu dem, was man lange Zeit eben falsch gemacht hat. Die Geschichte so darzustellen, wie sie war, um auch aus der Geschichte lernen zu können und das kann ich eben nicht, wenn ich nur irgendwelche positiven Ereignisse schildere und das Negative völlig beiseitelasse.[5]

Markus Barnays Buch „Die Erfindung des Vorarlbergers“[6] setzte neue Maßstäbe im Umgang mit dem von Bilgeri betriebenen „Alemannen-Mythos“. Heute ist Markus Barnay mitverantwortlich für die Ausstellung zur Landesgeschichte „vorarlberg. ein making-of“ im Landesmuseum und damit für einen neuen Blick auf die Landesgeschichte.

Der 2018 verstorbene Ex-ORF-Landeskulturchef Leo Haffner forschte zum Spannungsfeld von Konservativismus, Fundamentalismus und Liberalismus im Lande. Sein Buch „Die Kasiner. Vorarlbergs Weg in den Konservativismus“ (1977) war eine Pionierarbeit, viele weitere Arbeiten zu diesem Themenkomplex entstanden nach 1982 im Zusammenhang mit der JAMG. 2009 schließlich erschien Haffners grundlegende Studie zu Landesamtsdirektor Elmar Grabherr mit dem Titel „Ein besessener Vorarlberger. Elmar Grabherr und die Ablehnung der Aufklärung“. Heute bringt das Online-Lexikon Wikipedia die folgende Kurzinformation zum Wirken Grabherrs im Lande:

Elmar Grabherr war der Sohn eines Hauptschuldirektors. Dem Besuch des Gymnasiums in Feldkirch folgte ab 1930 das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, das er 1936 mit der Promotion zum Dr. iur. abschloss. Dann trat er in den Dienst der Vorarlberger Landesregierung. Nach der Angliederung Vorarlbergs an den Reichsgau Tirol-Vorarlberg wurde Grabherr in die Behörde des Reichsstatthalters übernommen, wo er von 1943 bis 1945 in Bozen die Personalverwaltung der „Operationszone Alpenvorland“ leitete. Kurz vor Kriegsende kehrte Grabherr nach Vorarlberg zurück, um fortan in der Landesverwaltung eine führende Stellung einzunehmen, zuletzt von 1965 bis 1976 als Landesamtsdirektor. Grabherrs außerberufliches Interesse galt der Geschichte Vorarlbergs. Er förderte die (problematische und in Teilen überholte) „Geschichte Vorarlbergs“ von Benedikt Bilgeri und verfasste selbst eine volkstümliche „Vorarlberger Geschichte“. Der Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung ernannte ihn 1968 zum Ehrenmitglied.

Nach Grabherrs Tod entspann sich eine teilweise polemisch gefärbte Kontoverse über seine Verstrickung in den Nationalsozialismus – er war als Beamter des Reichsgaus Tirol-Vorarlberg der NSDAP beigetreten und bewegte sich im Umfeld des Gauleiters Franz Hofer – und das Nachwirken nationalsozialistischer Überzeugungen in seinem späteren Denken und Handeln.[7]

Nur ein Grabherr-Zitat aus seiner NS-Vergangenheit zur Illustration. Am 28. April 1943 schrieb Grabherr an seinen Berufskollegen Fritz Schneider:

„Es ist auch nicht mehr als recht, daß endlich auch mit den Juden abgefahren wird, die mit Ariern verheiratet sind, und deshalb bisher geschont wurden, denn es entspricht dem gesunden Volksempfinden, daß für die von den jüdischen Führern in Moskau, London und Washington gegen unsere Krankenhäuser und Wohnviertel begangenen Gräuel unsere Juden zur gesamten Hand haften. Daß es dabei im Einzelfall harte Szenen geben musste, ließ sich nicht vermeiden. Wo gehobelt wird, fallen schließlich Späne. Heil Hitler! Dein E.“[8]

Burmeisters Nachfolger im Landesarchiv, Alois Niederstätter, verfasste im „Vorarlberger Almanach zum Jubiläumsjahr 2005“ einen resümierenden Aufsatz zur Vorarlberger Landesgeschichtsschreibung nach 1945. Darin heißt mit Blick auf die neue Forschergeneration der Achtzigerjahre:

„In einer Reihe von Publikationen wurden bis dahin zumindest teilweise tabuisierte Themen aufgegriffen und öffentlich diskutiert, die Geschichtsbetrachtung der Nach­kriegszeit war als harmonisierend entlarvt. Nach harten Diskussionen und Auseinandersetzungen konnte sich die Johann-August-Malin-Gesellschaft in der Vorarlberger Geschichtslandschaft nachhaltig etablieren. Von erheblicher Bedeutung für ein sich allmählich wandelndes Geschichtsbild seit den Achtzigerjahren war auch die weitere Professionalisierung der Historiographie. Die personelle Ausstattung der einschlägigen Einrichtungen, der Archive und Museen verbesserte sich zusehends, vor allem auch auf kommunaler Ebene. Paradebeispiel dafür ist Dornbirn. Zahlreiche örtliche und überörtliche historische Vereinigungen entstanden, schufen Publikationsorgane. Der Output vervielfachte sich. Keine Gemeinde wollte ohne Heimatbuch sein, zu deren Bearbeitung zunehmend ausgebildete Historikerinnen und Historiker herangezogen wurden. Man begann – auch in den Gemeinden – stolz darauf zu werden, keine Jubelschriften zu erhalten, sondern kritische, methodisch saubere Bestandsaufnahmen.“[9]

Diesem Befund ist beizupflichten, aber der angesprochene Etablierungsprozess verlief nicht geradlinig und vor allem nicht durchgängig. Was Niederstätter konstatiert, ist ein Forscher-Generationen-Konflikt. Und den gab es und gibt es selbstverständlich auch in die andere Richtung: Die JAMG wurde für einige der nachfolgenden professionalisierten Forscher-Generation zum Reibebaum. Besonders für Wolfgang Weber, von 1994 bis 2011 Leiter des Verwaltungsarchivs am Vorarlberger Landesarchiv, heute Dozent an der Universität Innsbruck und Gastprofessor an der Fachhochschule Dornbirn.

 

Methodisches Black-out?

1991 gab Weber den Band „Spurensuche. Neue Methoden in der Geschichtswissenschaft“ als Tagungsband für die 1. Dornbirner Geschichtetage heraus und benützt das Vorwort, um mit der „hiesigen Historikerszene“ abzurechnen:

„Im Frühjahr 1990 wurde in Dornbirn der letzte Teil der Ausstellungstrilogie zur Stadtgeschichte (‚Dornbirn 1900–1955‘) eröffnet. Für einige Mitarbeiter des Or­ganisationsteams war dies Anlaß, im Rahmen der wissenschaftlichen Vorarbeiten zum Ausstellungsprojekt eine Bestandsaufnahme der Vorarlberger (Zeit)Geschichtsschreibung zu machen. Die Bilanz fiel ernüchternd aus. Zwar war es zwischen 1982 und 1990 zu einer Vielzahl von Publikationen über die jüngere Vorarlberger Landesgeschichte gekommen, von einer forschungstechnischen Neuorientierung wurde jedoch abgesehen. […]

Im Mittelpunkt ihrer historischen Arbeit steht die möglichst ‚saubere‘ Auswertung mehr oder weniger großer Aktenberge. Zeitgeschichte wird reduziert auf eine ‚Geschichte der zentralen Archivbestände‘ (G. Botz). Versuche, zumindest im Bereich der Oral History der Trendwende in der Geschichtswissenschaft nachzukommen, mußten deswegen unvollständig bleiben, da Interviews lediglich als illustrative oder affirmative ‚Zusatz‘quellen zu den schriftlich überlieferten Zeitdokumenten verwendet wurden. Vor einem solchen Hintergrund konnte natürlich kaum eine methodenkritische Reflexion stattfinden.

