Peter Melichar (2022): Elmar Grabherrs "Alemannen-Erlass"
Elmar Grabherr, nach 1945 der wichtigste und prägendste Beamte der Vorarlberger Landesregierung, hat 1961 in einem als "Alemannen-Erlass" bekannt gewordenen Rundschreiben versucht, die "landsmannschaftliche Herkunft" zum Kriterium bei Stellenbesetzungen, Fördergeldern und Wohnungsvergaben zu machen. Dieses von Grabherr als "Erlass" verstandene Rundschreiben fügt sich in das Bild eines ehemaligen Nationalsozialisten, der vom "Arier" der NS-Zeit zum "Alemannen" der Nachkriegszeit mutierte.
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Werner Bundschuh (2021): Veränderung der Zeitgeschichtsforschung durch die Johann-August-Malin-Gesellschaft
In den 40 Jahren ihres Bestehens hat die Johann-August-Malin-Gesellschaft die Vorarlberger Zeitgeschichtsforschung geprägt - und verändert. Aus "linken jungen Historikern", die anfangs von konservativer Seite kräftig Gegenwind bekamen, wurde durch Publizistik, Veranstaltungen und geschichtspolitische Interventionen ein Verein, der in der Geschichtslandschaft Vorarlbergs seinen unverwechselbaren Platz gefunden hat.
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Kurt Bereuter (2021): Rankweil erkennt Natalie Beer den Ehrenring der Gemeinde "symbolisch" ab, das Land Vorarlberg bleibt zweifach säumig.
Der Konflikt um die Schriftstellerin Natalie Beer, die bis ins hohe Alter aus ihrer Sympathie für den Nationalsozialismus kein Hehl machte, hat zu einer Konsequenz geführt - zur posthumen Aberkennung des Ehrenrings von Beers Heimatgemeinde Rankweil. Die Vorarlberger Landesregierung wird sich nun auch bewegen müssen.
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Kurt Bereuter (2021): Ehrenbürgerin von Rankweil etc.: Eine alte Debatte mit Folgen? Natalie Beer und ihre NS-Vergangenheit, die niemals vergangen war
Die Schriftstellerin Natalie Beer (1903-1987) erhielt noch 1978 den "Ehrenring" der Marktgemeinde Rankweil, obwohl sie sich nie von ihrer NS-Vergangenheit distanziert hat. Nun ist die Debatte über die Aberkennung ihrer zahlreichen Auszeichnungen von Bund und Land, dem Franz-Michael-Felder-Verein und den Gemeinden Au und Rankweil wieder entbrannt.
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Meinrad Pichler (2021): Brückenschlag nach hinten und Blick nach vorn. Über die künstlerische und gesellschaftliche Positionierung der frühen Bregenzer Festspiele.
Meinrad Pichler befasst sich in diesem Beitrag zu "75 Jahre Bregenzer Festspiele" mit der Gründungsgeschichte und den Absichten der frühen Festspiele. Das Nachkriegskonzept des Festivals setzte auf Operettenseligkeit und "alemannischen Kulturwillen". Die erst kurz vergangene Herrschaft des Nationalsozialismus wurde in den Programmheften mit keinem Wort erwähnt.
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Harald Walser (2012): Lokaler Bezug und überregionale Vernetzung. Die Johann-August-Malin-Gesellschaft als regionale Historikerinitiative
Geschichts- und gesellschaftswissenschaftlich Interessierte begannen ab den 1980er Jahren, die massive Vormacht konservativer Vorarlberger Landeshistoriker anzugreifen. Die Gründung der Johann-August-Malin-Gesellschaft (1982) stellte einen Wendepunkt in der Erforschung der Vorarlberger Zeitgeschichte dar.
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Meinrad Pichler (2012): Bruno Amann - Der antisemitische Schreibtischtäter
Der Hohenemser Dr. Bruno Amann (1913-1963) war einer der radikalsten Propagandisten des nationalsozialistischen Antisemitismus. Er erklärte den Kampf gegen den „jüdischen Geist“ zu einer weltgeschichtlichen Notwendigkeit und zur Existenzgrundlage des neuen "germanischen Reiches". Amanns Nachkriegskarriere verlief in denselben geordneten Bahnen wie die einiger anderer ehemaliger Vorarlberger NS-Größen: Sie führte geradewegs auf einen wohldotierten Posten bei der Dornbirner Messe.
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Die Debatte um das "Vorarlberger Landesmuseum neu" (2009-2016) – mit Beiträgen von Markus Barnay, Kurt Greussing und Werner Bundschuh
Museen sind Spiegelbilder der Gesellschaft - genauer: der Ideen, die die Museumsmacher von ihr haben. Zuerst einmal sind sie Spiegelbilder einer durch Objekte vorgestellten, freilich immer nur gedachten Vergangenheit. Doch sie sind auch Spiegelbilder der Zukunft, die man aus dieser Vergangenheit entwickeln möchte. Darum wird um die Zukunft der Vergangenheit - naturgemäß - gestritten: in diesem Fall um die komplette Neugestaltung des Vorarlberger Landesmuseums.
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Werner Bundschuh (2011): Der 5. Mai – der unbekannte nationale Gedenktag
Am 11. November 1997 beschloss der österreichische Nationalrat einstimmig, den 5. Mai, den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen, fortan jährlich als nationalen "Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus" zu begehen. Dennoch ist er bis heute weitgehend unbekannt, nicht im kollektiven Bewusstsein verankert.