Dieses methodische Manko oder die große ‚Theoriebedürftigkeit der Ge­schichtswissenschaft‘ (R. Koselleck) in Vorarlberg mag ihren Grund zum einen in der fehlenden universitären Struktur des Landes haben (trotz der relativen Nähe zu den gerade im Methodenbereich sehr innovativen Universitäten in Konstanz und Salzburg); zum anderen trägt die Zusammensetzung der hiesigen Historikerszene wohl auch zum methodischen Black-out bei. Die Szene ist geprägt vom Kampf einzelner Geschichtsvereine um die Monopolstellung und den Alleinver­tretungsanspruch bzgl. der historischen ‚Wahrheit‘. Für einen außenstehenden Beobachter erwächst bei näherer Betrachtung des Konfliktes der Eindruck, daß solche Auseinandersetzungen nur vordergründig ideologischen Charakter tragen, der eigentliche Grund dafür aber vielleicht in einem ökonomischen Streit um die Verteilung finanzieller Ressourcen der öffentlichen Hand zu suchen ist.

Aufgrund der geschilderten Situation war es für die Organisatoren der Dornbirner Geschichtstage (Arno Gisinger, Werner Matt, Astrid Schmoll, Wolfgang Weber) ein Hauptanliegen, einige neue Forschungsmethoden erstmals einem breiteren Publikum in Vorarlberg vorzustellen. Die Präsentation der qualitativen, visuellen und quantitativen Methoden sollte nicht nur einem auserwählten Kreis von historischen Fachleuten vorbehalten bleiben.“[10]

Die Feststellung, dass es der JAMG „eigentlich“ um die Requirierung von „ökonomischen Ressourcen“ gegangen sei, ist einfach ein haltloser Untergriff. Zum konstatierten „methodischen Black-out“ nur eine Anmerkung aus einem Manuskript von Gernot Kiermayr (vormals Egger) für das Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien aus dem Jahr 1983:

Oral history in Vorarlberg

Kurt Greussing hat für einen später veröffentlichten Aufsatz (Vorarlberger Sozialdemokraten in der Illegalität 1934–1938, in: Botz/Hautmann/Konrad/Weidenholzer, Bewegung und Klasse, Studien zur österreichischen Arbeitergeschichte, Wien 1973) 1972/73 erstmals in großem Umfang Interviews mit ca. zehn ehemaligen Aktivisten der RS [Revolutionären Sozialisten] gemacht. Die Darstellung dieser Organisation in Vorarlberg wurde so wesentlich dichter als das aus den Akten zu gewinnende Bild.

Ab 1979 begann dann eine lose Gruppe von historisch tätigen Lehrern (Hermann Brändle, Gernot Egger, Meinrad Pichler, Harald Walser) mit der Erforschung des antifaschistischen Widerstands in Vorarlberg. Zunächst waren kaum schriftliche Quellen verfügbar (Archivsperren), so daß Gespräche mit Antifaschisten eine wesentliche Quelle wurden. Die Befragungen waren nur zum Teil „offen“, in vielen Fällen gestatteten Zeitmangel und weite Anreisewege zu den Interviewpersonen keine Fortsetzung des Gesprächs. Nur ein Teil der Gespräche wurde auf Tonband aufgezeichnet, da eine exakte Transkription sowieso außerhalb unserer Möglichkeiten lag. In einer späteren Phase konnten wir die Kenntnis schriftlicher Quellen und die Gespräche miteinbringen. Dabei wurde in vielen Fällen die erstaunliche Detailtreue der Interviewaussagen bestätigt. […] Der uns zur Verfügung stehende wissenschaftliche Apparat war jedoch derart klein, daß eine sozialwissen­schaftlich exakte Auswertung der Interviews bis jetzt noch nicht möglich war – die Aufarbeitung der Alltagsgeschichte blieb weitgehend persönlich-biographisch. Trotzdem wurde für uns klar, daß die Oral history ein sehr wichtiger Weg war von der Organisationsgeschichte.[11]

Viele Angriffe auf die „Maliner“ sind unter dem Deckmantel der wissenschaftlichen Auseinandersetzung persönlichen Animositäten geschuldet. Ein besonders ärgerliches Beispiel findet sich im so wichtigen und verdienstvollen Band „Nationalsozialismus im Bregenzer Wald unter besonderer Berücksichtigung der NS-‚Euthanasie‘ im Bregenzerwald“, der auf die Initiative von Kurt Bereuter und Andreas Hammerer zurückgeht und von Wolfgang Weber wissenschaftlich begleitet wurde. Wolfgang Weber steuerte u. a. den Artikel „Über Mythen der Vorarlberger Landesgeschichte und den Nationalsozialismus in Egg“ bei. Der Kern dieses Mythos der Vorarlberger Historiographie sei

„die Aussage, dass hinsichtlich der Aufarbeitung der Geschichte der NS-Diktatur in Vorarlberg zumindest von staatlicher Seite aus einem konkreten Grund bis in die 1980er Jahre nichts geschehen sei und es erst der Anregung einer anno 1982 gegründeten historischen Vereinigung, der Johann-August-Malin-Gesellschaft, bedurfte, um die NS-Diktatur in den kollektiven öffentlichen Diskurs erstmals seit 1945, seit der Befreiung von der NS-Diktatur und der Gründung der zweiten österreichischen Republik, einzubringen. Als konkreter Grund für die Absenz der NS-Geschichte im öffentlichen Diskurs wird die Involvierung heimischer Vor- und Nachkriegseliten in die NS-Herrschaft festgehalten.

Tatsächlich begann die staatlich verordnete Auseinandersetzung über die NS-Diktatur und ihre Träger/innen in Vorarlberg bereits vier Monate nach der Befreiung vom Nationalsozialismus. Das machen die von Major Benité Ende August 1945 eingeforderten Berichte über die Geschichte der NS-Herrschaft in den Gemeinden des Bezirks Bregenz eindrücklich klar.“[12]

Ein Popanz, auf den eingedroschen wird! Als ob den „Malinern“ nicht bewusst wäre, dass es nach 1945 gesetzliche Maßnahmen zur „Entnazifizierung“ der Gesellschaft gegeben hätte.

 

Exkurs: biographische Reminiszenzen

In fast jedem meiner Geschichtekurse – sei es am Studienzentrum Bregenz oder in der Gewerkschaftsschule – wird die persönliche Frage gestellt: Wie sind Sie zur Zeitgeschichtsforschung gekommen? Es folgen zwei Geschichten. Die erste: Der Junglehrer am BG Dornbirn muss Ende der Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts die Geschichte der NS-Zeit unterrichten. Das verwendete Schulbuch stammt aus dem Stocker-Verlag, heute in Wikipedia „mit Überschneidungen zum Rechtsextremismus“ apostrophiert. Eine Schülerin (Tochter eines ÖVP-Landtagsabgeordneten) zeigt am Ende der Stunde auf und stellt jene Frage, die mein Lehrerdasein verändern wird: „Ich möchte wissen, welche Auswirkungen hatte die NS-Zeit in Vorarlberg, genauer, mich interessiert, wie es hier in Dornbirn war.“ Die ehrliche Antwort: „Ich kann dir die Frage jetzt nicht beantworten, aber in der nächsten Stunde!“ Die Vorbereitung der nächsten Unterrichtsstunde ist bis heute nicht abgeschlossen. Ich erinnere mich an die erfolglose Suche nach den „sieben fehlenden, verdrängten und vergessenen Jahren“. Aber die Frage der Schülerin hat mich nicht mehr losgelassen – und sie kann heute durch die Forschungen der JAMG eindeutig besser beantwortet werden als vor 40 Jahren.

Die meisten Junglehrenden steckten damals im gleichen Dilemma: An der Universität Innsbruck gab es das Fach Zeitgeschichte noch nicht, und sie mussten die NS-Zeit deshalb ohne entsprechende Fachausbildung unterrichten. Einige schlossen sich zusammen und veränderten als „Urmaliner:innen“ die Zeitgeschichtsforschung nachhaltig. Ein Aufsatz wirkte wie ein Fanal: Im Mai 1980 erschien im Heft 8 der „Zeitgeschichte“ Harald Walsers Aufsatz „Wer stand hinter der NSDAP? Ein Beitrag zur Geschichte Vorarlbergs 1933 und 1934“.

Und dieser Aufsatz führt zu meiner zweiten „Junglehrer-Geschichte“. Ich musste in einer 4. AHS-Klasse „Dollfuß“ unterrichten. Und in dieser Unterrichtsstunde besuchte mich der Inspektor. Ich wollte die Überschrift „Dollfuß und der Austrofa…“ an die Tafel schreiben. Genau so weit bin ich gekommen. Dann greift der Inspektor ein und übernimmt die Stunde. „Bei uns in Vorarlberg, Herr Kollege, heißt es nicht der Austrofaschismus, bei uns ist es die andere Demokratie!“

Damit stellte sich eine weitere Grundsatzfrage: Waren die Landeshauptleute Otto Ender und Ulrich Ilg „Austrofaschisten“ oder „andere Demokraten?“ Und jetzt könnte ein Bogen zur letzten Hauptversammlung der JAMG im Dezember 2019 geschlagen werden. Damals fand eine öffentliche Diskussion zum Thema „War Otto Ender ein Faschist?“ statt. Es diskutierten Peter Melichar (Landesmuseum), der 2018 eine umfangreiche Studie zu Otto Ender verfasst hat, und Kurt Greussing, der in der „Montfort“ das Buch kritisch rezensiert hatte. Manche Fragen, die vor 40 Jahren von der JAMG aufgeworfen wurden, werden bis heute kontroversiell diskutiert.

Diese beiden Lehrererfahrungen haben wesentlich dazu beigetragen, dass ich mich der Erforschung der Dornbirner Zeitgeschichte angenommen habe. 1987 gaben Harald Walser und ich die „Dornbirner Statt-Geschichten“ als Band 1 der „Studien zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs“[13] heraus, eine Dissertation zur „Heimatgeschichte als Ideologie. Studie zur Darstellung der Geschichte Dornbirns (1850–1950)“[14] folgte und 1990 erschien die „Bestandsaufnahme: Heimat Dornbirn 1850–1950“.[15] Die Aufstellung eines Denkmals für die Dornbirner NS-Opfer beschäftigten die JAMG und die Dornbirner Stadtpolitik vom „Bedenkjahr“ 1988 an fünf Jahre lang. 1989 erschien Harald Walsers Studie „Bombengeschäfte. Vorarlbergs Wirtschaft in der NS-Zeit“[16], bis heute das Standardwerk zu diesem Thema.

 

Im „Bedenkjahr 1988“ überreichte Harald Walser als Obmann der JAMG diese Tafel dem Dornbirner Bürgermeister Rudolf Sohm. Foto: Werner Bundschuh


Die Universität Innsbruck hatte mittlerweile einen Lehrstuhl für Zeitgeschichte installiert, der mit Rolf Steininger besetzt war und dessen Assistent Thomas Albrich aus Dornbirn stammte. An diesem Institut hat heute Ingrid Böhler die Leitung inne. 2005 erschien von ihr als Band 23 der „Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte“ das Buch „Dornbirn in Kriegen und Krisen 1914–1945“[17]. Gibt es einen „Dornbirn-Einfluss“ der JAMG auf die Arbeiten dieser Generation von Zeitgeschichteforschenden? Ich nehme es an. Auch Hubert Weitensfelders 1991 erschienener Band „Interessen und Konflikte in der Frühindustrialisierung. Dornbirn als Beispiel“[18] gehört in diese Aufbruchsphase der Beschäftigung mit der Dornbirner Zeitgeschichte.

 

Neue Arbeitsfelder

Eine Reihe von Vorträgen befasste sich in der Anfangszeit der JAMG mit den Methoden der „neuen Regionalgeschichtsforschung“, und vor allem gab es ein großes Anliegen: die Einbindung der JAMG in die neuen Geschichtsbewegungen rund um den Bodensee, von Friedrichshafen (Elmar Kuhn) bis Konstanz (Gerd Zang) – und damit war ein Thema virulent: ein neuer Blick auf die Arbeitergeschichte und die neue Industriegeschichtsschreibung.

Vom 7. Juli bis zum 30. September 1984 wurde in der Remise in Bregenz die Ausstellung „Im Prinzip: Hoffnung. Arbeiterbewegung in Vorarlberg 1870–1946“ gezeigt und Kurt Greussing gab einen gleichnamigen Begleitband dazu heraus.[19] Bis zu diesem Zeitpunkt standen die arbeitenden Menschen nicht im Fokus, der Blick „von oben“ dominierte, z. B. in den Werken von Hans Nägele über die heimischen „Textilbarone“.[20]

 

Kurt Greussing eröffnet am 7. Juli 1984 in der Bregenzer Remise die Ausstellung „Im Prinzip Hoffnung: Arbeiterbewegung in Vorarlberg 1870–1946“. Fotos: Fotosammlung der Johann-August-Malin-Gesellschaft (Stadtarchiv Dornbirn), Nikolaus Walter, Feldkirch.