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Leo Haffner (2011): "Ich war ein überzeugter Nationalsozialist" – Bekenntnisse eines freiheitlichen Spitzenpolitikers
Leo Haffner stellt die Frage nach der ideologischen Prägung von Vorarlberger Nazis. Auszüge aus den Lebenserinnerungen eines einflussreichen FPÖ-Landespolitikers (der Name wurde anonymisiert) zeigen, wie diese ideologische Prägung auch nach 1945 wirksam blieb und das Gerüst einer politisch einflussreichen Gesinnungsgemeinschaft bildete.
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Brigitte Behal (2010): Der Feldkircher Jurist Theodor Veiter – katholisch und deutsch-national. Hintergründe einer österreichischen Karriere 1929–1994
Nach 1945 gehörte er zu den entschiedensten Vertretern einer "alemannistischen" Geschichtsschreibung in Vorarlberg – und folglich zu den schärfsten Gegnern einer kritischen Sicht auf eben diese Geschichtsschreibung: der Feldkircher Jurist und Publizist Theodor Veiter (gest. 1994). Sein Wirken erstreckte sich aber weit über Vorarlberg hinaus, und es stand in einer schon vor der NS-Zeit wirksamen Tradition „völkischen“ Denkens.
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Brigitte Behal (2009): Theodor Veiter - Kontinuitäten deutsch-nationaler Katholiken 1930-1965
Brigitte Behal behandelt in ihrer zeitgeschichtlichen Dissertation auch einen Akteur der jüngeren Vorarlberger Ideologie-Geschichte: Theodor Veiter, den in Feldkirch wirkenden Juristen und Publizisten, der eine Weile lang von einer großen Angst getrieben wurde - dass die Vorarlberger Geschichte "aus linker Sicht" umgeschrieben werden könnte.
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Leo Haffner (2009): Grabherr war nicht irgendwer - sondern: "ein besessener Vorarlberger"
Eine Leseprobe aus Leo Haffners neuem, höchst aktuellem Buch zur Vorarlberger Zeitgeschichte: Ein besessener Vorarlberger. Elmar Grabherr und die Ablehnung der Aufklärung (Bucher Verlag Hohenems). Eine Geschichte der politischen Mentalitäten dieses Landes, ihrer Förderer und Gegner - und warum das 19. Jahrhundert bei uns so lange gedauert hat.
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Meinrad Pichler (2009): Grausame Gleichzeitigkeit
Während Elmar Grabherr, nach dem Zweiten Weltkrieg (bis 1976) mächtigster Beamter in der Vorarlberger Landesverwaltung, im schönen Innsbruck am grünen Inn dem "Führer" diente und in Briefen an vermeintliche Freunde vom Endsieg schwadronierte, wurde in Bregenz eine Frau aus "rassischen" Gründen deportiert: eine grausame Gleichzeitigkeit, für die der Schreibtisch-Nazi Grabherr, der sich nach 1945 selbst entnazifizierte, nie Bedauern gezeigt hat.
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Kurt Greussing (2008): Der Heimatklang des Antisemitismus. Über die Intonation und den Gebrauch bestimmter Wörter
Wie ein Mensch im Vorarlberger Dialekt zum "Jud" wird und warum es auch heute keinen unschuldigen, wertfreien Gebrauch dieses Wortes gibt - das hat mit Sprache zu tun, deren Unter- und Obertöne die Soziolinguistik zu verstehen hilft. Und es hängt mit öffentlichem Reden über die Opfer des Nationalsozialismus nach dessen Ende zusammen: Die Schamlosigkeit im nachträglichen Umgang mit der Brutalität des NS-Regimes rief Scham bei jenen hervor, die diese Brutalität erlitten hatten.
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Kurt Greussing (2007): Gottes langer Schatten. Islamische Kontroversen um Freiheit und Denken
Aufgeregte Zeiten, aufgeregte Debatten: Hier der Versuch einer nüchternen Bestandsaufnahme.
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Werner Bundschuh (2007): Noch fehlen "Deserteurdenkmäler"...
Denkmäler sind Monumente sowohl der Erinnerung als auch der Verdrängung. Ein Beitrag zur Diskussion über den Umgang mit der Kriegs- und NS-Vergangenheit - anhand des Falles Vallaster in Silbertal.
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Franz Valandro (2002/2007): Rechtsextremismus in Vorarlberg nach 1945
Der "weiche" Rechtsextremismus, in Vorarlberg wie im übrigen Österreich nach 1945 ein Teil des politischen Maistream, schafft die Basis für den "harten Rechtsextremismus" der NDP oder der Skinheads. In Vorarlberg hat der Rechtsextremismus eine eigene, auch durchaus gewalttätige, Tradition, die ihn bis heute virulent macht.
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Kurt Greussing (2006): Auf dem Spielplatz der "Neandertaler-Rechten". Ausländer- und moslemfeindliche "VN"-Leserbriefe
Die häufigen VN-Leserbriefe zu Ausländern und zum Islam stammen nicht nur meist vom selben halben Dutzend Schreiber, sie schöpfen auch aus der immergleichen Quelle: aus Zitaten und Behauptungen, die zum Teil seit Jahren im Internet flottieren. Die Leserbriefseite als Recycling-Anlage.
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Leo Haffner (2000): Kultur und Kirche als Machtfaktoren. Ein Beitrag zur Ideologiegeschichte Vorarlbergs
In der Vorarlberger Politik war ein konservativ-autoritäres Verständnis von Kultur und Religion ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ein entscheidender Faktor für die Gestaltung des öffentlichen Lebens. Nach 1945 fand dieses Kultur- und Religionsverständnis seine Fortsetzung in der „Alemannenideologie“, bis sich ab dem Anfang der 1970er Jahre deutliche Gegenstimmen in der Öffentlichkeit erhoben. Leo Haffner zeichnet diesen Prozess mit einer Fülle von Material im Detail nach.
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