 


Dieser neue Zugang zur Arbeiter:innen-Geschichte war generell eng verbunden mit der „Grabe, wo du stehst“-Bewegung, so der Buchtitel des schwedischen Historikers Sven Lindqvist im Jahr 1978 – und führte zu Forschungsfeldern, die zunächst blinde Flecken in der Landesgeschichtsschreibung waren. Stichworte sind zum Beispiel: die Migrationsgeschichte (Kurt Greussing und Werner Bundschuh), die Auswanderergeschichte (USA von Meinrad Pichler, Brasilien von Werner Dreier), die Analyse der Sozialdemokratie und der Gewerkschaftsgeschichte (Reinhard Mittersteiner, Werner Dreier und Werner Bundschuh), die Geschichte der „Euthanasie“ (Gernot Kiermayr, vormals Egger), Werner Dreiers Arbeiten zur Ersten Republik und zum Antisemitismus vor Ort, die NS-Wirtschaftspolitik (Harald Walser), die Industriegeschichte (Klaus Feßler), die Analyse des heimischen Rechtsextremismus (Franz Valandro) oder die Geschichte der Zwangsarbeiter:innen im Land, ein Thema, das in „Herren und Menschen“ zum ersten Mal behandelt wurde und Margarethe Ruff und mich jahrzehntelang beschäftigt hat.

Kurt Greussings und Werner Dreiers zahlreiche Arbeiten zum Antisemitismus vor Ort gehören zur Vorgeschichte der Gründung des Jüdischen Museums in Hohenems, das 1991 eröffnet wurde. Das Themenfeld „Antisemitismus“ hat Werner Dreier sein ganzes Berufsleben beschäftigt. Im Jahre 2000 initiierte er gemeinsam mit Peter Niedermeier im Auftrag des Unterrichtsministeriums das Projekt „_erinnern.at_. Nationalsozialismus und Holocaust: Gedächtnis und Gegenwart“. Heute ist _erinnern.at_ das Institut für Holocaust Education des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) und international eine für die Lehrer:innenfortbildung zu den Themen Holocaust, Nationalsozialismus und Antisemitismus sowie Rassismus unverzichtbare Institution.[21] Ich durfte von 2009 bis 2016 im Leitungsteam mitarbeiten.

Ein Jahrzehntethema stand für die JAMG früh im Raum: Vorarlberg braucht ein Industriemuseum! Im JAMG-Sitzungsprotokoll vom 20. September 1985 wird diese Forderung mit Standort Dornbirn fixiert. Kurt Greussing entwarf ein Konzept, Meinrad Pichler schrieb einen Brief an die Stadt und Klaus Fessler (damals Vize-Obmann der JAMG) entwickelte mit mir einen „Industrielehrpfad“, der nun nach 35 Jahren von der Stadt schrittweise umgesetzt wird. Dass 1992 Detlef Stender im Auftrag des „Arbeitskreises Regionalgeschichte Bodensee“ (Konstanz), des „Arbeitskreises zur Industrialisierung der Ostschweiz“ (St. Gallen), des „Bodenseekreises“ (Friedrichshafen), des „Vereins Vorarlberger Wirtschaftsgeschichte“ (Feldkirch) und der Johann-August-Malin-Gesellschaft den Führer „Industriekultur am Bodensee“ herausgegeben hat, gehört in diesen Arbeitszusammenhang.[22]

Heute ist das Stadtarchiv Dornbirn in diesem Bereich ein internationaler Ansprechpartner und federführend beim EU-Projekt „VIRAL-Virtual Reality Archive Learning“. Ziel dieses Projekts ist es,

die lokale Industriegeschichte live und hautnah zu erleben, sich dreidimensional mittels Virtueller Realität (VR) und Augmented Reality (AR) und 360° Videos in sie hineinzuversetzen und das mit einem kostengünstigen, digitalen Werkzeug. Die daraus resultierenden Ergebnisse sind sowohl für den geplanten Industrielehrpfad als auch für ein Vorarlberger Industriemuseum einsetzbar.[23]


 

Obmann Werner Bundschuh (rechts) übergibt Werner Matt (Stadtarchiv Dornbirn) am 13. Juni 2012 das Fotoarchiv der JAMG. Im Hintergrund Vizebürgermeister Martin Ruepp (links) und Roland Jörg (Kulturabteilung). Foto: Werner Bundschuh

 

Wandel in der Ortsgeschichtsschreibung

Niederstätter spricht in seiner Analyse von 2005 die neue Ortsgeschichtsschreibung an. Auch hier gilt: In den Neunzigerjahren des vorigen Jahrhunderts konnte ein Bürgermeister noch in größte Schwierigkeiten kommen, wenn er einen „Maliner“ mit der Abfassung einer Ortsgeschichte, die den Zeitraum 1850 bis 1950 behandeln sollte, betraute. Ein Beispiel dazu ist Schlins.

Der Schlinser Gemeindevorstand unter SPÖ-Bürgermeister Karlheinz Galehr beauftragte mich am 15. August 1993 eine Schlinser Zeitgeschichte abzufassen. Was folgte, war – neben den Archivstudien – eine äußerst intensive und konfliktreiche Diskussion über das Dorfgeschehen – und ein Buch mit Folgen. Natürlich kamen „heikle Themen“ zur Sprache und die einstigen „SS-ler“, die noch in der Gemeinde lebten und im „Kameradschaftsbund“ organisiert waren, wollten von dieser „Schnüffelei“ nichts wissen. Viele stießen sich daran, dass die NS-Vergangenheit des Industriellen Josef Erne, Gemeindeehrenbürger, oder anderer „Dorfgrößen“ thematisiert wurde.

Dass sich die Oral history für den von außen kommenden Historiker als schwierig erwies, ist keine überraschende Feststellung. Aber manche waren auch bereit, über die Euthanasieopfer in der Nachbarschaft zu sprechen oder über die ehemaligen Zwangsarbeiter:innen im Dorf. Eine Ukrainerin lebte noch: Maria (Marika) Hummer. Nicht zuletzt ihre Lebensgeschichte führte mich zur Zwangsarbeiter:innen-Forschung.

Im Vorwort stellt Karlheinz Galehr seine Sicht dieser Dorfgeschichte dar:

„Als Bürgermeister waren für mich einige Punkte besonders wichtig:

Es konnten alle Beschlüsse, von der Budgetierung in den Jahren 1994 und 1995 bis zur Auftragsvergabe, einstimmig gefaßt werden.

Nach intensivsten Bemühungen konnte ein Konsens bei der Textierung erzielt werden.

Trotz der Bearbeitung der ‚heiklen‘ Zeit der Diktaturen zwischen 1933 und 1945 fand der Autor eine Textgestaltung, welche die Zustimmung der damals verantwortlichen Vorstandsmandatare aller in Schlins vertretenen politischen Gruppierungen finden konnte. Alle Gespräche wurden in bestem Einvernehmen geführt.

Das Werk entstand unter Einbeziehung von ‚Zeitzeuginnen‘ und ‚Zeitzeugen‘. Ihre Mitarbeit war ein unverzichtbarer Bestandteil bei der Erforschung der Schlinser Geschichte von 1850 bis 1950.

Der offene Umgang mit der jüngsten Vergangenheit seitens der Gemeinde erfuhr jedoch ein jähes Ende.“[24]

Was war geschehen? Die Neuwahlen brachten einen politischen Umschwung. Neuer ÖVP-Bürgermeister wurde Harald Sonderegger, heute Landtagspräsident. Noch in der ersten Woche seiner Amtszeit – am 8. Mai 1995 (am Erinnerungstag 40 Jahre Kriegsende in Europa) stoppte er den Druckauftrag, er wollte von diesem Buch nichts wissen. Karlheinz Galehr legte daraufhin alle politischen Funktionen in der Gemeinde nieder und wandte sich in einem offenen Brief an die Schlinser Bevölkerung, in dem er der schwarz-blauen Koalition vorwarf, sie wolle die Vergangenheit unter den Tisch kehren. Das Buch erschien dann trotzdem: im Selbstverlag der Vorarlberger Autoren Gesellschaft.

Einen ganz anderen Weg im Umgang mit der Zeitgeschichte als die Schlinser ÖVP unter Sonderegger beschritten in den folgenden Jahren die ÖVP-Bürgermeister von Altach (1999) und Mäder (2004). Die dortigen Bürgermeister beauftragten Harald Walser mit der Herausgabe der Ortsgeschichten. Und auch der Heimatkundeverein Tosters legte – wie Altach und Mäder – im Jahre 2002 Wert darauf, dass ein zuvor stiefmütterlich behandeltes Thema erforscht wurde: die Zuwanderungsgeschichte anhand von biographischen Einzelporträts.

Im Jahre 2002 wurde auch ein Anliegen realisiert, das die JAMG seit der Gründung verfolgt hatte: die Anbringung einer Gedenktafel für Johann August Malin in Satteins. Bereits der erste Obmann Gernot Kiermayr (vormals Egger) hatte ein diesbezügliches Ansuchen an den Bürgermeister gerichtet – zahlreiche weitere folgten bis zur Anbringung der Tafel, die vom bekannten Bildhauer Herbert Albrecht gestaltet wurde. Es dauerte nicht lange, bis „unbekannte Vandalen“ diese Tafel beschädigten und im Jahr 2004 eine veränderte Version angebracht werden musste.

 

Der Satteinser Johann August Malin wurde am 9. November 1942 in München-Stadelheim als „Wehrkraftzersetzer“ mit dem Fallbeil hingerichtet. Foto: Fotosammlung der Johann-August-Malin-Gesellschaft (Stadtarchiv Dornbirn)

 

Erst 60 Jahre nach Johann August Malins Tod konnte 2002 an seinem Wohnhaus eine Gedenktafel angebracht werden. 2004 musste der von Vandalen beschädigte Bergkristall in der Mitte durch einen roten Stein ersetzt werden. Foto: Werner Bundschuh

 

Die Stimmung in der Gemeinde veränderte sich: 2018 erschien der voluminöse Satteins-Band „Ein Walgaudorf erzählt seine Geschichte“. In ihm hat Meinrad Pichler die Biographie von Johann August Malin – mit all ihren Brüchen – noch einmal ausführlich dargestellt, keine „Heldenverehrung“, sondern einzig den überprüfbaren historischen Fakten verpflichtet.

In vielen Gemeinden hat sich die Geschichtsaufarbeitung verändert. Sehr augenfällig etwa auch in Lustenau. Am 9. November 2013 – in Erinnerung an die Pogrome der sogenannten „Reichskristallnacht“ (NS-Jargon) – wurde neben dem Kriegerdenkmal eine Gedenkstätte für die Euthanasieopfer mit namentlicher Nennung enthüllt und das Historische Archiv der Marktgemeinde Lustenau arbeitet seit Jahren die Zeitgeschichte in diversen Publikationen und Ausstellungen auf und dokumentiert sie auf der Homepage. Ein Beispiel dafür ist „Lustenau – eine Gemeinde im Nationalsozialismus" (2018). Welche Veränderung! Als Peter Füßl für die Zeitschrift „Kultur“ für das Heft „Nationalsozialismus in Vorarlberg“ dreißig Jahre zuvor den Lustenauer Bürgermeister kontaktierte, um zu erfahren, was die Gemeinde zu 50 Jahre „Anschluss“ plane, war die Antwort eindeutig: „Wir hatten das ganze Jahr 1100-Jahr-Feier, da ist die Geschichte genügend aufgearbeitet worden.“ Aber auch die Antwort vom damaligen ÖVP-Kulturstadtrat Norbert Häfele, heute Obmann des Franz-Michael-Felder Vereins, auf die Frage, was Hohenems zum „Thema 38“ plane, war drei Jahre vor der Eröffnung des Jüdischen Museums kurz: „nichts“.

 

Ehrengabe?

Bereits im Jahr 1989 reichte SPÖ-Landtagsabgeordneter Alwin Riedmann bei der Kulturabteilung im Amt der Vorarlberger Landesregierung ein Ansuchen ein, in dem er die JAMG für die Vergabe einer „Ehren- und Förderungsgabe für Kunst und Wissenschaft“ vorschlug. Er begründete seinen Antrag folgendermaßen:

Die Johann-August-Malin-Gesellschaft wurde 1982 von einigen Vorarlberger Historikern ins Leben gerufen. Seit dieser Zeit widmete sich die Gesellschaft in verdienstvoller Weise der Aufarbeitung der jüngeren Vorarlberger Zeitgeschichte. Ausdruck dieser Aufarbeitung waren zahlreiche Publikationen. Seit einiger Zeit werden diese Publikationen in dankenswerter Weise in einem eigenen – von dieser Gesellschaft gegründeten und getragenen – Verlag veröffentlicht.[25]

Mehrmals reichten auch die Grünen ähnlich formulierte Ansuchen ein – allerdings erfolglos.

Einzelne JAMG-Mitglieder wurden jedoch für ihre wissenschaftlichen Leistungen ausgezeichnet: Kurt Greussing erhielt 1997 die „Ehren- und Förderungsgabe des Landes“ überreicht. Die lange Publikationsliste von Reinhard Johler beginnt mit „Jeatzt würds heall, jeatzt würds liacht. Sozialistische Maifeiern in Vorarlberg.“[26] Heute ist dieser „Urmaliner“ Universitätsprofessor in Tübingen an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät – Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft. Sein Kollege Bernhard Tschofen, ebenfalls Mitglied der JAMG, lehrt an der Universität Zürich Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie. Die beiden wurden im Jahre 2012 mit dem Wissenschaftspreis des Landes ausgezeichnet. Zwei Jahre später erhielt diesen Preis als erster Historiker Meinrad Pichler.

Und damit könnte die Eingangsfrage, wie die JAMG die Landesgeschichtsschreibung beeinflusst hat, doch annähernd beantwortet werden: Vor zwei Jahrzehnten wurden Werner Dreier und Peter Niedermair im Auftrag des Unterrichtsministeriums „Projektgründungsväter“ von _erinnern.at_, dem heutigen Institut für Holocaust Education mit Sitz in Bregenz. Werner Dreier dazu im Jahresbericht 2019/20:

„Die Erinnerungsarbeit von unten in ihrer beeindruckenden Vielfalt wie auch die akademische Forschung mit dem schulischen Lernen zusammen zu bringen war und ist ein wichtiges Anliegen. Gleich wichtig ist es uns, die Erfahrungen von vielen und aus vielen Gründen verfolgten Menschen nicht nur zu bewahren, sondern auch zu vermitteln. Dabei leitet uns, dass niemand an Anerkennung oder Aufmerksamkeit verliert, wenn auch der Verfolgung von anderen gedacht wird. Die Erinnerung ist eben kein Nullsummenspiel, bei dem jede weitere Aufmerksamkeit auf Kosten der anderen geht, sondern sie wird vielfältiger, damit reicher und für alle bedeutsamer.“[27]

Zu den bleibenden Leistungen von _erinnern.at_ unter Werner Dreier zählt die Herausgabe einer Bundesländerreihe zu den Opfern und Tätern des Nationalsozialismus. Den entsprechenden Band für Vorarlberg verfasste Meinrad Pichler.[28] Aus der „unbeschreiblichen Vergangenheit“ des Jahres 1982 ist eine umfangreiche Darstellung dieser Zeit geworden, die für den Schulunterricht nachgerade unentbehrlich ist.

Von Bilgeri zu Niederstätter/Pichler – das zeigt die Entwicklung der Landesgeschichtsschreibung. Heute steht eine dreibändige, wissenschaftlich fundierte Landesgeschichte zur Verfügung. Die ersten beiden Bände stammen von Alois Niederstätter, den dritten Band „Das Land Vorarlberg 1861 bis 2015“ steuerte Meinrad Pichler bei.[29]

 

Kein Gegensatz mehr: Rheticus und JAMG

Auch die Rheticus-Gesellschaft und die JAMG haben ihre einstigen inhaltlichen Kontroversen überwunden: 1988 rief die Ausstellung „Vorarlberg 1938“ im Palais Liechtenstein, die vom Rheticus-Geschäftsführer Gerhard Wanner verantwortet wurde, heftige Reaktionen hervor. In einem offenen Brief distanzierten sich Werner Dreier, Reinhard Johler, Meinrad Pichler und Harald Walser von dieser Ausstellung und von der Begleitbroschüre, weil bei vielen Besuchern der Eindruck entstanden sei, sie wären in die Konzeption und Gestaltung miteingebunden gewesen. Ihre Distanzierung begründeten sie mit der völligen Ausklammerung von politischer und rassischer Verfolgung in der Ausstellung. Diese Form der Geschichtsbetrachtung könnten sie nur mit Bestürzung zur Kenntnis nehmen. In der Perspektive der Ausstellung würde aus der NS-Zeit nahezu eine Idylle.[30]

Damit waren – auch in den Leserbriefen – die Fronten klar: hier Rheticus – da die „linke“ JAMG. Konflikte um die NS-Autorin Nathalie Beer und 1991 um Alois Tschabrun, den Vogewosi-Gründer und Baumeister vieler Südtiroler Siedlungen, folgten. Er wurde in den „Kulturinformationen“ der Rheticus-Gesellschaft zu einer Art „Widerstandskämpfer“ hochstilisiert. Deshalb gab es eine inhaltlich begründete, heftige Auseinandersetzung um die Darstellung der Vorarlberger Zeitgeschichte zwischen der JAMG und der Rheticus-Gesellschaft.

Zum 40-Jahr-Jubiläum der Rheticus-Gesellschaft im Jahre 2016 hielt Harald Walser die Festansprache und eröffnete sie mit den folgenden Worten:

Jetzt hält ein „Erzfeind“ der Rheticus-Gesellschaft die Festrede zum 40-jährigen Gründungsjubiläum. Das schrieb Markus Barnay in der letzten Ausgabe der „Kultur“. Ich war 1982 Gründungsmitglied und später Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft. Und in der Tat. Wir verstanden uns damals schon als so etwas wie einen Gegenpol zur 1976 gegründeten Rheticus-Gesellschaft. Aber keine Bange: Auch bei uns und ganz sicher bei mir ist der Blick zurück kein Blick im Zorn.

[…] Und Wanner – das vergisst man aufgrund der späteren oft heftigen Auseinandersetzungen oft – war beispielsweise für uns „Maliner“ alles andere als ein Feindbild. Im Gegenteil:

Er war der erste im Land, der sich kritisch mit der jüngsten Landesgeschichte auseinandergesetzt hat. Sein Werk über „Kirche und Nationalsozialismus in Vorarlberg“ ist ja schon 1972 erschienen. Und es war für uns junge kritische Geister Anregung und Motivation, weiter zu forschen und in der jüngsten Vergangenheit zu „graben“.

Ich erinnere mich auch noch sehr gut daran, wie ein kleines Büchlein, das Gerhard Wanner für die Arbeiterkammer herausgegeben hat, uns als Historiker genauso wie als Lehrer motiviert hat, mehr über die Landesgeschichte zu erfahren: „Kinderarbeit in Vorarlberg“.

Und ganz sicher ist es heute kein Gegeneinander der beiden Gesellschaften mehr, beide haben ihren Platz gefunden.[31]

 

Die Arbeit ist nicht zu Ende…

Die JAMG ist heute ein akzeptierter Kooperationspartner, sei es bei den Vorarlberger Zeitgeschichtetagen (seit 2016) oder bei den vom ÖGB initiierten Veranstaltungen zum „Internationalen Holocaust-Gedenktag“, der seit 2017 im Salomon-Sulzer-Saal in Hohenems stattfindet. Und beim Carl-Lampert-Forum ist die Mitarbeit der JAMG kein Tabu mehr.

Abschließend noch einige ausgewählte Beispiele, die zeigen, dass die Forschungen der JAMG für all jene, die sich heute im Land der Zeitgeschichte widmen, unverzichtbar geworden sind.

Im „Corona-Sommer“ konzipierte Christof Thöny im Klostertal Museum in Wald am Arlberg die Ausstellung „Klostertal, Mai 45“ und in der Galerie allerArt in Bludenz „Verfolgung und Widerstand: Biographische Aspekte der NS-Diktatur“. Seit Jahren bemüht er sich als Museumschef im Klostertal und nunmehr als Bludenzer Stadtarchivar, diese Thematik ins Bewusstsein zu rücken. Genauso wie sein Museumskollege Michael Kasper im Montafon.

An vier Ausstellungsorten widmeten sich die Montafoner Museen 2020 dem Thema „Das Montafon ‚unterm Hitler‘“. Und damit war dort auch ein Thema präsent, das die JAMG seit ihrer Gründung beschäftigt hat: die Zwangsarbeiter:innen im Lande, besonders jene auf den Baustellen der Illwerke AG.

Gernot Kiermayr (vormals Egger), der erste Obmann der JAMG, war wie die meisten „Maliner“ Lehrer. Mit seinen Schüler:innen der Bundeshandelsakademie und Bundeshandelsschule Bregenz erforschte er im „Bedenkjahr 1988“ die „Ausländischen Arbeitskräfte (Zivilarbeiter, Kriegsgefangene) in Industrie und Landwirtschaft in Vorarlberg 1938–1945“. Der Band „Die zwei Wahrheiten“, herausgegeben vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Sport / Abteilung für politische Bildung, dokumentierte die Schulprojekte zur Zeitgeschichte im Jahr 1988.[32] In diesem Band ist das Antwortschreiben der Illwerke AG vom 5. Mai 1988 an zwei Schülerinnen abgedruckt.

„Ihr Schreiben ist u. E. einer von mehreren Versuchen einer uns namentlich bekannten Gruppe, Zugang zu unseren Firmenarchiven zu erhalten, wobei wir es als sehr freundlich empfinden, daß Sie uns mitteilen, Sie würden keine Anklagen (gegen wen? Gegen Ihre Großväter?) erheben und die Öffnung für Jugendliche liege im wohlverdienten Interesse der Vorarlberger Illwerke AG.“[33]

Der auf Oral history basierende Band „Um ihre Jugend betrogen. Ukrainische Zwangsarbeiter/innen in Vorarlberg 1942–1945“[34] von Margarethe Ruff leitete 1996 einen Umdenkprozess in Hinblick auf die Zwangsarbeiterbeschäftigung im Lande ein. 2008 legten Margarethe Ruff und Werner Bundschuh den Forschungsbericht „Brücken schlagen – ehemalige Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen aus der Ukraine zwischen Rückkehr und neuer Heimat“[35] vor, 2014 folgte der Band „Minderjährige Gefangene des Faschismus“.[36]

 



Die JAMG, die Grünen, das Theater Kosmos und die Historikerin Margarethe Ruff (links vorne) sammelten in den späten 1990er Jahren privat Spenden für die ehemaligen Zwangsarbeiter:innen auf den Baustellen der Illwerke AG. Im November 1998 überbrachten Margarethe Ruff und Werner Bundschuh Spendengelder nach Luhansk und Rowenki (Ostukraine). Foto: Werner Bundschuh

 

Ein Meilenstein in der Vermittlung des Zwangsarbeitsthemas war im November 2014 das 13. Zentrale Seminar von _erinnern.at_ in Bregenz zum Thema: „Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter – Sklaven der Volksgemeinschaft“.[37] Bei diesem Seminar ging es darum, die europäische Dimension der NS-Versklavungspolitik mit der österreichischen und regionalen zu verknüpfen und neue Forschungsergebnisse zu präsentieren. Auch didaktisch aufbereitete Unterrichtsmaterialien für Vorarlberg wurden vorgestellt.[38] Diese Unterrichtsmaterialien waren Bestandteil eines mehrstufigen Projekts unter der Leitung von Michael Kasper (Montafoner Museen). Der Auftrag dazu wurde vom Land Vorarlberg und von der Vorarlberger Illwerke AG erteilt. Unter anderem wurde dabei auch die Homepage der Illwerke AG überarbeitet – und heute befindet sich in der ehemaligen Gefängniszelle im Montafoner Heimatmuseum in Schruns eine Ausstellung zum Thema „Zwangsarbeit“.

Markus Barnay hält in der Zeitschrift Kultur (Heft Juli/August 2020) resümierend zur Situation der Zeitgeschichtsforschung fest:

„Die zeithistorische Forschung der vergangenen Jahrzehnte macht heute einen wesentlich differenzierteren Blick möglich, auch wenn es noch viele Lücken zu füllen gibt.“

 

Zeitzeugenbesuch am BG Dornbirn in den 1980er Jahren. Der Altacher Richard Tiefenthaler (1905–1992) war Mitglied der Widerstandsgruppe um Johann August Malin und blieb unentdeckt (rechts). Der Dornbirner Deserteur August Weiß (1921–2008) überlebte das Straflager im Aschendorfermoor. Er war Ehrenmitglied der JAMG. Vorne Ekkehard Muther (1955–2018). Als Klubdirektor der Grünen bemühte er sich gemeinsam mit dem Jüdischen Museum Hohenems und der JAMG vergeblich, die „Wehrmachtsausstellung“ nach Vorarlberg zu bringen. Foto: Werner Bundschuh

 

Die JAMG begeht 2022 das 40-Jahr-Jubiläum. Vieles wurde erreicht, manches ist gescheitert: Der leider im Jahr 2018 viel zu früh verstorbene grüne Landtagsklubdirektor Ekkehard Muther wollte zur Jahrtausendwende die „Wehrmachtsausstellung“ nach Vorarlberg holen und gründete dazu eine Plattform, der die Grünen, das Jüdische Museum Hohenems unter dem damaligen Direktor Thomas Krapf und die JAMG angehörten. Bekanntermaßen setzten sich damals jene durch, die die „Vergangenheit ruhen lassen wollten.“ Der lange Weg zum Bregenzer Widerstandsmahnmal (2015), an dessen Errichtung Ekkehard Muther maßgeblich beteiligt war, wird in einem eigenen Artikel in diesem Band beschrieben.

Ist mit dem Vereinsjubiläum die Arbeit zu Ende? Nein, eine neue Generation wird den Verein fortführen und mit neuen Fragestellungen und neuen Methoden die Forschungs- und Vermittlungstätigkeit vorantreiben. Die bisherigen Publikationen der JAMG sind auf der Website der Johann-August-Malin-Gesellschaft (www.malingesellschaft.at) abrufbar und stehen allen zur Verfügung, die sich für die Zeitgeschichte interessieren.



 

[1]       Website Johann-August-Malin-Gesellschaft, Verein, URL: www.malingesellschaft.at/malingesellschaft/verein (6. April 2021) und Werner BUNDSCHUH, Anmerkungen zur Gründungsgeschichte der Johann-August-Malin-Gesellschaft, 2004, URL: www.malingesellschaft.at/archiv/veranstaltungen/2004-werner-bundschuh-anmerkungen-zur-grundungsgeschichte-der-johann-august-malingesellschaft (6. April 2021).

[2]       Johann-August-Malin-Gesellschaft (fortan: JAMG), Ordner I (1982–1985), im Besitz des Verfassers.

[3]       Nachträge zur neueren Vorarlberger Landesgeschichte (Beiträge zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 1), hg. von Meinrad PICHLER. Bregenz 1982.

[4]       JAMG, Ordner I (1982–1985), im Besitz des Verfassers.

[5]       ORF-Mittagslandesrundschau, 22. November1986, Abschrift in JAMG, Ordner II (1986–1990), im Besitz des Verfassers.

[6]       Markus BARNAY, Die Erfindung des Vorarlbergers. Ethnizitätsbildung und Landesbewusstsein im 19. und 20. Jahrhundert (Studien zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 3). Bregenz 1988.

[7]       Elmar Grabherr, Wikipedia. Die freie Enzyklopädie, Version vom 2. Mai 2021, URL: de.wikipedia.org/wiki/Elmar_Grabherr (6. April 2021).

[8]       Zitiert nach: Leo HAFFNER, Ein besessener Vorarlberger. Elmar Grabherr und die Ablehnung der Aufklärung. Hohenems/Wien 2009, S. 213.

[9]       Alois NIEDERSTÄTTER, „Wenn ich mich mit Geschichte befasse, mache ich mich zum Sprecher früherer Zeiten. Da gibt es keine Korrektur." – Bemerkungen zur Vorarlberger Landesgeschichtsschreibung nach 1945. In: Aufbruch in eine neue Zeit. Vorarlberger Almanach zum Jubiläumsjahr 2005, hg. von Ulrich NACHBAUR/Alois NIERSTÄTTER. Bregenz 2006, S. 209–218, hier S. 217.

[10]     Spurensuche. Neue Methoden in der Geschichtswissenschaft. Forschungsberichte – Fachgespräche, hg. von Wolfgang WEBER. Regensburg 1991, S. 5–6.

[11]     JAMG, Ordner II (1986–1990), im Besitz des Verfassers.

[12]     Wolfgang WEBER, Über Mythen der Vorarlberger Landesgeschichte und den Nationalsozialismus in Egg. In: Nationalsozialismus im Bregenzerwald unter besonderer Berücksichtigung der NS-„Euthanasie“ im Bregenzerwald, hg. von Wolfgang WEBER/Kurt BEREUTER/Andreas HAMMERER (Reihe Bregenzerwald 1). 2008, S. 54–75, hier S.54–55.

[13]     Dornbirner Statt-Geschichten. Kritische Anmerkungen zu 100 Jahren politischer und gesellschaftlicher Entwicklung, hg. von Werner BUNDSCHUH/Harald WALSER (Studien zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 1). Dornbirn 1987.

[14]     Werner BUNDSCHUH, Heimatgeschichte als Ideologie. Studie zur Darstellung der Geschichte Dornbirns (1850–1950). Dissertation Universität Innsbruck 1988.

[15]     Werner BUNDSCHUH, Bestandsaufnahme: Heimat Dornbirn 1850–1950 (Studien zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 8). Bregenz 1990.

[16]     Harald WALSER, Bombengeschäfte. Vorarlbergs Wirtschaft in der NS-Zeit (Studien zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 6). Bregenz 1989.

[17]     Ingrid BÖHLER, Dornbirn in Kriegen und Krisen 1914–1945 (Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte 23). Innsbruck 2005.

[18]     Hubert WEITENSFELDER, Interessen und Konflikte in der Frühindustrialisierung. Dornbirn als Beispiel (Studien zur historischen Sozialwissenschaft 18). Frankfurt am Main/New York 1991.

[19]     Im Prinzip: Hoffnung. Arbeiterbewegung in Vorarlberg 1870–1946, hg. von Kurt GREUSSING (Beiträge zu Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 4). Bregenz 1984.

[20]     Siehe dazu Werner BUNDSCHUH, Kreist das Blut der Ahnen? Zum Bild der Dornbirner Unternehmer im Werk von Hans Nägele. In: Dornbirner Statt-Geschichten. Kritische Anmerkungen zu 100 Jahren politischer und gesellschaftlicher Entwicklung, hg. von Werner BUNDSCHUH / Harald WALSER (Studien zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 1). Dornbirn 1987, S. 29–82.

[21]     Website: www.erinnern.at.

[22]     Industriekultur am Bodensee. Ein Führer zu Bauten des 19. Jahrhunderts, hg. von Detlev STENDER. Konstanz 1992.

[23]     Website Stadtarchiv Dornbirn, Projekte, URL: stadtarchiv.dornbirn.at/projekte/viral-industriegeschichte-virtuell-erleben (15. Juni 2021).

[24]     Werner BUNDSCHUH, Schlins 1850–1950. Bregenz 1996, S. 9–10.

[25]     JAMG, Ordner II (1986–1990), im Besitz des Verfassers.

[26]     Reinhard JOHLER, „Jeatzt würds heall, jeatzt würds liacht“. Sozialistische Maifeiern in Vorarlberg 1890–1933. In: Im Prinzip: Hoffnung. Arbeiterbewegung in Vorarlberg 1870–1946, hg. von Kurt GREUSSING (Beiträge zu Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 4). Bregenz 1984, S. 225–258.

[27]     Werner DREIER, Jahresrückblick des Geschäftsführers. In: _erinnern.at_ Jahresbericht 2019. 20 Jahre _ERINNERN.AT_. Bregenz 2020, S. 8–9, hier S. 9.

[28]     Meinrad PICHLER, Nationalsozialismus in Vorarlberg. Opfer, Täter, Gegner (Nationalsozialismus in den österreichischen Bundesländern 3). Innsbruck/Wien/Bozen 2012.

[29]     Alois NIEDERSTÄTTER, Geschichte Vorarlbergs, Band 1. Vorarlberg im Mittelalter. Innsbruck 2014, und: Geschichte Vorarlbergs, Band 2. Vorarlberg 1523 bis 1861. Auf dem Weg zum Land. Innsbruck 2015. Meinrad PICHLER, Geschichte Vorarlbergs, Band 3. Das Land Vorarlberg 1861 bis 2015. Innsbruck 2015.

[30]     JAMG, Ordner II (1986–1990), im Besitz des Verfassers.

[31]     Harald WALSER, Festrede „40 Jahre Rheticus-Gesellschaft“, 17. Februar 2017, URL: rheticus.com/rueckblick/berichte-2015-2019/berichte-2017/40-jhv-und-jubilaeumsfeier (22. Juni 2021).

[32]     Die zwei Wahrheiten. Eine Dokumentation von Projekten an Schulen zur Zeitgeschichte im Jahr 1988. Zusammengestellt von Veronika RATZENBÖCK/Elisabeth MORAWEK/Sirikit M. AMANN, hg. vom Bundesministerium für Unterricht und Sport, Abteilung für politische Bildung. Wien 1989.

[33]     Ebenda, S. 177.

[34]     Margarethe RUFF, „Um ihre Jugend betrogen“. Ukrainische Zwangsarbeiter/innen in Vorarlberg 1942–1945 (Studien zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 13). Bregenz 1996.

[36]     Margarethe RUFF, Minderjährige Gefangene des Faschismus. Lebensgeschichten polnischer und ukrainischer Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Vorarlberg. Unter Mitarbeit von Werner BUNDSCHUH. Innsbruck 2014.

[38]    Website erinnern.at, URL: www.erinnern.at/lernmaterialien/lernmaterialien/zwangsarbeit-in-vorarlberg (16. Juni 2021).

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24.11.2024 – Gedenkveranstaltung / Vortrag: "Selma Mitteldorf. 'Oberfürsorgerin' von Vorarlberg"
14.11.2024 – Buchpräsentation: Walter Manoschek – "Vernichtet. Österreichische Juden und Jüdinnen in den Ghettos des Generalgouvernements 1941/42"
01.08.2024 – Filmvorführung und -gespräch: „Wankostättn" – Die Geschichte des Karl Stojka“
Johannes Spies (2024): Selma Mitteldorf – die vergessene „Oberfürsorgerin“ von Vorarlberg
02.05.2024 – 7. Vorarlberger Zeitgeschichtetag
08.05.2024 – Filmpräsentation: "The Zone of Interest"
+ + + ABSAGE + + + 09.04.2024 – Zeitzeuginnengespräch: "Milli Segal – Koffer voller Erinnerungen"